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Die Herrin der Rosen - Historischer Roman

Die Herrin der Rosen - Historischer Roman

Titel: Die Herrin der Rosen - Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Worth
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Scham ob meines Ausbruchs im Wald ging ich meinen Pflichten nach. Ich hätte sie nicht verfluchen dürfen, doch ich hatte mich dazu hinreißen lassen, und der Fluch, einmal geäußert, ließ sich nicht zurücknehmen. Ich würde für ihn bezahlen – daran hegte ich nicht den geringsten Zweifel –, aber das minderte meine Schuld nicht. Ich verbrachte noch mehr Stunden an meinem Betpult, flehte um Gnade und betete für John, dass Gott ihm in den finsteren Tiefen seiner Verzweiflung Kraft geben möge, wie auch immer er sich entschied. Dann, eines Tages, kam John wieder nach Hause.
    Er war magerer denn je. Mit seinem Titel hatte er alles verloren, was er zu geben gehabt hatte. Nun war er nur noch eine leere Hülle, kaum fähig, sich durch die Mühen des Lebens zu schleppen. Ich legte den Kopf an seine Schulter, und wir schritten gemeinsam zum Haus. Am Abend saßen wir in unserem Schlafgemach vor dem Feuer und hielten einander in den Armen.
    »Warwick hat aus Frankreich geschrieben«, erzählte John. »Er kehrt mit Marguerite nach England zurück, um Henry die Krone zu erkämpfen.« Er sah mich ängstlich an. »Er bittet mich, mich auf seine Seite zu schlagen, wo ich hingehöre, wie er sagt, und mit ihm zu kämpfen.«
    Ich atmete tief ein und verbot mir zu zittern. Halb freudig, halb furchtsam fragte ich: »Du hast dich entschieden, nicht wahr?«
    »Ich habe keine Wahl. Ich war nicht bei Thomas, und er starb … Ich muss für Warwick da sein.« Johns Züge verfinsterten sich, so sehr rang er mit seinen Gefühlen, nur konnte ich nicht erkennen, welche es waren.
    Also hatte ich recht. Thomas’ Worte verfolgten ihn seit Wakefield, und er gab sich die Schuld am Tod seines Bruders.
    »Mein ganzes Leben habe ich für den Frieden gekämpft und mich bemüht, ein ehrbares Leben zu führen. Aber Friede ist ein Traum, Isobel, und Ehre ein flüchtiges Gut. Wohin ich mich auch wende, ich sehe keine Hoffnung auf Frieden und keinen ehrbaren Ausweg. Sei es richtig oder falsch, ich muss jetzt zu meinem Bruder stehen. Gegen Freunde und Angehörigen zu kämpfen, ist, wie allein gegen einen Sturm anzutreten. Ich kann das nicht mehr.«
    Diese Entscheidung hatte ich mir für ihn gewünscht, und sie war das einzig Richtige für ihn. Nachdem sie gefallen war, fühlte ich nichts – weder Freude noch Verzweiflung oder Zweifel. Nichts.
    Ich legte meine Hand auf seine. »Du hast stets das Richtige getan, John, was nicht viele von sich behaupten dürfen. So sei es, mein Liebster.«
    An dem Abend, als John fortritt, war ich müde und ging beizeiten zu Bett. Ich erwachte aus einem unruhigen Schlummer und fand mich auf einer Decke aus Rosenblüten im Burghof von Warkworth wieder. Fremde wimmelten um mich herum, von denen mich keiner beachtete. Musik spielte. Ich erkannte die keltische Melodie wieder, zu der ich in Tattershall getanzt hatte, und blickte mich nach den Musikanten um, die ich jedoch nicht entdecken konnte. Als ich aufstand, regneten rote und weiße Blütenblätter von mir herab. Ich sah zum Himmel auf, doch dort war niemand zu sehen, nur Zinnen. Dann, rasch wie ein Blitz, erschien John am Burgtor. Er trug seine schimmernde Rüstung und war umgeben von einem Gefolge prächtig gewandeter Ritter. Sein Greifenbanner flatterte im Wind. Mein Herz pochte wild, und ich versteckte mich hinter einer Säule, ehe er mich sehen konnte, denn er ritt nicht auf Saladin, sondern auf König Edwards schwarzem Schlachtross, und er wirkte irgendwie verändert. Als er in den Hof kam, stieg um seine Füße ein Nebel auf, und sein Schlachtross scheute und wieherte vor Furcht. Ich fand es seltsam, dass John darüber lächelte. Er beschwichtigte das unruhige Pferd, doch seine Bewegungen waren dabei so sanft und elegant, als tanzte er mit dem Tier. Dann schaute er in meine Richtung, als wüsste er, dass ich ihn beobachtete, und warf mir eine rote Rose zu. Mein Puls raste, und ich wich weiter hinter die Säule zurück. Nach einem Moment sah ich wieder hin, doch es war niemand mehr da, nur undurchdringlicher Nebel, und im Dunst erblickte ich die rote Rose zu meinen Füßen. Der Burghof war leer. Einzig die Musik spielte …
    Ich riss die Augen auf und stellte fest, dass ich im Bett lag. Draußen war es dunkel. Bloß ein böser Traum, sagte ich mir, holte langsam Luft und starrte in die Nacht. Ich fragte mich, was der Morgen bringen würde.
    Noch bevor der September endete, brach ein neuer Aufstand im Norden aus. König Edwards neuer Earl of Northumberland, Henry

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