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Die Herrin von Avalon

Die Herrin von Avalon

Titel: Die Herrin von Avalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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Vorherrschaft auf dem Meer mit sich brachte. Und sie wußten, wem sie dieses Glück zu verdanken hatten. Der Name ›Carausius‹ war in aller Munde. In den Tempeln betete man inzwischen außer für den Kaiser auch für ihn.
    In diesem Sommer schenkten die Götter auch Maximian den Sieg, und bei Beginn des Herbstes hatte er den Franken in Belgica einen vorübergehenden Frieden aufgezwungen. Carausius hielt Gesoriacum, doch von den Fischern, die ständig den Kanal befuhren, hörte er, daß Maximian in Armorica Schiffe bauen ließ.
    Dierna ließ den Navarchen wissen, daß die Entscheidung bevorstand. Er gab ihr keine Antwort, doch sie sah im Wasser der heiligen Quelle, daß auf den Werften in Britannien ebenfalls geschäftiges Treiben herrschte. Carausius bereitete sich auf die Auseinandersetzung vor. Wenn die Götter ihn zum Herrscher des Landes machen wollten, dann würde er das Seine dazu tun. Dierna hielt ihr Versprechen. Als der Frühling kam, versenkte sie sich jeden Tag vor Sonnenaufgang in Trance und versuchte, mit Hilfe von Gesichten die Absichten seines Feindes zu ergründen.
    Carausius stand auf dem Achterdeck der Orion . Er schwankte leicht, während das Schiff mit aufgerollten Segeln in der Dünung schaukelte. Im Augenblick genügten die Männer auf den untersten Ruderbänken, um die Orion auf Kurs zu halten, während der Rest sich ausruhte. Die anderen Schiffe unter seinem Kommando folgten in Dreierformationen. Nur einen schnellen Zweimaster hatte er vorausgeschickt, um nach dem Feind Ausschau zu halten. Das Land backbord voraus war ein verschwommener grüner Fleck; im Westen erhoben sich hinter sandigen Landzungen und flachen Hügeln schroffe Felsen. Die Küste wirkte friedlich. Nur einige Strudel in den Wellen verrieten die Untiefen und Strömungen vor dem Festland.
    Die Orion war im Winter fertiggestellt worden. Es war das größte Schiff unter seinem Kommando und ein Rückgriff auf die alten Triremen der Vergangenheit. Das Holz glänzte weiß im Sonnenlicht. Der geschnitzte Jäger am Bug zielte mit seinem Bogen auf einen unsichtbaren Feind. Die Figur war römisch, aber Dierna hatte den Namen für das Flaggschiff vorgeschlagen. Sie erklärte, das Sternbild gleichen Namens werde ihm den Sieg bringen. Im Schrein am Heck stand jedoch eine Göttin. Die Statue trug einen Helm und war mit Schild und Speer bewaffnet. Die römischen Offiziere verehrten sie als Minerva. Auch diese Wahl war von der Hohepriesterin getroffen worden, und sie hatte Carausius empfohlen, sie als die Göttin Briga anzurufen, der in Avalon eine Insel geweiht war.
    »Möge der Jäger meine Beute finden, o Göttin«, murmelte Carausius. »Leihe DU unseren Armen Kraft, wenn wir dem Feind begegnen.« Er warf eine Handvoll Gerstenkörner auf den Altar und stellte einen Krug Wein vor die Statue. Menecrates, der Kapitän der Orion , nahm etwas Weihrauch und legte ihn auf die brennende Kohle. Der salzige Geruch des Meeres vermischte sich bald mit dem süßen Duft.
    In der vergangenen Nacht hatte der Navarch noch in Portus Adurni geschlafen. Teleri weckte ihn im Morgengrauen mit einer Nachricht von Dierna: Maximians Flotte war ausgelaufen und überquerte den Kanal. Teleri hatte sie etwas später selbst gesehen. Es waren drei Schwadrone mit je zehn Schiffen voller Legionäre. Die Flotte von Carausius war größer, aber er mußte seine Schiffe entlang der Küste verteilen, um die Provinz zu verteidigen. Maximian dagegen konnte mit seiner gesamten Streitmacht jede beliebige Festung angreifen. Die Hohepriesterin ließ Carausius mitteilen, sie werde den Römern Gegenwind schicken, aber sie konnte die Begegnung auf diese Weise nur etwas hinauszögern.
    Für den bevorstehenden Kampf hatte Carausius die Schwadrone von Dubris und Portus Adurni zusammengezogen. Er verstärkte sie durch einige schnelle Zweimaster, die er als Aufklärer vorausschickte und die Nachrichten weiterleiten konnten. Es würde ein ungleicher Kampf werden. Die ständigen Einsätze der britonischen Mannschaften in den letzten Jahren hatten aus Ruderern und Matrosen jedoch hervorragende Seeleute gemacht. Maximian dagegen konnte sich nur auf Sklaven und angeworbene Fischer stützen. Seine wenigen Offiziere kamen aus dem Mittelmeer und vom Rhein. Der römische Feldherr hoffte vermutlich, Carausius vor der Küste zu überraschen, seine Schiffe zu entern und eine Schlacht zu erzwingen, in der seine Legionäre voll zum Einsatz kommen würden.
    Die Flotte der Britonen mußte das

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