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Die Herrin von Rosecliffe

Die Herrin von Rosecliffe

Titel: Die Herrin von Rosecliffe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rexanne Becnel
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dir gleich gesagt dass Rhys ihr nichts zuleide tun würde.«
    Nachdem Gavin ihr berichtet hatte, dass Rhys zuerst gegen Jasper und dann gegen die anderen Fitz Hughs kämpfen wolle, ließ Josselyn ihren Sohn gehen und wandte sich an Rhonwen. »Diese Kämpfe dürfen nicht stattfinden - weder morgen noch sonst irgendwann.«
    »Aber wie sollen wir sie verhindern?« Rhonwen warf frustriert die Arme hoch. »Oh, warum müssen Männer immer zu den Waffen greifen, obwohl Gespräche viel mehr bewirken können?«
    Josselyn kreuzte die Arme vor der Brust und überlegte. »Wir müssen es irgendwie schaffen, Rhonwen, du und ich - und Isolde. Wir müssen einen dauerhaften Frieden schmieden, denn andernfalls stirbt irgendjemand, den wir lieben.«
    Nach kurzem Schweigen fragte Rhonwen: »Glaubst du, dass er sie verführt hat?«
    Josselyn nickte. »ja, da bin ich mir fast sicher. Weniger sicher bin ich mir, ob sie ihn verführt hat ob es ihr gelungen ist die unglaublich harte Schale seines Herzens zu durchbrechen. Ich kann es nur hoffen... «
    »Wie sollen wir das herausfinden?«
    Josselyn warf einen Blick ins Nebenzimmer, wo ihr geliebter Mann immer, noch hitzig mit Jasper diskutierte. Er war viel zu alt um einen Zweikampf mit Rhys bestehen zu können. Und auch Jasper schwang sein Schwert nicht mehr mit derselben Kraft wie früher. Durch seine Jugend wäre Rhys seinen Feinden gegenüber erheblich im Vorteil.
    »Wir können nur hoffen«, wiederholte sie seufzend. »Aber ich glaube, dass die Zeit unser Verbündeter ist. ja, sie ist unser Verbündeter ... « Josselyn reckte entschlossen ihr Kinn. »Mit List und Tücke gelingt es uns vielleicht Zeit zu schinden ... Den Rest müssen wir Isolde überlassen.«
    Isolde lief im Turmzimmer hin und her. Vier Schritte in die eine Richtung, vier in die andere, mehr war in dem winzigen Raum nicht möglich. Es schneite nicht mehr, doch dafür regnete es in Strömen. Die dichte graue Wolkendecke passte zu Isoldes seelischer Verfassung, die man nur als Trostlosigkeit bezeichnen konnte.
    Morgen würde jemand sterben. Jemand, den sie liebte ... Morgen würde jemand sterben ...
    Sie presste ihre Hände auf die Schläfen. Dieser Gedanke war unerträglich, trieb sie zur Verzweiflung. Von ihren Gefühlen überwältigt sank Isolde auf die Knie und faltete die Hände.
    »Lieber Gott heilige Mutter Gottes, ich weiß, dass ich gesündigt habe. Aber bitte ... bitte ... bestraft mich nicht dadurch, dass einer dieser Menschen sterben muss. Alles andere, nur das nicht ... Lieber Gott, lass sie am Leben bleiben ... bitte ... bitte ... «
    Ihre Stimme versagte. Sie brauchte eine Antwort des Himmels-, irgendein Zeichen, dass Gott ihre Gebete erhört hatte. Doch natürlich gab es kein solches Zeichen. Es wäre auch zu viel verlangt gewesen, sagte sie sich. Warum sollte der Allmächtige, den unzählige Menschen um Hilfe anflehten, ausgerechnet ein unwürdiges Geschöpf wie Isolde Fitz Hugh bevorzugt behandeln? Trotzdem kniete sie noch lange auf dem kalten Boden, betete und suchte in ihrem Herzen nach irgendeiner Lösung für das scheinbar unlösbare Problem.
    Als sie endlich aufstand, war ihr nur eines klar geworden: sie würde Rhys niemals wirklich hassen können. Selbst wenn er ihren Onkel und ihren Vater tötete, würde sie zwar seine Tat verabscheuen, nicht aber den Mann. Doch wider alle Vernunft hoffte sie immer noch, dass die Katastrophe vermieden werden konnte.
    Wieder lief Isolde rastlos in ihrem Gefängnis hin und her, rüttelte an der verschlossenen Tür zur Treppe, riss die Tür zum schmalen Wehrgang auf, traute sich aber wegen des Regens und der kalten Windstöße nicht ins Freie. Irgendetwas musste sie tun, sonst würde sie verrückt werden ...
    Isolde griff nach einem Kohlestift und starrte die kahlen Wände an. Rhys war zuletzt so zärtlich gewesen, besonders in der vergangenen Nacht und an diesem Morgen. Unvorstellbar, dass er wenige Stunden später geschworen hatte, ihre Familie zu töten! Sie wollte ihn nicht zeichnen, doch ihre zittrigen Finger schienen sich selbstständig zu machen und skizzierten ein eckiges Kinn, eine edel geformte Nase, buschige Brauen über schwarzen Augen, eine hohe Stirn - und einen lächelnden Mund. Das war ihr Geliebter ... Und daneben zeichnete sie das unerbittliche Profil, das sie auf dem Wehrgang gesehen hatte. der Rächer, mit drohend gerunzelter Stirn, eisig funkelnden Augen, schmalen Lippen. Sie arbeitete immer schneller, wie im Rausch, während sie gegen das Schicksal

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