Die Herrin von Rosecliffe
Schwestern geteilt hatte. Jetzt barg es - ebenso wie das Schlafzimmer ihrer Eltern - unzählige Erinnerungen an ihre Liebesspiele mit Rhys. Ein heißer Schauer lief ihr über den Rücken. Bald würde er wieder zu ihr kommen...
War sie eine komplette Närrin, weil sie ihn auch heute sehnsüchtig erwartete, während er sich vielleicht gerade mit Emalda oder irgendeiner anderen Frau amüsierte?
Isolde schüttelte wild den Kopf. Nein, sie würde nicht zulassen, dass Dafydds schändliche Lügen das wenige zerstörten, was Rhys und sie verband.
Aber schon sehr bald würde es sowieso zerstört werden. Und in der Zwischenzeit beging sie jedes Mal, wenn sie sich ihm hingab, Verrat an ihrer Familie und ihrem Volk.
Nur mit Mühe konnte sie ein Schluchzen unterdrücken. Nein, sie wollte keinesfalls in Selbstmitleid zerfließen! Dieses ganze Unheil hatte sie selbst heraufbeschworen, von Anfang an, als sie gegen Osborns Willen darauf bestanden hatte, dass die Spielleute in die Burg eingelassen wurden. Jetzt musste sie die bitteren Konsequenzen tragen ... Aber sie konnte heute Abend nicht in diesem Zimmer auf Rhys warten. Auch nicht in seinem Zimmer, wo Drache und Wolf auf dem ruinierten Wandgemälde noch immer miteinander zu kämpfen schienen. Bald würde dieser Kampf auf Leben und Tod in Wirklichkeit ausgefochten Werden und ihr das Herz brechen, wer auch immer siegen mochte.
Deprimiert stieg Isolde in das Turmzimmer hinauf, das dunkel und kalt war - genauso wie ihr Herz an diesem Abend. Die ganze Welt kam ihr dunkel und kalt vor, ohne Hoffnung auf einen neuen Morgen oder auf Frühlingswärme.
Ihr Wollkleid und ein dickes Umhängetuch boten nicht genügend Schutz vor der Kälte. Trotzdem trat sie auf den schmalen Wehrgang hinaus. Es hatte aufgehört zu schneien, und die dunkle Welt lag unter ihr still und trügerisch friedlich da. Doch es war nur die weiße Schneedecke, die eine eiternde Wunde verbarg ...
Isolde senkte den Kopf und packte mit beiden Händen eine vereiste Zinne. »Bitte, lieber Gott finde irgendeinen Ausweg aus dieser Katastrophe - einen Ausweg, der uns alle überleben lässt!« In ihrer Verzweiflung spürte sie die Kälte nicht. »Bitte hilf mir«, flehte sie den schwarzen Himmel an. »Bitte hilf uns allen.«
Wie eine Antwort auf ihr Gebet flammte weit unten im Hof ein Licht auf. Ein Mann verließ die Waffenschmiede, und obwohl sie nur eine vage Silhouette erkennen konnte, wusste sie sofort, dass es Rhys war. Sie beugte sich weiter über die Brüstung, um besser sehen zu können - und wurde plötzlich grob herumgerissen und an die Steinmauer gepresst.
»Mylady Isolde!« Dafydds grinsende Visage tauchte dicht vor ihrem Gesicht auf. »Na, haltet Ihr Ausschau nach Eurem untreuen Liebsten?«
Isolde versuchte sich loszureißen, doch das Scheusal packte sie bei den Schultern und drückte sie wieder gegen die Zinnen.
Drei schreckliche Gedanken jagten durch Isoldes Kopf: er war betrunken, er wollte sie vergewaltigen und niemand würde ihre Schreie hören ...
Das schien auch Dafydd zu wissen, denn er machte sich nicht die Mühe, ihr den Mund zuzuhalten, sondern zerrte nur ihren Rock hoch. »Ich werde dafür sorgen, dass du ihn ganz schnell vergisst!« Er stieß seine Hüften gegen ihren Bauch, und sie spürte entsetzt sein steifes Glied unter der Hose. »Kommt sich jetzt so allmächtig vor, nur weil er 'ne Fitz Hugh fickt! Aber ich kann's dir noch besser als er besorgen.«
»Nein!« Isolde kämpfte wie eine Raubkatze, kratzte und biss, schlug wild um sich - aber Dafydd war viel zu stark und viel zu betrunken, um Schmerz zu empfinden.
»Rhys!«, schrie sie verzweifelt, doch der Wind fegte den Namen in ihr Gesicht zurück.
»Er kann dich nicht hören, und er kann dir auch nicht helfen.« Dafydd schob ein Knie zwischen ihre Beine. »Du stehst in meiner Schuld«, zischte er und biss sie in den Hals. »Du stehst in meiner Schuld, wegen der Schaufel und wegen all dem, was, du ihm gegeben ... Aua!«
Die schallende Ohrfeige veranlasste ihn, ein wenig auszuweichen, aber er ließ Isolde nicht los. »Du bist mir was schuldig, und jetzt hol ich's mir! «
»Rhys wird dir dafür bei lebendigem Leibe das Herz aus der Brust schneiden!«' fauchte Isolde.
»Nein, das wird er nicht tun, denn er braucht jeden Mann, wenn er gewinnen will. Außerdem sind wir alte Freunde, haben zusammen gejagt und gekämpft, teilten am Lagerfeuer viele Mahlzeiten - und viele Weiber!«
Er riss ihr das Umhängetuch weg und zerrte mit groben
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