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Die Herrin von Avalon

Die Herrin von Avalon

Titel: Die Herrin von Avalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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griff sie nach der Öllampe und ging in das Schlafgemach, um Carausius zu wecken.
    Aus militärischer Sicht waren die Operationen der Flotte im großen und ganzen erfolgreich. Diernas Visionen erwiesen sich jedoch nicht immer als richtig, und Teleri konnte nie sicher sein, daß sie richtig verstand, was Dierna ihr mitteilen wollte. Auch kam es vor, daß Carausius sich auf hoher See befand und nicht benachrichtigt werden konnte.
    Doch wie die Hohepriesterin versprochen hatte, verschaffte das Bündnis mit Avalon dem Navarchen einen Vorteil. Es gelang ihm zwar nicht, den Feind vernichtend zu schlagen, doch er vermochte wenigstens eine Art Gleichgewicht zu halten. Die Römer waren nicht immer zur Stelle, um Plünderungen zu verhindern, aber sie kamen überraschend schnell, um sich an den Piraten zu rächen. Die Handelsschiffe, die von Britanniens Häfen ausliefen, füllten sich mit Beutestücken, die Carausius nach Rom schickte.
    Am Ende des Sommers, als das Gras gemäht war und die Gerste heranreifte, berief Carausius die britonischen Führer aus allen Gebieten entlang der Küste zu einem Treffen ein. Sie versammelten sich in der großen Basilika von Venta Belgarum. Dorthin konnten alle ohne großen Aufwand reisen, und der Saal war groß genug, um den Anwesenden Platz zu bieten.

    Carausius erhob sich und richtete die Falten der Toga, damit sie so korrekt fielen, wie man es von den römischen Statuen her kannte. In den vergangenen zwei Jahren war er gezwungen, dieses unbequeme Kleidungsstück so oft zu tragen, daß er sich allmählich damit abfand. Er hob die Hand und gab damit das Zeichen, daß die Versammlung eröffnet war.
    »Meine Freunde, ich besitze nicht die Rednergabe, wie man sie in Rom lernen kann. Ich bin Soldat. Wenn ich nicht den Auftrag hätte, den Dux tractus Armoricani et Nervicani pflichtgetreu in die Tat umzusetzen, wäre ich nicht hier. Wenn ich also mit der unverblümten Offenheit des Soldaten spreche, dann bitte ich darum, mir das zu verzeihen.«
    Carausius machte eine Pause und blickte auf die Männer, die ebenfalls ihre Togen trugen und auf den Bänken vor ihm saßen. Nach der Kleidung der Versammelten zu urteilen, hätte er vor dem Senat von Rom stehen können. Doch hier und da verriet ein Gesicht mit heller Haut und rötlichen Haaren die keltische Herkunft. Und die fein gemeißelten Züge vieler sprachen sogar von einer Abstammung von noch älteren Volksstämmen.
    »Ich habe euch hierher gerufen«, fuhr er fort, »um über die Verteidigung des Landes zu sprechen, in dem ihr geboren worden seid und das mir zur Heimat geworden ist.«
    »Die Verteidigung ist Aufgabe des Militärs«, rief ein Mann aus dem Saal. »Du hast gute Arbeit geleistet. Aber was habe ich damit zu tun?«
    »Es könnte besser um unsere Verteidigung bestellt sein«, erwiderte ein anderer. Dann sagte er zu Carausius: »Vor zwei Monden haben die Piraten Vigniacis überfallen und alles zerstört. Wo bist du damals gewesen?«
    Carausius dachte nach, aber Allectus, der neben ihm saß, flüsterte ihm zu. »Der Mann heißt Trebellius, und ihm gehört eine Bronzegießerei. Er liefert viele Beschläge und Zubehör für unsere Schiffe.«
    »Ich habe ein Piratenschiff verfolgt, das ein Handelsschiff versenkt hat, auf dem sich Waren von dir befanden«, erwiderte der Navarch. »Ich möchte dir bei dieser Gelegenheit versichern, daß deine Bronze für uns von großer Bedeutung ist. Ich bete zu den Göttern, daß deine Sklaven bald wieder mit der Arbeit beginnen können. Ich werde alles tun, was in meinen Kräften steht, um die Herstellung so wichtiger Handelsgüter nicht zu gefährden.«
    Im Saal hörte man beifälliges Gemurmel.
    »Die Flotte tut für uns wirklich alles, was sie kann, Trebellius. Wir sollten uns nicht beklagen«, erklärte Pollio, der am Zustandekommen der Versammlung mitgewirkt hatte.
    »Wir geben unser Bestes«, bestätigte Carausius. »Aber manchmal ist das einfach nicht genug, wie unser Freund hier deutlich gemacht hat. Uns stehen nur die Schiffe zur Verfügung, die wir haben. Sie können nicht überall gleichzeitig sein.« Carausius hob die Stimme und verlieh seinen nächsten Worten noch mehr Nachdruck. »Wenn wir die vorhandenen Festungen verstärken und noch weitere bauen würden und wenn wir die Schiffe hätten, um sie zu versorgen, dann müßtet ihr nicht mehr über geplünderte Häuser und niedergebrannte Siedlungen klagen.«
    »Das ist alles schön und gut!« rief ein Mann aus Clausentum. »Aber was erwartest du

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