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Die Herrin des Labyrints

Die Herrin des Labyrints

Titel: Die Herrin des Labyrints Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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Sandelholz?«
    »Idiotischerweise ja. Es macht mich wütend.«
    »Bist du sicher, dass es Wut ist?«
    Halima führte mich aus dem Schlafzimmer wieder zurück ins Wohnzimmer. Sie ließ mir Zeit, mich zu sammeln, und dafür war ich ihr dankbar. Sie dimmte das Licht, zündete ein paar Kerzen an und goss mir noch ein Glas Tee ein. Ich war verwirrt, viel zu verwirrt, um selbst mit alldem fertig zu werden, und darum erzählte ich Halima von Damon, weil ich hoffte, sie würde mich verstehen.
    »Auf diese Weise hat mein Tanzen schon einmal mein Leben zerstört. Aber ich kann es nicht lassen, es ist wie eine Sucht. Warum ist das so, Halima? Was sind das für Welten, die ich nicht trennen kann?«
    »Eins nach dem anderen, Amanda. Ich habe dir vorhin schon einmal gesagt, du gehörst zu denjenigen, die leicht die Welten wechseln können. Solche Menschen gibt es überall und gab es auch schon immer, und wer Glück hatte, wurde früher darin unterwiesen, sorgsam und verantwortungsvoll mit dieser Gabe umzugehen. In meinem Land hatte ich vor langer Zeit eine Lehrerin, die mir geholfen hat, bewusst zu wandern. Es war eine sehr alte Frau, die mich fand, als ich in gewaltigen Schwierigkeiten steckte und beinahe gestorben wäre. Danach wurde mein Leben noch einmal anders, aber das ist eine andere Geschichte.«
    »Eine Hexe?«
    »So nennt man sie wohl. Man kann sie auch als weise Frau bezeichnen. Ich finde aber das Wort, das hier verwendet wird, vielpassender. Man sagt Zaunreiterinnen zu solchen Frauen oder
hagazussa
, ›die auf der Hecke sitzt‹. Die Grenze zwischen den Welten, Amanda, kann man überschreiten. Wenn man es zufällig tut, landet man meist sehr unsanft auf der anderen Seite, und dann passieren solche Dinge, wie du sie erlebt hast. Man kann aber auch ganz bewusst über den Zaun steigen und erkunden, was es dort gibt. Das solltest du lernen, denn die zufälligen Erlebnisse kannst du nicht abstellen. Vor allem aber darfst du keine Experimente machen, auch wenn Nicole dir so etwas vorschlägt!«
    »Du glaubst, sie will mir schaden. Das Gleiche glaubt sie aber auch von dir.«
    »Selbstverständlich. Sie hat ja Angst vor mir, und ich habe sie beleidigt. Das ist mein übler Charakterzug. Aber entweder kommt sie darüber hinweg, oder sie lernt etwas daraus.«
    »Gut, lassen wir Nicole erst einmal beiseite. Was habe ich denn Positives davon, wenn ich, wie du sagst, bewusst die Welten wechsele?«
    »Du kannst die dort existierenden Kräfte wecken und für dich nutzen.«
    »Magie und Zauberei?«
    »Magie ja, Zauberei nein.«
    »Gibt es da einen Unterschied?«
    »Zauberei ist sozusagen die Schreibmaschine benutzen, Magie ist es, wenn anschließend ein inspiriertes Gedicht auf dem Papier steht. Zauberei ist Handwerk, Kreativität ist Magie.«
    Halima hatte mich vollkommen gefangen genommen mit ihrer Erläuterung, und bruchstückweise kamen mir manche Aussagen von Nicole ins Gedächtnis.
    »Sie hat einmal gesagt, sie habe einen Erfolgszauber für ihren Freund gemacht. Und gegen dich hat sie einen Schutzzauber für mich veranstaltet.«
    »Der kann nicht sonderlich wirkungsvoll gewesen sein. Deine Freundin kennt gerade mal das Alphabet, sie kann noch nicht einmal die Tastatur benutzen, um bei dem Vergleich zu bleiben.«
    »Ja, aber wie kann sie mir denn damit schaden?«
    »Du hast den Zugriff zu den inspirierenden Funken, kannstaber nicht schreiben. Wenn du also die falschen Tasten drückst, dann könntest du gegebenenfalls statt der lyrischen Verse eine Horrorstory aufwecken.«
    »Und wenn Nicole die falschen Tasten drückt?«
    »Passiert nichts, denn sie hat noch nicht erkannt, dass es überhaupt eine Grenze gibt, die man überschreiten kann.«
    »Langsam fange ich an zu verstehen. Auch wenn das alles reichlich starker Tobak ist, den du mir hier auftischst. Aber angenommen, deine Erklärung stimmt, was sind das denn für Kräfte, die man da in Bewegung setzt?«
    »Oh, sie haben viele Namen, viele Bezeichnungen. Jede Zeit hat andere, jede Kultur nennt sie anders, aber letztendlich sind sie doch alle gleich. In der Astrologie sind es die Planeten, bei deinen Vorfahren, den Germanen, sind es die Runen gewesen, meine Vorfahren beschrieben sie in den unzähligen Göttern und Göttinnen.«
    Mir fiel Nicoles letzte kleine Zauberei ein, die ganz offensichtlich gewirkt hatte, und ich erzählte lächelnd: »Als wir gestern gemeinsam geübt haben, hat Nicole vor dem Tanzen ein paar seltsame Gesten gemacht, um eine Göttin anzurufen. Das hatte

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