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Die Herrin von Rosecliffe

Die Herrin von Rosecliffe

Titel: Die Herrin von Rosecliffe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rexanne Becnel
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bedrohliches Donnergrollen und die Anfeuerungsrufe der Zuschauer.
    Schweiß lief ihm in Strömen über Gesicht und Arme, brannte in seinen Wunden. Alle Muskeln waren zum Zerreißen angespannt. Er verließ sich ganz auf seinen Instinkt, auf den magischen Einklang zwischen Gehirn und Körper, der ihm so viele Siege beschert hatte. Und obwohl Fitz Hugh ein würdiger Gegner war, wusste Rhys sich im Vorteil, weil er wesentlich jünger war. Am Ende würde er auch dieses Mal den Sieg erringen, daran zweifelte er kaum noch.
    Schon war Fitz Hugh eine leichte Ermüdung anzumerken. Er hob sein Schwert langsamer als anfangs, seine Schläge waren nicht mehr so kraftvoll und sicher. Allzu lange konnte der Kampf jetzt nicht mehr dauern ...
    Ohne Vorwarnung wurden beide Männer von einem grellen Lichtstrahl aus dem Himmel geblendet von einer unerträglichen Helligkeit. Im selben Augenblick brachte ein gigantischer Donnerschlag ihre Trommelfelle fast zum Platzen. Nur ganz schwach konnte Rhys das Wiehern scheuender Pferde und die Schreie erschrockener Menschen hören. Er spürte, dass seine Nackenhaare sich gesträubt hatten. »Allmächtiger!«, stammelte er benommen.
    Was zum Teufel war geschehen? Doch sobald er wieder einen halbwegs klaren Gedanken fassen konnte, begriff er, dass ein Blitz irgendwo in unmittelbarer Nähe eingeschlagen hatte. Die Zuschauer rannten wild durcheinander. Und Jasper Fitz Hugh stand wie angewurzelt da und hatte seine freie Hand auf ein Ohr gepresst. Seine Schwertspitze hatte sich gesenkt. Eine einmalige Chance für Rhys, der sich schneller vom Schock erholt hatte. Mit einem einzigen gut gezielten Stoß könnte er die Brust des Gegners durchbohren!
    Es war nicht unehrenhaft, den Blitzschlag zu seinem Vorteil auszunutzen. Zweifellos würde Fitz Hugh an seiner Stelle das Gleiche tun.
    Zwanzig Jahre, rief Rhys sich ins Gedächtnis. Zwanzig Jahre hatte er auf diesen Moment der Rache warten müssen. Zwanzig unendlich lange Jahre ...
    Jasper runzelte verwirrt die Stirn und rieb sein Ohr. Er war offenbar immer noch taub, während Rhys' Gehör wieder fast in Ordnung war. Das Geschrei der Menschen und das Wiehern der Pferde drang in voller Lautstärke an seine Ohren.
    FÜhr den Todesstoß aus, solange Fitz Hugh sich noch nicht erholt hat! Jetzt!, verlangte die Stimme der Rache von ihm - und diese Stimme hörte sich fatal nach der Stimme seines Vaters an, hart, grausam und fordernd. Aber Rhys zögerte, ihr zu gehorchen, ohne eine Erklärung dafür zu haben. Er hob sein Schwert fixierte die verwundbarste Stelle jedes Kriegers - zwischenHals und Schulter, weil das Kettenhemd dort am dünnsten war.
    Zwanzig Jahre ...
    Und dann hörte er einen dünnen schrillen Schrei, der ihm durch Mark und Bein ging. »Feuer! Der Turm brennt!«
    Rhys erstarrte mit dem erhobenen Schwert in der Hand.
    »Feuer im Turm! Feuer!«
    Im Turm! Und Isolde war im Turm!
    Angst ließ sein Blut zu Eis gefrieren. In seinem ganzen Leben hatte er niemals solche Angst gehabt. Isolde! Er wirbelte auf dem Absatz herum und starrte entsetzt zur Burg empor. Flammen schossen aus dem Turmdach in den bleiernen Himmel. Und Isolde war dort oben in der kleinen Kammer ...
    Rhys vergaß seine Rache. Er vergaß seine beiden Feinde, die nach wie vor fast taub und blind zu sein schienen. Er war nur noch von einem einzigen Gedanken besessen, während er zur Burgstürmte. wenn Isolde im Turm war, musste er sie vor den Flammen retten!
    Er hetzte über die Zugbrücke, über den Hof ... Allerorten herrschte totales Chaos- Hunde bellten, Pferde wieherten, Menschen schrien und deuteten auf den brennenden Turm. Auf den Turm, wo Isolde in höchster Lebensgefahr schwebte.
    Rhys bahnte sich rücksichtslos einen Weg durch die aufgeregte Menge, stürmte die Treppen hinauf. Der Rauchgestank wurde immer durchdringender, je höher er kam.
    »Isolde! Isolde!«
    Doch sie gab keine Antwort. Er hörte nur das Echo ihrer letzten an ihn gerichteten Worte: Komm nicht zu mir, Rhys, wenn du das Blut meines Vaters oder Onkels vergossen hast! Und davor hatte sie ihn angefleht aus Liebe auf seine Rache zu verzichten.
    ,Aber er hatte sich für die Rache und gegen Isolde entschieden! Wurde er jetzt dafür bestraft, dass er ein solcher Narr gewesen war? Ein blinder und herzloser Narr ... »Rette sie«, betete er laut. »0 Gott ich bitte Dich, benutz nicht sie, um mich zu bestrafen. Von uns allen ist sie die einzige Unschuldige. Rette sie! Rette sie!«
     
    Isolde hörte seltsame Geräusche. Ihr Kopf

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