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Die Herrin von Avalon

Die Herrin von Avalon

Titel: Die Herrin von Avalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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und sah sich nach allen Seiten um. Eine Ente quakte, aber sonst bewegte sich nichts.
    »Becca, wo bist du? Schlag auf das Wasser, dann kann ich dem Geräusch folgen!« rief sie ungeduldig und wußte, wenn die Kleine erst einmal in Sicherheit war, würde sie ihr den Hintern versohlen. Becca mußte lernen, auch einmal allein zu bleiben, wenn es notwendig war.
    Von der anderen Seite hörte sie, wie unter den Weiden etwas ins Wasser fiel. Sie richtete sich auf und lauschte. Dann rannte sie los, geriet aber zu weit ins Wasser und erschrak, als ihre Füße plötzlich tief im weichen Untergrund versanken. Geistesgegenwärtig griff sie nach einem Weidenast und zog langsam erst einen Fuß und dann den anderen wieder aus dem Schlamm.
    Ihr Kleid war bis zur Hüfte naß. Sie zitterte und rief wieder nach ihrer Schwester. Nicht weit entfernt hörte sie Becca.
    »D’rna, ich kann mich nicht mehr bewegen ... hilf mir!«
    In namenloser Angst rannte Dierna los und hielt sich dabei haltsuchend an dem Schilf fest, das ihr die Hände aufschnitt. Sie stolperte über Baumwurzeln und schob keuchend das hohe Sumpfgras beiseite. Als sie endlich das andere Ende der Bucht erreicht hatte, konnte sie im Nebel kaum etwas sehen. Sie hörte Beccas Stöhnen und rannte weiter.
    Vor ihr lag plötzlich als unüberwindliches Hindernis ein umgestürzter Baum. Dierna kletterte durch das Gewirr der Äste und rief ängstlich: »Becca! Ich komme! Wo bist du? Antworte!«

    »Hilfe!«
    Der Ruf wurde immer lauter.
    Der Schein von Flammen tanzte auf Diernas geschlossenen Lidern. Sie stöhnte. War sie noch immer im Sumpf? Aber warum brannte dann ein Feuer? Das war im Augenblick nicht wichtig. Ihre Schwester rief um Hilfe, und sie mußte Becca so schnell wie möglich finden.
    Dierna rang nach Luft. Sie konnte sich nicht bewegen! Versank auch sie im Schlamm? Sie drehte und wand sich ohne Erfolg, aber im nächsten Augenblick spürte sie heftige Schmerzen.
    Jemand lachte ... Dierna blieb bewegungslos liegen. Dann hörte sie ihre Schwester wieder schreien.
    Dierna setzte sich auf. Ihr wurde schwindlig. Als sie sich mit den Händen abstützen wollte, stellte sie fest, daß sie gefesselt war. Sie öffnete die Augen etwas und sah das Feuer und davor schattenhafte Gesichter. Sie folgte den Blicken und erkannte den weißen Körper einer Frau, die sich gegen einen Mann in einer Fellweste wehrte. Er hatte die Hose heruntergezogen.
    Seine Muskeln strafften sich, als er versuchte, dem Mädchen Gewalt anzutun.
    Dierna blieb einen Augenblick lang unbeweglich sitzen. Sie wußte nicht, wo sie sich befand, aber sie verstand, was sich vor ihren Augen abspielte. Noch einmal schrie ihre Schwester gellend um Hilfe. Jetzt kannte der Zorn der Hohepriesterin keine Grenzen mehr. Sie zerriß die Fesseln und sprang auf.
    Die Piraten achteten nicht auf sie, sondern starrten grölend und trinkend auf den ungleichen Kampf. Sie schlossen Wetten ab, wie lange die Frau sich noch wehren würde.
    Dierna holte tief Luft, aber nicht um sich zu beruhigen, sondern um ihrem Zorn eine Richtung zu geben.
    »Briga ... « stieß sie tonlos hervor, »Große Mutter, schenke mir DEINE Kraft, um dieses unschuldige Wesen zu retten!«
    Was konnte sie benutzen? In ihrer Reichweite befand sich keine Waffe, aber dann fiel ihr Blick auf das Feuer. Beim nächsten Atemzug richtete sie mit der geübten Willenskraft der geweihten Priesterin ihren Zorn in die lodernden Flammen. Die Hitze ließ ihre Seele erglühen, aber nach dem kalten Wasser der Erinnerung war das Feuer willkommen. Sie überwand die Angst vor der Glut, wurde Teil von ihr und loderte inmitten der Flammen.
    Die Männer erschraken. Sie hatten den Eindruck, ein Wind sei in die Flammen gefahren, denn sie wurden plötzlich zu einer Feuersäule, die die Gestalt einer Frau annahm. Sie schwebte über ihnen in der Luft, Funken fielen knisternd aus ihren Haaren. Dann begann sie, sich zu bewegen. Die Piraten waren aufgesprungen und wichen erschrocken zurück. Ein Mann warf seinen Dolch auf die Erscheinung, aber er flog durch die Feuersäule hindurch und fiel mit einem lauten Knall auf den Boden.
    Nur der Anführer, der die Frau zu vergewaltigen versuchte, hatte nichts bemerkt. Er lag auf ihr und spreizte ihr die Beine.
    » Du liebst die Leidenschaft? Dann laß dich von MIR umarmen! « rief die Göttin.
    Feuerarme umschlangen ihn. Mit einem Schrei sprang der Mann auf und ließ Teleri los. Er schrie noch einmal, als er sah, wie sich die Feuersäule um ihn wand, dann

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