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Die Herrin von Avalon

Die Herrin von Avalon

Titel: Die Herrin von Avalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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seinem Rang oder seiner Macht in der römischen Welt zu verdanken, sondern einem Traum Diernas. Sie freute sich jedoch, daß der Navarch ihrer Einladung Folge geleistet hatte, obwohl er im Sommer mehr als sonst von seinen Pflichten in Anspruch genommen wurde. Die römische Flotte hatte sehr große Erfolge zu verzeichnen und reiche Beute gemacht. Der Gewinn wurde zum schnellen Ausbau der Flotte und zur Verstärkung der Küstenfestungen verwendet.
    Die Priesterinnen in ihren blauen Gewändern erwarteten den Gast unter den Apfelbäumen. Hinter ihnen standen weißgekleidete Druiden. Als sich die Barke dem Ufer näherte, begannen sie zu singen.
    »Was sagen sie?« fragte Carausius, denn er verstand die alte Sprache nicht.
    »Sie grüßen den Verteidiger des Landes, den Sohn der hundert Könige ... «
    Er wirkte bestürzt. »Das ist eine zu große Ehre, wenn das mir gelten soll. Mein Vater besaß nicht viel mehr als ein Boot, das diesem gleicht, und ist damit in der Mündung des Rheins im Dienste von Kaufleuten gefahren.«
    »Die Seele besitzt einen Adel, der die körperliche Herkunft übersteigt. Aber darüber werden wir ein anderes Mal ausführlicher sprechen«, erwiderte sie.
    Die Barke legte an, und Carausius ging an Land. Crida trat vor und reichte ihm zum Willkommen in einem einfachen irdenen Becher das klare, nach Eisen schmeckende Wasser der heiligen Quelle. Dierna sah mit Erleichterung, daß der Schleier ihr Gesicht verbarg, so daß der Navarch die Mißbilligung der Priesterin nicht wahrnahm.
    Nach der Begrüßung überließ sie den Gast Lewal. Er würde ihm die Gebäude der Gemeinschaft zeigen und ihn mit den Druiden bekannt machen. Dierna ging mit den Priesterinnen an die Erledigung der täglichen Pflichten. Erst nach dem Abendessen trafen sie wieder zusammen.

    »Die Priesterschaft der Druiden hält im Licht des Tages ihre Rituale auf dem Tor ab«, sagte Dierna, als sie sich mit Carausius dem Prozessionsweg näherte. »In der Nacht gehört der Platz den Priesterinnen.«
    »Die Römer sagen, Hekate herrscht in den Stunden der Dunkelheit, und die Hexen sind ihre Töchter. Sie nutzen das fehlende Licht, um Taten zu verbergen, die sie bei Tag nicht wagen würden.«
    »Glaubst du, wir seien Zauberinnen?« Der lange Weg nach oben lag vor ihnen. Zwei hohe Steinsäulen markierten den Anfang. Sie blieb stehen und sah ihn an. Die Spannung, die ihn beim Anblick des heiligen Weges erfaßte, war deutlich an der Haltung des Kopfes und den etwas hochgezogenen Schultern zu erkennen. »Nun ja, es gibt Zeiten, in denen die Zukunft des Landes auf dem Spiel steht. In solchen Augenblicken greifen wir manchmal mit unseren Mitteln in das Geschehen ein. Aber ich versichere dir: Ich möchte nur das Beste, und ich werde dich nicht mit einem Zauber an uns binden.«
    Sie ging weiter, und er folgte ihr zwischen den Säulen hindurch, blieb aber wieder stehen und hob beide Hände an die Augen.
    »Vermutlich mußt du das nicht ... Hier gibt es bereits genug Zauberkräfte, um jeden zu verwirren.«
    Dierna wich seinem besorgten Blick nicht aus. »Du kannst es also fühlen! Ich weiß, du bist mutig, Carausius. Wenn du dich jetzt nicht verunsichern läßt, wird dir der Tor keinen Schaden zufügen. Soviel will ich dir jedoch verraten. Wenn das, was ich gesehen habe, der Wahrheit entspricht, dann gehst du diesen Weg nicht zum ersten Mal ... «
    Carausius erwiderte nichts, sondern folgte ihr schweigend. Der Mond würde am nächsten Abend voll sein. Er ging über den Hügeln auf und zog von Osten nach Westen über den Himmel. Sie kamen vom Dunkeln ins Licht und wieder zurück, während sie beim Aufstieg immer wieder um den Hügel herumgingen. Als sie den Gipfel erreicht hatten, stand der Mond direkt über ihnen. Die Ringsteine warfen schwarze und klar erkennbare Schatten auf den Boden innerhalb des geweihten Kreises. Doch der Altar in der Mitte befand sich voll im silbernen Licht. Eine Schale mit Wasser stand darauf, die von innen her zu leuchten schien. »Herrin, warum hast du mich hierher gebracht? Ich bin Soldat und kein Priester. Ich weiß nichts über geistige Dinge. Alles, was ich im Leben erreicht habe, verdanke ich meinem Verstand und der Kraft meiner Hände.«
    Seine Worte klangen rauh, aber die Stimme bebte. Sie wußte, er versuchte das zu leugnen, was ihm sein Bewußtsein erschließen wollte.
    »Sei ruhig, Carausius«, erwiderte sie leise und trat auf die andere Seite des Altars.
    »Wenn du an Deck deines Schiffes stehst, lauschst du dann

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