Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Herrin von Avalon

Die Herrin von Avalon

Titel: Die Herrin von Avalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
Vom Netzwerk:
Hand. Sie tastete vergeblich nach dem Dolch unter dem Umhang und trat nach dem Mann, der sie vom Pferd zerren wollte. Im nächsten Augenblick sprang ein anderer hinter ihr auf die Stute und riß sie mit sich zu Boden.
    Sie schrie und schlug um sich, aber ein Schlag auf den Kopf machte sie benommen.
    Als sie wieder klar denken konnte, lag sie an Händen und Füßen gefesselt unter den Bäumen. Sie sah noch, wie ihre Pferde mit anderen Reitern in Richtung Durnovaria entschwanden. Die Männer hatten die Kapuzen über die Köpfe gezogen. Der Stadtwächter würde den Unterschied bestimmt nicht bemerken. Die zwei Männer, die zurückgeblieben waren, um die Gefangenen zu bewachen, mußten ihre blonden Haare nicht verbergen.
    Piraten!
    Teleri schluchzte verzweifelt.
    Sachsen, vielleicht auch Deserteure aus Friesland oder Belgien .
    Die langweiligen Gespräche an der Tafel ihres Vaters bekamen plötzlich eine ganz andere Bedeutung. Sie kämpfte gegen die Tränen ihrer ohnmächtigen Wut und drehte den Kopf zur Seite. Dierna lag neben ihr. Im ersten Augenblick glaubte Teleri, die Hohepriesterin sei tot. Dann stellte sie fest, daß man Dierna ebenfalls gefesselt hatte. Diese Bestien hätten sich nicht die Mühe gemacht, eine Leiche zu fesseln. Trotzdem lag Dierna unnatürlich bewegungslos. Ihre Haut war leichenblaß, und sie hatte eine blutige Beule auf der Stirn. Der Puls am Hals schlug jedoch, wenn auch sehr langsam, und ihre Brust hob und senkte sich.
    Hinter der Priesterin lagen die Leichen, so wie sie auf die Erde gestürzt waren. Teleri sah den jungen Druiden, die Freigelassenen und mit sinkendem Herzen auch Erdfulla, die junge Priesterin. Der Speer hatte sie mitten ins Herz getroffen. Außer ihr und Dierna hatte offenbar nur Lewal, der Heiler, den Überfall überlebt.
    Teleri flüsterte seinen Namen. Zuerst glaubte sie, er habe sie nicht gehört, aber dann drehte er den Kopf.
    »Hat man sie bewußtlos geschlagen?« fragte Teleri mit einem Nicken in Richtung Dierna.
    Er schüttelte den Kopf. »Ich glaube, eines der Pferde hat sie beim Sturz getreten. Aber ich durfte sie nicht untersuchen.«
    »Wird sie es überleben?« flüsterte Teleri tonlos.
    Lewal schloß die Augen und seufzte. »Wenn die Götter gnädig sind, vielleicht. Bei einem Tritt gegen den Kopf kann man nur abwarten. Selbst wenn ich könnte, würde ich im Augenblick kaum mehr für sie tun, als sie warm zu halten.«
    Teleri fror. Es hatte aufgehört zu regnen, aber die grauen Wolken hingen noch immer sehr tief. »Du mußt versuchen, dich in ihre Richtung zu rollen. Ich werde es ebenfalls tun«, flüsterte sie. »Vielleicht können wir sie mit unseren Körpern wärmen.«
    »Daran hätte ich längst denken sollen ... « Seine Augen wurden wieder lebhafter. Vorsichtig, und ohne ihre Wächter aus den Augen zu lassen, schoben sie sich an Dierna heran.
    Dann folgte eine scheinbar endlose Zeit des Wartens. In Wirklichkeit vergingen jedoch kaum zwei Stunden, bevor die Piraten zurückkehrten. Teleri erinnerte sich, gehört zu haben, daß es die Taktik dieser Bestien war, blitzschnell aufzutauchen und soviel Beute wie möglich zu machen. Dann verschwanden sie ebenso schnell wieder, bevor ihre Opfer Zeit fanden, sich mit den Waffen gegen sie zur Wehr zu setzen.
    Ein Bewaffneter zerrte Teleri hoch und betastete ihre feine Wolltunika. Als er ihre Brust anfaßte, spuckte ihm Teleri mitten ins Gesicht. Er lachte, ließ sie los und sagte etwas in einer ihr unverständlichen Sprache zu den anderen Männern. Auch Lewal hatten sie aufgerichtet. Er redete zu ihnen in derselben Sprache. »Ich habe ihnen gesagt, daß du reich bist, und man für dich ein hohes Lösegeld zahlen wird. Ich habe gelernt, mich mit ihnen zu verständigen, weil wir auch Handel mit ihnen treiben«, flüsterte er anschließend Teleri zu.
    Einer der Piraten beugte sich über Dierna. Er stutzte, denn offenbar konnte er die einfache Reisekleidung nicht mit den gepflegten weißen Händen in Einklang bringen. Als er sah, daß sie sich nicht bewegte, griff er nach seinem Dolch.
    »Nein!« rief Teleri. »Sie ist sacerdos, opulenta . Eine Priesterin! Sehr reich!«
    Sie hoffte, daß ein paar Piraten wenigstens etwas Latein verstanden und sah hilfesuchend Lewal an.
    » Gytha! Rica! « rief er und nickte.
    Der Pirat runzelte die Stirn, aber er steckte den Dolch wieder weg. Dann packte er die bewußtlose Dierna und legte sie sich über die Schulter. Zwei Männer kamen zu Teleri und Lewal, hoben sie in die Sättel von

Weitere Kostenlose Bücher