Die Herrin von Rosecliffe
Angst. Ist Mutter auch hier?«
»Ja.«
»Schluss jetzt!« Rhys schob sie zur Seite und gab einem seiner Männer ein Zeichen, sie festzuhalten. »Ich bin ein Mann, der zu seinem Wort steht Fitz Hugh. Isolde wird in meiner Obhut nichts geschehen. Aber sie bleibt hier, bis meine Rache abgeschlossen ist.«
»Wofür willst du dich rächen? Ich habe dich damals begnadigt und dir eine erstklassige Ausbildung verschafft ... «
»Ihr habt walisisches Land gestohlen! Und Euer Bruder hat meinen Vater ermordet!«
»Dann kämpfe- gegen mich!«, brüllte Jasper und lenkte seinen schnaubenden Hengst dicht an den seines Bruders heran. »Aber versteck dich nicht hinter einer Frau! «
»Mit Freuden! «, schrie Rhys zurück.
»Dann komm - komm her!« Jasper schüttelte drohend eine geballte Faust in Richtung des Wachturms.
»Nein - ich werde gegen ihn kämpfen!«, donnerte Randulf Fitz Hugh. » Isolde ist meine Tochter, und Rosecliffe ist meine Burg.«
»Ich werde kämpfen!«, mischte Gavin sich ein. »Lass mich gegen ihn kämpfen, Vater!«
Isoldes Blut gefror in den Adern. »Nein!« Sie versuchte sich von dem Mann loszureißen, der sie festhielt. »Nein, Rhys! Bitte, nein!«
Er zuckte kurz zusammen, ließ sich von ihrem Flehen aber ansonsten nicht beeinflussen. »Macht das unter euch ab«, schrie er den Fitz Hughs aggressiv zu. » Mir ist es gleichgültig gegen wen ich kämpfe. Ich werde mit Freuden gegen euch alle kämpfen. Doch als Ersten werde ich den Mörder meines Vaters zur Strecke bringen.«
»Nein, nein!«, kreischte Isolde verzweifelt.
»Danach trete ich gern gegen andere Freiwillige an« fuhr Rhys unbeirrt fort.
»Morgen um zwölf Uhr mittags«; nahm Jasper die Herausforderung an. »Ich werde hier sein.«
Dann trat eine Stille ein, die auf Isolde noch bedrohlicher wirkte als die Wortgefechte. Sie hörte nur ihre eigenen lauten Atemzüge, das immer schwächer werdende Dröhnen von Pferdehufen, während die kleine Reiterschar ihres Vaters ins Dorf zurückkehrte, und das leise Gemurmel der Waliser auf dem Wehrgang. Doch der Mann, der diese ganze Tragödie in Gang gesetzt hatte, gab überhaupt kein Geräusch von sich. Er blickte lange seinen Feinden nach, bevor er sich schweigend nach ihr umdrehte.
Seine Miene war grimmig - das kalte Gesicht eines kampferprobten Kriegers, der bereit war, für seine Rache zu sterben. Doch was Isolde mehr als alles andere erschreckte, war die Unerbittlichkeit die in seinen schwarzen Augen geschrieben stand. Zwischen ihnen klaffte ein Abgrund von zwanzig Jahren Hass, den sie nicht überbrücken konnte. Rhys hatte ein Leben lang auf diese Konfrontation gewartet, und er würde sich niemals von Leidenschaft - nicht einmal von vielleicht keimender Liebe - vor! seinem Ziel abbringen lassen. Sie war völlig machtlos - und würde ihm nie verzeihen können.
Sie starrten einander lange an. Isolde kämpfte nicht mehr gegen diesen Mann, der sie immer noch gefangen hielt. Das war sinnlos geworden ...
»Bringt sie sofort ins Turmzimmer«, befahl er seinen Kameraden und fuhr an Isolde gewandt fort: »Du wirst dort auch so lange bleiben, bis diese Angelegenheit erledigt ist.« Dann entfernte er sich mit großen Schritten.
Aus ihrer Verzweiflung erwuchs größeres Verständnis für diesen komplizierten Charakter. Die Wunden an seinem Daumen und Unterarm würden bald heilen. Doch er hatte in seiner Kindheit und Jugend viel tiefere Wunden davongetragen, und die Narben an seiner Seele und seinem Herzen würden ihm wohl immer unerträgliche Schmerzen bereiten und ihn daran hindern, an die Macht der Liebe zu glauben, die allein fähig wäre, seinen Hass zu bezwingen ...
Randulf und Jasper schienen aufeinander genauso wütend zu sein wie auf Rhys, als. sie ins Dorf zurückkehrten. Josselyn und Rhonwen tauschten einen wissenden Blick, hüteten sich aber wohlweislich davor, in den Streit einzugreifen.
»Ich werde kämpfen!«, donnerte Randulf.
»Aber er hat mir Rache geschworen!«, brüllte Jasper zurück.
»Er hält meine Tochter gefangen und hat meine Burg geraubt!«
Josselyn packte Gavin am Arm und zog ihn in die Küche des kleinen Hauses, das sie in der Ortschaft Rosecliffe bezogen hatten. »Hast du Isolde gesehen?«
Das Gesicht ihres Sohnes war bleich, aber seine Augen hatten einen fiebrigen Glanz. »ja, ich habe sie gesehen. Wir alle haben sie gesehen. Sie hat uns zugewinkt und gerufen, dass ihr nichts geschehen sei. Aber er will sie nicht freilassen.«
Rhonwen nickte zufrieden. »Ich habe
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