Die Herrin von Rosecliffe
fühlte. jeder Mann würde dieses Mädchen begehren, und er hatte schon viel zu lange nicht mehr mit einer Frau geschlafen. Doch trotz aller logischen Erklärungen fand Rhys sein Verlangen unverzeihlich. Isolde war eine Fitz Hugh, er hasste sie und ihre ganze Sippe!
»Das ist wirklich ein herrliches Instrument«, seufzte sie glücklich. »Wo hast du es erworben?«
Seine Begierde wurde noch stärker, als sie ihn lächelnd ansah. Ihre dunkelgrauen Augen leuchteten, und ihre vollen Lippen waren leicht geöffnet ...
Er nahm ihr die Laute ab. »In York«, brummte er und stand hastig auf. »Schluss jetzt! Ich bin müde.«
Auch Isolde stand auf. »Aber du wirst mir morgen wieder Unterricht geben?«
Um nicht wieder ihr verführerisches Gesicht zu betrachten, starrte Rhys die massive Eichentür an, die zusätzlich mit einer schweren Eisenstange gesichert werden konnte. »Ja, morgen.«
Sie räusperte sich. »Du und deine Kameraden - ihr könnt gern noch eine Weile in Rosecliffe bleiben.« Als er schwieg, fuhr sie nach kurzem Zögern fort: »Wenn ihr etwas zu stopfen habt werden unsere Näherinnen das erledigen. Auch Waschen oder irgendwelche Lederreparaturen sind kein Problem.«
Rhys konnte kaum glauben, dass das Glück ihm so hold war. Isolde Fitz Hugh lud ihn ein, länger in der Burg zu verweilen! Das kam seinen eigenen Wünschen sehr entgegen ... »Ich fühle mich sehr geschmeichelt dass unsere Vorstellung Euch so gut gefallen hat.« Er tat so, als müsste er über ihr Angebot nachdenken. »ja, vielleicht können wir unsere Weiterreise um einige Tage verschieben«, sagte er schließlich. »Erwartet Ihr Eure Familie denn so bald zurück?«
»Nein, erst in mehreren Wochen ... kurz vor Neujahr, nehme ich an.«
»Ach so.« Mehrere Wochen - das war mehr Zeit als er für die Eroberung der Burg benötigen würde. »So lange können wir uns natürlich nicht hier aufhalten. Höchstens ein oder zwei Tage.«
Sie lächelte ihm zu - unschuldig wie ein seliges Kind und doch betörend wie eine Frau fast am Ziel ihrer Wünsche. Was erwartete sie sich von ihm? Nur Musikunterricht oder mehr? Rhys wollte das plötzlich um jeden Preis herausfinden, obwohl er wusste, dass es töricht war.
Ganz spontan reichte er ihr seine Laute. »Ihr könnt sie behalten und darauf üben, solang wir in Rosecliffe sind.«
»Oh, vielen, Dank!« Isolde nahm das Instrument behutsam in ihre schmalen Hände. »Wie kann ich mich für diese Großzügigkeit erkenntlich zeigen?«
Rhys deutete eine Verbeugung an. »Eure Freude ist mir mehr wert als jede Belohnung«, sagte er galant und ging auf die Tür zu. Insgeheim dachte er, dass sie einen sehr hohen Preis bezahlen würde ... Bald würde Rosecliffe Castle ihm gehören ...
Und auch Isolde Fitz Hugh?
Während er die Halle verließ, hörte er sie wieder spielen und leise summen. ja, vielleicht würde er nicht nur die Burg, sondern auch das Mädchen erobern. Der Tochter seines Feindes die Unschuld zu rauben wäre ein Todesstoß in Fitz Hughs schwarzes Herz. Und er hatte zwanzig Jahre darauf gewartet, ihm diesen Todesstoß zu versetzen!
Kapitel 5
Isolde wachte lächelnd auf und wusste sofort warum sie so gute Laune hatte.
Die Kapelle war fertig, und heute würde sie auch das Kruzifix vollenden. Die Arbeiter würden die Wände der großen Halle abwaschen und sie anschließend mit dem von ihr entworfenen einfachen Rosenknospenmuster bemalen. Gegen Ende der Woche würde man auch schon die neuen Vorhänge an den Türen aufhängen können. ja, ihre Bemühungen um die Verschönerung der Burg trugen allmählich Früchte ...
Noch viel wichtiger war jedoch die Tatsache, dass Reevius eingewilligt hatte, ihr Musikunterricht zu geben.
Sie roll te sich auf den Rücken und starrte den Betthimmel aus schwerem violettem und dunkelgrünem Damast an, den sie ebenso wie die Bettvorhänge selbst mit Goldfäden bestickt hatte. Aber sie sah nicht den kostbaren Stoff, sondern ein Gesicht ...
Was war gestern Abend eigentlich 'geschehen? Nichts Besonderes, wenn man es sich richtig überlegte. Spielleute waren aufgetreten - eine Gruppe wie all die vielen anderen, die nach Rosecliffe kamen.
Für sie war diese Gruppe aber etwas ganz Besonderes. Ein Riese, ein Zwerg, ein Magier, ein dressierter Hund ...
Isolde schloss seufzend die Augen und gestand sich mit schlechtem Gewissen ein, dass Linus, Gandy, Tillo und Cidu sie herzlich wenig interessierten. Es war der bärtige Reevius, der sie faszinierte und ein Lächeln auf ihr
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