Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Herrin von Avalon

Die Herrin von Avalon

Titel: Die Herrin von Avalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
Vom Netzwerk:
von uns? Was sollen wir deiner Meinung nach tun?«
    Carausius suchte nach einer Eingebung auf der bemalten Wand, wo ein Jupiter, der sehr Diocletian ähnelte, einem Hercules mit dem Gesicht von Maximian einen Lorbeerkranz auf die Stirn drückte.
    »Ihr müßt eure Pflicht als Stadtväter erfüllen. Ihr seid es gewohnt, für alle öffentlichen Arbeiten und öffentlichen Gebäude zu bezahlen. Ich bitte euch nur, etwas von diesen Geldern für die Verteidigung eurer Städte zur Verfügung zu stellen. Helft mir, meine Festungen zu bauen und meine Soldaten zu verpflegen!«
    »Damit hast du sie an ihrer empfindlichsten Stelle getroffen«, murmelte Allectus, als im Saal aufgeregte Stimmen laut wurden.
    »Es ist eine Sache, unsere Städte zu bauen«, rief Pollio schließlich über den Tumult hinweg und machte sich damit zum Sprecher von allen. »Das war schon immer unsere Aufgabe, obwohl die Mittel dazu kaum ausreichen. Aber die Verteidigung ist Sache des Kaisers. Warum sonst zahlt unser Volk so hohe Steuern? Warum schicken wir soviel Geld nach Rom? Wenn wir auch noch unsere Verteidigung bezahlen sollen, wer bietet uns dann die Sicherheit, daß Rom diese Mittel nicht in Syrien vergeudet oder den nächsten Feldzug gegen die Goten finanziert?«
    »Ich bin der Ansicht, die Steuern, die in Britannien erhoben werden, sollen zur Unterstützung unserer Regierung im Land bleiben. Dann werden wir auch ohne Zögern die Verteidigungskosten übernehmen«, erklärte Fürst Eiddin Mynoc. »Aber es ist nicht gerecht, alles zu nehmen und nichts zu geben!«
    Die Wände dröhnten vom Beifall aller im Saal.
    »Der Kaiser muß uns helfen!« rief einer. »Wenn du Diocletian um Hilfe bittest, werden wir an deiner Seite sein. Aber er muß uns helfen. Jeder, der sich Kaiser von Britannien nennen will, muß sich diesen Titel erst verdienen!«

    »Was willst du nun tun?« fragte Teleri.
    Cerialis hatte das Abendessen in seinem Garten auftragen lassen. Die lange sommerliche Dämmerung warf einen goldenen Schleier über Büsche und Bäume. Vom Fluß hörten sie das sanfte Klatschen der Wellen im Schilf. Es war ein friedlicher Abend. Jedes Gespräch über Krieg schien ein Frevel zu sein, der den Zauber der Natur entweihte.
    »Wir werden den Kaiser benachrichtigen«, erwiderte Carausius leise, als fürchte er, jemand könnte seine Worte hören, obwohl nur Allectus und Aelius in der Nähe waren. »Natürlich müssen wir das tun. Aber ich weiß, daß die kaiserlichen Kassen leer sind. Deshalb mache ich mir keine große Hoffnung, von Rom finanzielle Unterstützung zu erhalten.«
    Er leerte den Becher und ließ ihn sich von einem Sklaven wieder füllen. »Ich verstehe einfach nicht, wie ihr Britonen so blind sein könnt! Es bedeutet nur Ärger, wenn wir den Kaiser um Mittel bitten, die er für das ganze Reich braucht! Ich möchte zum Wohl von Britannien von euch allen nur ein kleines Opfer.«
    »Genau da liegt das Problem«, erklärte Cerialis. »Es ist schwierig genug, meine Landsleute dazu zu bewegen, einmal über die eigenen Stadtmauern hinaus zu blicken. Aber es ist unmöglich, von ihnen zu verlangen, daß sie sich um das Gedanken machen, was jenseits des Kanals liegt. Für die Verteidigung von Britannien würden sie zahlen, aber nicht für das Reich ... «
    »Ich habe getan, was ich tun konnte, um Geld aufzutreiben. Aber unsere Mittel reichen einfach nicht aus«, sagte Allectus mit einem entschuldigenden Schulterzucken.
    »Unsere Mittel ... « wiederholte der Navarch. Er stützte den Kopf auf die Hand und blickte nachdenklich auf den Boden. »Die Götter wissen, ich habe versucht, mich an die Regeln und Vorschriften zu halten! Aber wenn meine Aufgabe verlangt, mich darüber hinwegzusetzen, dann wird mir nichts anderes übrigbleiben.« Er hob den Kopf und fügte hinzu: »Wenn wir ein Piratenschiff aufbringen, steht mir selbst nach kaiserlichem Gesetz ein Anteil der Beute zu. Von nun an wird Britannien ebenfalls seinen Anteil am Verkauf der Beute haben. Ich überlasse es dir, Allectus, unsere Berichte so abzufassen, daß alles verschwommen genug bleibt, um niemanden auf das aufmerksam zu machen, was wir hier tun.«

13. Kapitel
    Der Pfiff des Wächters hallte klar und deutlich über den Sumpf. Am Fuß des Tors wurde er aufgenommen, und ein lauter Ruf gab die Nachricht weiter.
    Es kommt jemand. Teilt die Nebel und ruft das Boot, das ihn nach Avalon bringt!
    Dierna legte den langen Schleier über Kopf und Schultern. Eine ungewohnte Erregung ließ ihr Herz

Weitere Kostenlose Bücher