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Die Herrin von Avalon

Die Herrin von Avalon

Titel: Die Herrin von Avalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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verbrachten den Winter in Dubris. Teleri hatte erwartet, sie würde die Stadt hassen, da es nicht Avalon war. Aber das Haus auf den weißen Klippen, in dem Carausius mit ihr wohnte, erwies sich als angenehm. Die großen blonden Cantiacer, die sich von den lebenslustigeren Menschen des Westens unterschieden, waren freundlich und nahmen sie gut auf. Ihr Gemahl war häufig abwesend und überwachte den Bau der Festung in Portus Adurni oder nahm sich der Verstärkung der Verteidigungswälle von Dubris an.
    Ein Teil der Beute, die Carausius den Piraten wieder abgenommen hatte, als er sie einen Tag nach seiner Hochzeit vernichtend schlug, wurde den Besitzern zurückgegeben. Er bat Rom um Erlaubnis, alles verkaufen zu dürfen, was nicht zurückgegeben werden konnte. Der Erlös sollte der Verteidigung der Küste dienen.
    Auch zu Hause verbrachte Carausius die meiste Zeit mit seinen Offizieren, studierte Seekarten und besprach Kampfstrategien. Anfangs war Teleri erleichtert, ihn so selten zu sehen. Noch immer fiel es ihr schwer, sich damit abzufinden, keine Priesterin in Avalon zu sein. Sie hatte sich geschämt, Dierna von ihren Ängsten zu erzählen und ihr zu gestehen, daß jede Berührung eines Mannes die Erinnerung an die versuchte Vergewaltigung wachrief. Dank der auf Avalon gelernten Disziplin gelang es ihr jedoch, ihre Gefühle unter Kontrolle zu halten. Wenn er mit ihr schlafen wollte, mußte sie nur das Bewußtsein vom Körper lösen. Dann empfand sie nichts - weder Schmerzen noch Angst. Es war ihr nicht in den Sinn gekommen, daß Carausius etwas davon merken würde, aber nach einer Weile wurde sie den Verdacht nicht los, daß er ihr bewußt aus dem Weg ging. Das weckte ihre Neugier, und sie gab sich von da an besondere Mühe, ihm das Gefühl zu geben, daß sie sich über seine Anwesenheit freute. In den dunklen Tagen mitten im Winter verbrachte er mehr Zeit bei ihr im Haus und lud auch die höheren Offiziere ein.
    Teleri war oft mit Allectus zusammen. Sie hörte verständnisvoll zu, wenn er sich darüber beklagte, daß ihn der Dienst beim Militär an den Rand seiner Kräfte und seiner Geduld brachte.
    »Das ist alles so umständlich!« rief er, als sie am Kliff entlanggingen. »Die Steuern werden in Britannien erhoben und den ganzen langen Weg nach Rom gebracht. Wenn der Kaiser und seine Beamten es für richtig halten, fließt ein kleiner Anteil wieder zurück. Kein Kaufmann könnte auf diese Weise Geschäfte machen oder Gewinne erwirtschaften.« Er durchbohrte sie mit seinen dunklen Augen. »Wäre es nicht sehr viel vernünftiger, einmal auszurechnen, wieviel wir für die Verteidigung von Britannien brauchen? Dann könnte man diese Summe von den Steuereinnahmen gleich hier behalten!«
    Teleri nickte. Gewiß, seine Argumente klangen einleuchtend. Sie wußte, daß die zivile Verwaltung zum großen Teil von den Geldern der Magnaten finanziert wurde, die die städtischen Magistratsposten bekleideten. Es war Teleri nie zuvor bewußt geworden, welche Probleme bei der Verteidigung der ganzen Provinz entstanden.
    »Könnten wir nicht Abgaben von allen erheben, die durch die Festungen von Carausius geschützt werden?« fragte sie.
    »Uns wird keine andere Wahl bleiben, wenn Maximian nicht mehr Geld zu Verfügung stellt.« Allectus blieb stehen und blickte auf das Meer hinaus. Teleri fand, daß ihn das Militärleben vorteilhaft verändert hatte. Der durchdringende Blick war derselbe, aber das regelmäßige Exerzieren hatte seine Haut gebräunt. Er hielt sich aufrechter und hatte mehr Muskeln bekommen.
    »Ich habe Geld zu einem guten Prozentsatz verliehen. Es muß Anfang des Frühlings zurückgezahlt werden und wird uns Gewinn einbringen. Aber man braucht sehr viel mehr Geld, um damit wirklich Geld zu machen. Ich finde deinen Vorschlag, von den Stadtvätern Abgaben zu verlangen, ausgezeichnet.« Er sah sie mit dem strahlenden Lächeln an, das sein Gesicht jedesmal völlig veränderte. »Aber nicht nur vernünftige Argumente werden notwendig sein, um unseren Leuten Gold zu entlocken. Sie werden nur großzügig sein, wenn sie dadurch ihre Nachbarn beeindrucken können. Es übersteigt jedoch ihre Vorstellungskraft, zu erkennen, welche Vorteile es bringt, Verteidigungsanlagen auf dem Gebiet eines anderen Stammes zu finanzieren.« Er runzelte die Stirn und rief dann bittend: »Du mußt mich begleiten, Teleri, und sie mit deiner Anmut dazu bringen, großzügig zu sein! Deinem Lächeln kann niemand widerstehen ... «
    Sie errötete

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