Die Herrin von Rosecliffe
mochte - sie musste mit ihm sprechen. In Abwesenheit ihrer Mutter konnte nur der weise Barde ihr helfen. Wenn sie ihm ihren Gemütszustand ehrlich schilderte, würde er ihr eine ehrliche Antwort geben.
»Taran!«, fluchte Rhys, als Newlin die Halle betrat. Obwohl er seit zehn Jahren nicht in Wales gewesen war, sich von einem schlaksigen Jüngling in einen muskulösen Mann mit breiten Schultern verwandelt hatte und sein Gesicht hinter dem wilden Bart versteckte, wusste Rhys genau, dass der Barde von Rosecliffe ihn sofort erkennen würde. »Taran!«
»Warum, fluchst du?«, fragte Gandy erstaunt.
»Weil der einzige Mensch, der meine Pläne vereiteln kann, soeben hereingekommen ist.«
»Wer? Wer?« Der Zwerg kletterte auf die Bank, um einen besseren Überblick zu haben.
Tillo schenkte sich ruhig einen Becher Bier ein. »Er wird nichts unternehmen, solang kein Blutbad zu befürchten ist.«
»Ich mag es gar nicht wenn Blut fließt«, brummte Linus. »Ich denke, dass das brutal ist.«
»Oh, er kann plötzlich denken!«, kicherte der Zwerg. »Das bedeutet dass das Ende der Welt dicht bevorsteht.«
Der Riese tätschelte mit seiner Pranke gutmütig Gandys Kopf. »Mach dir keine Sorgen, mein kleiner Freund. Ich werde dich beschützen.«
Gandy duckte sich fluchend. Rhys beachtete das übliche Geplänkel zwischen ihnen nicht sondern starrte Tillo an, der gelassen sein Bier schlürfte. »Warum glaubst du, dass er Osborn nicht verraten wird, wer ich bin?«
»Weil er weiser ist als du oder ich. Viel weiser«, erwiderte der magere alte Spielmann.
Eine seltsame Bemerkung, dachte Rhys. Er wusste von Tillo weniger als von den beiden anderen Gefährten, denn Tillo erzählte nie etwas von seiner Vergangenheit weder von seiner Familie noch von seiner Heimat noch von seinen Erlebnissen. Deshalb hatte es lange gedauert bis Rhys ihm vertraute.
Aber Tillo hatte ihn stets an eine andere Person erinnert - an Newlin, wie ihm jetzt plötzlich klar wurde. Beide waren alt und verkrüppelt und schienen doch irgendwie alterslos zu sein. Obwohl Tillo über keine der magischen Kräfte verfügte, die Newlin nachgesagt wurden, besaß er ein feines Gespür für Menschen und Situationen. Im Laufe der Jahre hatte Rhys gelernt sich auf das Urteilsvermögen des Freundes zu verlassen. Wenn Tillo jetzt glaubte, dass Newlin die wahre Identität des Spielmanns Reevius niemandem verraten würde, hatte er wahrscheinlich Recht mit dieser Vermutung.
Trotzdem blieb Rhys misstrauisch. Er würde schneller als geplant handeln müssen - bevor Newlin es sich vielleicht doch anders Überlegte.
Er spürte, dass Isolde ihn wieder beobachtete. Als er hochschaute, senkte sie sofort die Lider, doch wie bei jedem noch so flüchtigen Blickkontakt mit ihr flutete Hitze durch seinen Unterleib.
Sie begehrte ihn, daran bestand nicht der geringste Zweifel. Und er begehrte sie. Doch während Isolde nicht wusste, dass er ihr Feind war, wusste er ganz genau, wen er vor sich hatte. Deshalb fiel es ihm so schwer, sein Verlangen zu akzeptieren. Mit dieser Komplikation hatte er bei der Planung seiner Rache an den Fitz Hughs nicht gerechnet aber die Versuchung war einfach zu groß, um -ihr widerstehen zu können.
Newlins unerwartetes Auftauchen stellte eine weitere Komplikation dar. Von nun an hing die Gefahr einer Entlarvung wie ein Damoklesschwert über Rhys ap Owain und seinen Freunden. Er durfte die Eroberung der Burg nicht auf die lange Bank schieben, sonst könnte er wieder im Verlies landen! Aber er durfte sich auch nicht zu unbedachten Handlungen hinreißen lassen. Nach dem Abendessen würden sie wie vorgesehen für Unterhaltung sorgen. Anschließend würde er vielleicht einige Worte mit Newlin wechseln, um herauszufinden, was der Barde im Schilde führte. Und danach würde er herausfinden, welche Art von Unterricht die zeitweilige Herrin von Rosecliffe bevorzugte. Er konnte ihr beibringen, schöne Lieder auf den straffen Saiten seiner Laute zu spielen. Er könnte ihr aber auch die besondere Musik der Lust beibringen und sich dabei aller besonders empfindsamen Stellen ihres geschmeidigen jungen Körpers bedienen ...
Bei der bloßen Vorstellung, diese Schönheit nackt in den Armen zu halten, schwoll sein Glied erwartungsvoll an. Rhys schnitt eine Grimasse und wandte seine Augen hastig von Isolde ab. Verdammt warum begehrte er nicht das Milchmädchen oder die sommersprossige dralle Wäscherin, die sich sogar erboten hatte, ihm beim Baden zu helfen?
Aber er begehrte
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