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Die Herrin des Labyrints

Die Herrin des Labyrints

Titel: Die Herrin des Labyrints Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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noch einmal für mich die Choreographie durchzutanzen.
    Das war ein Fehler, der mir allerdings erst bewusst wurde, als Halima vor mir stand und mit einer heftigen Handbewegung die Luft vor mir vom Kopf bis zum Bauch zerschnitt. Ich taumelte, als hätte man die Drähte, an denen ich hing, gekappt, und sie stützte mich, bevor ich hinfallen konnte.
    »Nicht, Amanda. Noch nicht«, sagte sie und führte mich aus dem Raum. Die drei anderen sahen mir verwundert nach.
    »Hier ist der Schlüssel zu meiner Wohnung. Ein Stockwerk höher, du kannst es nicht verfehlen. Dusch dich und zieh eine der Galabijas an, die im Badezimmer hängen.«
    »Warum passiert mir das, Halima?«, fragte ich sie, als wir eine halbe Stunde später bei einem leichten Abendessen in ihrem hellen, gemütlichen Wohnzimmer zusammensaßen.
    »Weil du die Welten nicht getrennt hältst.«
    »Welche Welten?«
    »Sagen wir mal ganz einfach, die innere und die äußere. Oder die reale und die andere Welt. Manche nennen sie auch die untere und die obere Welt. Es gibt viele Bezeichnungen dafür, und nicht alle Menschen sind so begabt dafür wie du, zwischen ihnen zu wechseln.«
    »Da haben wir es wieder. Du sprichst in Rätseln.«
    »Tue ich das wirklich? Hat dir deine einzige und beste Freundin Nicole das nicht erklärt?«
    »Und jetzt spottest du wieder über Nicole. Was hast du gegen sie?«
    »Ich habe etwas gegen Dilettanten. Sie sind gefährlich.«
    »Meine Güte, nicht jeder hat soviel Ehrgeiz, eine perfekte Tänzerin zu werden.«
    »Richtig, da dilettiert sie auch nur herum. Ich meine aber ihre dümmlichen Versuche, sich der Magie und der Mysterien zu bedienen.«
    »Was bitte willst du denn damit sagen, Halima?«
    »Dann werde ich wohl mal sehr deutlich werden. Nicole gibt sich der Vorstellung hin, eine der modernen Hexen zu sein, stimmt es nicht?«
    Jetzt war ich ernsthaft verblüfft. Genau so etwas hatte Nicole auch von Halima behauptet. In was für eine abstruse Gesellschaft war ich nur geraten? Aber die Neugier überwog dann doch.
    »Woran willst du das denn erkannt haben?«
    »Wenn ich wirklich geheimnisvoll bleiben wollte, dann würde ich dir jetzt etwas von ihrer grünen Aura oder solchen Unsinn erzählen, aber das war gar nicht nötig, sie trägt ja die Standesabzeichen offen am Hals.«
    »Du meinst, den Anhänger, dieses silberne Sternchen?«
    »Ein Pentagramm, sicher, das meine ich.«
    »Aber das oder andere Amulette tragen doch viele andere auch und sind deshalb nicht gleich Hexen oder so was?«
    »Amanda, ich habe mir in meinen paar und vierzig Lebensjahren ein klein wenig Menschenkenntnis angeeignet. Glaub mir,Nicole kann ich ganz gut beurteilen. Ich habe doch nicht falsch gelegen, oder?«
    »Na ja, es stimmt. Sie kennt sich mit solchen Dingen wie Räucherwerk und Salbölen aus und führt manchmal Rituale durch.«
    »Und hat dich sicher zu bestimmten Feiertagen auch schon mal gebeten, solche Rituale mitzumachen …«
    Das hatte sie ein paarmal zu Beginn unserer Freundschaft versucht, aber mir hatten solche Tage wie Beltane oder Candlemas nicht viel gesagt. Darum hatte sie es wohl aufgegeben, mich dazu überreden zu wollen.
    »Es ist ja ausgesprochen interessant, dass du soviel darüber weißt«, sagte ich mit einem leichten Grinsen irgendwo in den Raum hinein. »Ob du wohl auch zu dieser eigenartigen Zunft gehörst?«
    »Ich? Ich bin nur eine dumme, alte Ägypterin, die ungelenken, dicken deutschen Frauen versucht, eine Idee von Tanz zu vermitteln.«
    »Das war ein glatter verbaler Mord, Halima! Denn wenn du etwas nicht bist, dann dumm und alt. Über die Ägypterin weiß ich nichts, aber auch das möchte ich bezweifeln.«
    »Von Geburt an ja, aber nach meiner Heirat habe ich die deutsche Staatsbürgerschaft erworben.«
    »Demnach hast du wirklich dein Leben gründlich in die Hand genommen, nachdem du mich oder jenes andere Kind losgeworden bist.«
    »Sag das nicht so bitter, Amanda. Ich war erst siebzehn, und ich musste hart kämpfen. Aus deiner Bemerkung schließe ich aber, dass du noch nichts weiter gefunden hast, was dir helfen könnte?«
    »Nein, nur ein paar alte Gartengeräte und schmierige Fahrradketten. Ich habe die Garage aufgeräumt.«
    »Ist ja sicher auch ganz nützlich gewesen. Gibt es noch andere Stellen, an denen du etwas finden könntest?«
    »Das Haus habe ich mehr oder weniger auf den Kopf gestellt. Ich wüsste nichts mehr. Wenn es wirklich etwas gab, dann haben meine Eltern es wahrscheinlich vernichtet, damit ich später

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