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Die Herrin von Rosecliffe

Die Herrin von Rosecliffe

Titel: Die Herrin von Rosecliffe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rexanne Becnel
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beim Frühstück zum letzten Mal die Rolle der Burgherrin übernommen. Zum allerletzten Mal, denn ob er den heutigen Kampf gewann oder verlor - Isolde würde er auf jeden Fall verlieren. Wenn er siegte, würde sie ihn mit Hass im Herzen verlassen und zu ihrer Familie zurückkehren. Er konnte sie nicht für immer gegen ihren Willen in Rosecliffe festhalten ...
    Rhys starrte weiter auf das Dorf hinab, aber er hatte dabei Isoldes liebliches Gesicht vor Augen. Eigentlich sollte er sie schon jetzt gehen lassen.
    Aber er konnte nicht!
    In ohnmächtiger Wut schlug er mit der Faust auf die Mauer und war froh, dass der stechende Schmerz in seiner verletzten Hand ihn vorübergehend von den viel schlimmeren seelischen Schmerzen ablenkte. »Sceat! Zeigt euch endlich!«, brüllte er, kehrte dem trügerisch friedlichen Ort abrupt den Rücken zu und stürmte die Treppe hinab. »Bring mein Pferd!«, befahl er einem seiner Männer und winkte sodann Glyn auf dem Hof zu sich heran. »Du hältst hier die Stellung, während ich mit drei Mann ins Dorf reite.«
    Der Waliser starrte ihn an, als hätte er plötzlich den Verstand verloren. »Wenn du dich mit nur drei Mann dorthin begibst, werden sie euch mühelos überwältigen. Hast du nicht gesehen, wie viele Soldaten die Fitz Hughs mitgebracht haben?« Glyn schüttelte den Kopf. »Außerhalb dieser Mauern haben wir gegen sie keine Chance.« Dann trat ein listiger Ausdruck in seine Augen. »Allerdings hast du ja die Kleine in deiner Gewalt ... Sie werden vermutlich nichts tun, was ihr Leben gefährden könnte.«
    Ich auch nicht!
    Rhys sprach es nicht aus, um sich vor Glyn keine Blöße zu geben. Die Fitz Hughs konnten nicht wissen, dass er Isoldes Leben auf gar keinen Fall gefährden, würde. Er musste die Ängste ihrer Familie zu seinem Vorteil ausnutzen, obwohl der Gedanke einen bitteren Geschmack in seinem Mund auslöste.
    »ja, ich halte Isolde Fitz Hugh in meiner Gewalt.« Er sah Glyn durchdringend an. »Aber sollte ihr irgendjemand auch nur ein Haar krümmen, wird er diesen Tag nicht überleben, das kann ich dir versichern.«
    Glyn verstand, dass diese Drohung auch an ihn gerichtet war, und knirschte insgeheim mit den Zähnen. »Ich bin nicht Dafydd«, erklärte er sichtlich gekränkt. Ach weiß, dass wir nur gegen die Männer ihrer Familie kämpfen dürfen.«
    Rhys nickte, war jedoch nicht völlig beruhigt. Konnte er sich wirklich darauf verlassen, dass seine walisischen Landsleute Isolde nichts antun würden, falls er von den Fitz Hughs getötet wurde und sie alle in Lebensgefahr gerieten? Er blickte Glyn nach, der die Treppe zum Wehrgang erklomm, und wusste genau, dass er dessen Beteuerungen nicht viel Glauben schenken durfte.
    Hundertprozentig vertrauen konnte er nur Linus, Gandy und Tillo. Aber würden sie Isolde beschützen können?
     
    Isolde stand an der Brüstung vor dem Turmzimmer und verfolgte aus der Ferne die Vorbereitungen für den Kampf. Heute würden Männer wegen Rosecliffe Castle das Leben aufs Spiel setzen, Männer wie Rhys, ihr Vater und Onkel - allesamt tapfere, ehrenhafte Männer, die einander unter anderen Umständen bestimmt respektieren würden
    Sie schirmte ihre Augen gegen den Nieselregen ab, doch es gab nicht viel zu sehen. Das Dorf wirkte wie ausgestorben, und auch hier in der Burg hatten sich außer Rhys' Soldaten, die auf dem Wehrgang patrouillierten, alle Bewohner irgendwo verkrochen und warteten wahrscheinlich genauso angsterfüllt wie sie selbst auf die Ereignisse der kommenden Stunden.
    Dann kam Rhys plötzlich die Treppe herab und führte ein kurzes Gespräch mit einem seiner Männer. Er war barhäuptig, trug jedoch seinen wattierten Lederharnisch und hatte das Langschwert am Gurt hängen. Er gab irgendwelche Befehle, und gleich darauf wurden vier Pferde aus dem Stall geführt. Ihr Herzschlag setzte vor Entsetzen aus.
    »Bitte kämpf nicht gegen sie!«, rief sie und beugte sich gefährlich weit über die Brüstung, verzweifelt bemüht, Rhys' Aufmerksamkeit auf sich zu lenken.
    Aber er schaute nicht hoch, sondern erteilte weitere Befehle, die sie nicht verstehen konnte. Dann schwang er sich auf einen riesig-en Hengst zog sich die Kapuze des Kettenhemds über den Kopf, schnallte seinen Helm am Sattelknopf fest und ließ sich eine Keule und einen Spieß reichen. Die Zugbrücke wurde herabgelassen, das schwere Tor geöffnet, und er ritt mit drei Gefolgsleuten davon.
    Isolde winkte instinktiv, doch der breitschultrige Ritter, der sich selbst und ihre

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