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Die Herrin von Rosecliffe

Die Herrin von Rosecliffe

Titel: Die Herrin von Rosecliffe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rexanne Becnel
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Gesicht zauberte. Warum das so war, konnte sie sich beim besten Willen nicht erklären, aber es wäre sinnlos, es leugnen zu wollen.
    Ein einfacher Spielmann unbekannter Herkunft, der außer seiner Laute, breiten Schultern und einer schönen Stimme nichts besaß, brachte sie zum Träumen. Das hatte bisher weder der magere Mortimer Halyard noch einer der anderen jungen Aristokraten geschafft, die in den letzten Jahren auf Wunsch ihres Vaters nach Rosecliffe gekommen waren und um ihre Hand angehalten hatten. Ausgerechnet dieser fahrende Sänger, dessen Gesichtszüge sie wegen des Bartes nicht genau sehen konnte und der nicht einmal besonders liebenswürdig gewesen war, ließ ihr Herz schneller schlagen.
    Isolde wälzte sich rastlos auf den Bauch. Das Ganze war natürlich völlig lächerlich. Ein armer Musikant dürfte der Tochter eines Lords nicht gefallen. Aber er gefiel ihr! Und als er sich neben sie gesetzt und seine Hände auf ihre gelegt hatte ...
    Ein köstlicher Schauer lief ihr über den Rücken, und wieder züngelten Flammen in ihrem Bauch. Kein anderer Mann hatte je solche Gefühle in ihrem Körper ausgelöst. Allerdings hatten auch nur sehr wenige Männer - abgesehen von ihren Verwandten - sie je berührt jedenfalls nicht auf diese fast vertrauliche Weise.
    Sie warf sich auf den Rücken und starrte den Betthimmel an. Lag es nur an ihrem abgeschiedenen Leben in Rosecliffe, dass dieser bärtige Spielmann sie so beeindruckt hatte?
    Wütend warf sie die Marderdecke zurück und setzte sich im Bett auf. An allem war nur ihr Vater schuld! Wenn er nicht so eigensinnig gewesen wäre, könnte sie jetzt in London die bedeutendsten Persönlichkeiten des ganzen Königreichs kennen lernen! Wenn er sich nicht auf Mortimer versteift hätte, wären ihr in London vermutlich schon zahlreiche ansehnliche junge Männer begegnet, und vielleicht hätte sie sogar schon einen gefunden, der ihr genauso gut gefiel wie der völlig indiskutable Musikant.
    Während sie die Beine aus dem Bett schwang, musste sie über einen plötzlichen Einfall lachen. Vielleicht sollte sie ihrem Vater deutlicher erklären, was sie sich wünschte. Wie würde er reagieren, wenn sie ihn bäte, für sie einen Mann zu finden, der ihre Haut zum Prickeln brachte und Schmetterlinge in ihrem Bauch tanzen ließ? Wenn ihre Mutter Recht hatte, würde er rote Ohren bekommen und sprachlos sein. Wie amüsant es wäre, ihren strengen Vater mit der Erwähnung ihrer fleischlichen Gelüste in Verlegenheit zu bringen der Gelüste, von denen sie selbst nichts geahnt hatte, bis der mysteriöse Spielmann Reevius aufgetaucht war!
    Wo mochte er geschlafen haben? Wo hielt er sich jetzt auf? Diese Fragen veranlassten sie, sich schnell anzukleiden und die Treppe hinab zu rennen. Trotzdem war sie spät dran, denn die Glocken der Kapelle läuteten schon den Morgengottesdienst ein. Zu ihrer großen Enttäuschung hielt nur Odo sich in der Halle auf, der sie kopfschüttelnd begrüßte. »Beeil dich, Mädchen! Du weißt doch, wie empfindlich Vater Clemson ist!«
    »Ja, ja ... tut mir leid! «
    Sie hastete in die Kapelle, übersah die strafenden Blicke des Priesters, lauschte nur mit halbem Ohr den langen Gebeten und hörte kein Wort von der endlosen Predigt, weil ihre Gedanken um Reevius kreisten, der sein ewiges Seelenheil aufs Spiel setzte, indem er beim Gottesdienst fehlte. Fahrende Gesellen hatten meistens keine Gelegenheit zum regelmäßigen Kirchgang, wofür sogar die Priester Verständnis aufbrachten. Doch es war nicht üblich, dass Besucher von Rosecliffe Castle die Gottesdienste versäumten, und Vater Clemson würde das Fernbleiben der vier Spielleute zweifellos als schwere Sünde ansehen.
    Sie ließen sich auch beim Frühstück in der Halle nicht blicken, wo alle Burgbewohner sich mit Haferschleim und trockenem Brot eingeweicht in Ziegenmilch mit Honig, stärkten. Wo mochte Reevius stecken? Ohne seine Laute würde er Rosecliffe nicht verlassen, das stand für Isolde fest.
    Die Sonne stand schon fast im Zenit als sie endlich rein zufällig etwas über ihn hörte, denn natürlich war sie viel zu stolz, um nach ihm zu fragen.
    »... ist ein toller Hecht«, sagte die Schankwirtin, die das Ausladen neuer Bierfässer vor dem Keller überwachte.
    »Und du weißt ja, was von den Musikanten behauptet wird«, kicherte ihre Schwester Emelda, während sie ein Fass vom Karren rollte. »Sie haben die geschicktesten Finger und sind besonders einfühlsam ... «
    Beide Frauen lachten,

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