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Die Herrin von Avalon

Die Herrin von Avalon

Titel: Die Herrin von Avalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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und dachte, daß der Dienst bei Carausius aus Allectus einen Mann gemacht hatte. Noch vor einem Jahr hätte er ein solches Kompliment nicht über die Lippen gebracht.

    Es wurde etwas wärmer, obwohl die Stürme noch immer über das Land brausten. Carausius beschloß, seinen Wohnsitz in die Festung zu verlegen und nahm Teleri mit.
    Das Bündnis mit Fürst Eiddin Mynoc und die Ausstrahlung von Avalon brachten ihm großen Nutzen. Aber beides war nicht der eigentliche Grund für die Heirat gewesen. Es wurde Zeit, herauszufinden, ob sich die andere, die geheime Absicht mit Teleri verwirklichen ließ. Sie zog sich gewöhnlich früh zurück. Das fiel nicht weiter auf, da Carausius die Abende mit seinem Stab verbrachte. Niemand wußte, daß sie in den frühen Morgenstunden, lange bevor es hell wurde, bereits wieder aufstand und in das Wasser der silbernen Schale blickte. Sie beruhigte den Fluß ihrer Gedanken und wartete auf eine Nachricht von Avalon.
    Anfangs fiel es ihr schwer, sich zu konzentrieren, aber mit der Zeit stellte sie fest, daß diese Stunden für sie die kostbarsten des ganzen Tages wurden. In der großen Festung schliefen alle, und sie konnte in der durch nichts gestörten Stille fast glauben, im Haus der Jungfrauen zu sein. Teleri beschäftigte sich damit, über die Dinge nachzudenken, die sie dort gelernt hatte. Zu ihrer Überraschung stellte sie fest, daß sie sich beinahe an alles erinnerte und daß das Verständnis dessen, was man sie gelehrt hatte, inzwischen sehr viel größer geworden war.
    Am Anfang des Frühlings dachte sie eines Morgens eher mit Bedauern als mit Zorn an Dierna, wie das sonst meist der Fall gewesen war. Die Veränderung ihrer Haltung schien eine Bewegung auszulösen, als habe man einen Stein vor einer Öffnung entfernt und das aufgestaute Wasser könne wieder fließen. Zu ihrer Verblüffung sah sie plötzlich das Gesicht der Hohepriesterin.
    An dem Ausdruck der Augen konnte Teleri erkennen, daß Dierna auch sie sah. Es gab ihr einen Stich ins Herz, als ihr bewußt wurde, daß Dierna sie voll Liebe und Erleichterung sah. Ihre Lippen bewegten sich. Teleri hörte nichts, aber sie ahnte eine Frage und lächelte bejahend. Dann wollte sie wissen, wie es der Gemeinschaft in Avalon erging. Sie sah, daß Dierna die Augen schloß. Ihr Gesicht verschwamm, und Teleri sah Avalon, das friedlich im Schein der Sterne lag. Sie sah das Haus der Jungfrauen und das Gebäude der Priesterinnen, das Webhaus, die Färberhütten und die Kochhäuser und auch den luftigen Lagerschuppen, in dem sie Kräuter trockneten und zu heilender Medizin mischten. Im Wasser der Schale zog langsam der Apfelbaumgarten vorbei, der Eichenhain und die heilige Quelle. Und über alles wachte die steil aufragende Silhouette des Tors. Teleri schloß die Augen und rief sich die Festung von Dubris ins Bewußtsein, dann den Hafen, wo die Kriegsschiffe vor Anker lagen und sich mit dem Steigen und Fallen der Flut hoben und senkten. Ihre Gedanken wanderten zu Carausius. Noch immer hatte er die breiten Schultern und die Kraft, seine Entschlüsse durchzusetzen, aber in den Haaren gab es mehr Silberfäden als noch im Jahr zuvor. Ungebeten erschien Allectus neben ihm, in dessen Augen die jugendliche Begeisterung glühte. Teleris Wille, der diese Art Arbeit nicht gewohnt war, geriet ins Schwanken. Sie blinzelte und sah vor sich nur das grau glänzende Wasser in der Schale. Durch das Fenster fiel das bleiche Licht des neuen Tages.
    Danach sah Teleri beinahe jede Nacht im Wasser der Schale visionäre Bilder. Jedoch erst eine Woche später zeigte ihr die Hohepriesterin nicht Avalon, sondern eine dunkle Flußmündung, deren flache Ufer mit Bäumen bestanden waren. Teleris Herz schlug schneller, und das Bild begann zu verschwimmen. Sie beruhigte ihren Atem und lenkte ihre Kraft auf das Bild im Wasser. Plötzlich erkannte sie die schwarzen Umrisse von sechs Schiffen, die, von Rudern bewegt, stromaufwärts fuhren. Es waren die Sachsen. Aber wo befanden sie sich? Teleri stellte Dierna diese Frage in Gedanken. Im nächsten Augenblick wurde sie für ihre Anstrengung belohnt, denn sie sah eine Brücke und eine befestigte Hafeneinfahrt.
    Durobrivae ...
    Teleri wußte nicht, ob sie den Namen hörte oder nur dachte. Aber sie wußte mit der inneren Sicherheit, der sie zu vertrauen gelernt hatte, daß es sich um diese Stadt handelte. Das Bild verschwand. Teleri lehnte sich benommen zurück. Sie atmete tief und beruhigte ihr heftig schlagendes Herz. Dann

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