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Die Herrin des Labyrints

Die Herrin des Labyrints

Titel: Die Herrin des Labyrints Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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sogar Erfolg. Sie hat viel besser getanzt als sonst.«
    »Natürlich. Tanzen wir nicht alle für die Göttin in uns, wenn wir gut tanzen?«
    »Ach, Halima, wahrscheinlich bin ich langsam zu müde, um deinen komischen Bemerkungen noch folgen zu können. Lass uns zu Bett gehen.«
    »Ja, es ist schon sehr spät, ich zeige dir dein Zimmer.«

KAPITEL 24

    Das Schicksal
    Ehrfürchtig betrachte der kleine Dämon Galla die Göttin, die ihm plötzlich schöner als alles Vorstellbare erschien, und wollte ihr noch einen goldschimmernden Schleier reichen, als ein dumpfes Grollen die Höhle erschütterte. Eine Stichflamme erleuchtete die ganze Halle. Die beiden Eindringlinge erkannten, dass ein gewaltiger Drache sein Haupt erhoben hatte und mit schlaftrunkenen Augen die Umgebung absuchte.
    »Nichts wie weg!«, flüsterte Galla, und die beiden schlichen sich auf Zehenspitzen aus der Höhle, was nicht ganz unbemerkt blieb, denn die Göttin klingelte und raschelte, glitzerte und funkelte, was das Zeug hielt. Darum rannten beide so schnell sie konnten los, um die Höhle und den wutschnaubenden Drachen hinter sich zu lassen. Heftig atmend fanden sie schließlich ein Versteck hinter dem Stamm eines riesigen Baumes und setzten sich dort nieder, um zu verschnaufen. Hier saßen sie nun tief unten an den Wurzeln des Weltenbaumes um den Brunnen der Weisheit, an dem die Uralten Weberinnen warteten.
    »So, so, bis hierhin bist du nun gekommen«, hörten sie eine brüchige Stimme, und drei schwarzgewandete Frauen, die am Rande des Brunnens gesessen hatten, näherten sich der Göttin und ihrem Begleiter.
    »Uiii, sehen die grässlich aus«, rief der kleine Dämon und versteckte sich hinter der Göttin. Auch sie beobachtete die dunklen Frauen ängstlich, aber von ihnen schien keine Bedrohung auszugehen, nur unendliche Weisheit und Macht. Darum zerrte die Göttin den kleinen Dämon hinter sich hervor und gab ihm einen Stups ins Kreuz.
    »Hab’ dich nicht so, Galla. Wo bleibt deine Höflichkeit?«
    Freundlich nickte eine der Alten und beruhigte die Ankömmlinge: »Keine Angst, Junior. Wir sind nur ein paar alte Weberinnen.«
    »Weberinnen?«, fragte Galla mit zittriger Stimme. »Nur Weberinnen? Was webt ihr denn?«
    »Das Muster des Schicksals, du kleines Scheusal«, beschied ihn eine der Frauen und kicherte. Es war kein besonders hübscher Laut.
    »Ich glaube, ich möchte hier weg«, jammerte Galla, und die Göttin musste ihn fest am Handgelenk packen, damit er ihr nicht ausbüxte.
    »Was wollt ihr hier am Quellbrunnen der Weisheit?«, fragte dann eine andere der drei Frauen, und die Göttin erklärte ihr: »Wir suchen einen Weg in die obere Welt. Könnt ihr uns dabei helfen?«
    »Das könnten wir schon. Wenn du uns eine einfache Frage stellst, auf die wir eine dreifache Antwort geben können, werden wir euch helfen.«
    Die Göttin strengte sich richtig an, um eine solche ganz einfache Frage zu formulieren, und schließlich sah sie die drei Frauen an und fragte: »Wer seid ihr?«
    »Ich bin, die du warst«, antwortete die erste mit den langen weißen Haarsträhnen.
    »Ich bin, die du bist«, sagte die zweite und enthüllte ein scharlachrotes Kleid unter dem schwarzen Umhang.
    »Ich bin, die du sein wirst«, sagte die dritte und legte ihr Gewand ab. Darunter erschien vor den Augen der Göttin ein schreckliches, nacktes schwarzes Weib.
    Und der Ruf ertönte wieder. Laut und fordernd war er, und die Göttin fühlte, wie sie angezogen wurde von der, die so eindringlich nach ihr verlangte.

KAPITEL 25

    Über die Grenze nach außen
    Der Abend bei Halima hatte mir einigen Anlass zum Nachdenken gegeben, aber bei Tageslicht besehen erschienen mir viele Äußerungen, die ich zu mitternächtlicher Stunde und im Bann von Halimas immer ein wenig undurchsichtiger Ausstrahlung ganz überzeugend gefunden hatte, doch wieder ein bisschen überzogen. Vor allem musste ich einige Tage lang alles Mysteriöse zur Seite schieben und mich auf einen zweiwöchigen Weiterbildungskurs konzentrieren, den ich für meine Diplomarbeit brauchte. Auch die Suche nach meiner Vergangenheit blieb dabei auf der Strecke, die ganz realen Anforderungen des Lebens verlangten meine ungeteilte Aufmerksamkeit.
    Die Beschäftigung mit der Diplomarbeit empfand ich nicht als besonders belastend, das lag vermutlich an meiner größeren Praxis- und Lebenserfahrung. Ich kam zwar dabei auch wieder mit den Studenten zusammen, aber die meisten waren eben zehn und mehr Jahre jünger als ich und

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