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Die Herrin von Rosecliffe

Die Herrin von Rosecliffe

Titel: Die Herrin von Rosecliffe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rexanne Becnel
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sie von ihrem Vater in Rosecliffe zurückgelassen wurde, um hier den Mann ihres Lebens zu treffen - keinen Lord, keinen Ritter, sondern einen fahrenden Sänger.
    Einen besitzlosen Spielmann ...
    Gottes Wege waren unergründlich, sagten die Priester. In Seiner Weisheit hatte er wohl entschieden, dass ein Poet besser zu ihr passte als ein Krieger. Langsam breitete sich ein Lächeln auf Isoldes Gesicht aus. Ihr Vater würde anfangs natürlich wütend sein, weil. er sich einen reichen und mächtigen Schwiegersohn wünschte, doch irgendwann würde er nachgeben.
    Nicht einmal Randulf Fitz Hugh konnte sich gegen den Willen Gottes auflehnen.
    Glücklich streckte sie Reevius die Hand entgegen. »Lass uns zusammen hier in der Kapelle beten. Ja?«
    Rhys ergriff ihre Hand und kniete neben ihr nieder. Auf dem Rückweg vom Strand war Isolde völlig verwirrt gewesen. Die Einladung, gemeinsam zu beten, und ihr entspanntes Lächeln deuteten darauf hin, dass sie ihn jetzt endgültig akzeptiert hatte.
    Nun musste er sich die nächsten Schritte überlegen. Doch es fiel ihm schwer, in ihrer Nähe logisch zu denken. Aus dem Augenwinkel heraus betrachtete er ihre gefalteten Hände, den gesenkten Kopf. Hatte er selbst jemals so andächtig gebetet? War er überhaupt jemals gläubig gewesen?
    Seine Miene verhärtete sich vor Hass. Frömmigkeit war etwas für Menschen mit vollen Bäuchen und viel freier Zeit die hinter dicken Burgmauern im Schoß ihrer Familie ein behütetes Leben führten und keine Ahnung von der grausamen Wirklichkeit hatten ... Nein, er hatte nie so gebetet und würde es nie tun! Aber er würde neben dieser Frau knien und so tun, als wäre er genauso gottesfürchtig wie sie, während er insgeheim Pläne schmiedete.
    Rhys zwang sich zur Konzentration. Er hatte diesen Feldzug sorgfältig vorbereitet und andere unzufriedene Waliser für den Kampf gewonnen. Glyn wartete mit einer Schar wackerer Patrioten in Afon Bryn, und auch Dafydd , der vor zehn Jahren Rhys' bester Freund gewesen war, wollte sich zusammen mit zwei anderen Männern an der Eroberung von Rosecliffe beteiligen. Rhys' erste - und schwierigste - Aufgabe bestand darin, die Wachposten auf der Nordmauer zu überwältigen. Danach würde er seine Landsleute durch das hintere Tor in die Festung einlassen. Gemeinsam würden sie die restlichen Wachposten entwaffnen und ins Verlies werfen - in jenes Verlies, wo er selbst einst eingesperrt gewesen war!
    Und was sollte er mit Isolde Fitz Hugh machen?
    Unbehaglich verlagerte er sein Gewicht von einem Knie aufs andere. Verdammt der Fußboden war hart und kalt! Wie lange wollte sie eigentlich noch beten?
    Er würde dieses fromme Geschöpf verführen. Nichts sprach dagegen, und es gab einen guten Grund, zur Tat zu schreiten: seine Begierde.
    Mit ihrer Schönheit ihrer Unschuld und unerwarteten Sinnlichkeit hatte sie sein Blut in Wallung gebracht. Es war nicht zu übersehen, dass Isolde reif für einen Mann war - und er selbst brauchte wieder einmal eine Frau im Bett.
    Warum sollte er seine fleischlichen Gelüste nicht mit der Tochter seines Feindes stillen? Es wäre ein zusätzlicher Triumph, Fitz Hughs geliebte Erstgeborene zu entjungfern ...
     
    Während Isolde die üblichen Vorbereitungen für das Abendessen überwachte, hielt sie Distanz zu Reevius, schaute aber immer wieder verstohlen zu dem Tisch hinüber, wo er sich mit seinen Kameraden unterhielt. Auch er schien sie zu beobachten, denn ihre Blicke kreuzten sich ständig, und jedes Mal überlief sie dabei ein heißer Schauer. In seinen dunklen Augen stand das gleiche Verlangen geschrieben, das ihr selbst den Atem raubte und zittrige Hände bescherte.
    Ein leeres Metalltablett entglitt ihren Fingern und landete klirrend auf dem Boden. Schuldbewusst hob sie es auf. Hoffentlich bemerkte niemand die Veränderung, die seit gestern mit ihr vorgegangen war. Zum Glück kanzelte Odo gerade den ziemlich kleinlauten Brotmeister ab, der sich irgendetwas hatte zuschulden kommen lassen, und Osborn spaßte mit einem der Ritter.
    Isolde seufzte- erleichtert zuckte jedoch im nächsten Moment erschrocken zusammen, weil jemand an ihrem Ärmel zupfte.
    »Die Früchte des Gebets sind mannigfaltig«, sagte eine alte vertraute Stimme.
    »Newlin!« Sie ließ das Tablett wieder fallen. »Mein Gott hast du mich erschreckt! Seit wann bist du hier? Warum hat mir niemand gesagt dass du kommst?«
    Der kleine Barde schaute lächelnd zu ihr auf. »Ich glaube, dass Odo es dir berichtet hat. Erinnerst du

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