Die Herrin von Rosecliffe
lassen, auch wenn du es beteuerst. Ich bin deine wertvollste Geisel bei diesem irrsinnigen Plan, den du dir in den Kopf gesetzt hast.«
Er zuckte mit den Schultern und verzog die Mundwinkel zu einem schiefen Grinsen. »Vielleicht hast du Recht aber jetzt wirst du es nie mit Sicherheit wissen.«
Isolde wollte seine höhnischen Worte nicht mehr hören und wandte sich zum Gehen. Doch Rhys packte sie am Arm und drehte sie wieder zu sich herum.
»Ich möchte, dass das Leben in dieser Burg auch in Zukunft ganz normal verläuft.«
»Normal? Von Normalität kann wohl keine Rede sein, wenn ... «
Er ließ sie nicht ausreden. »Alle Arbeiten sollen wie gewohnt ausgeführt werden - in der Küche, im Garten, in der Wäscherei, in der Brauerei und sonst wo.«
»Du musst verrückt sein, wenn du glaubst dass das möglich ist! «
»Du wirst tun, was ich sage, Isolde. Ich habe gesehen, dass du dieses Haus gut führen kannst. Von nun an wirst du es für mich führen.«
»Ohne männliche Dienstboten? Wer soll sich um die Fischernetze kümmern? Wer soll Holz hacken und Wasser tragen? Wer soll die Pferde versorgen?«
»Die Männer werden dir bald wieder zur Verfügung stehen.«
»Wann?« Sie starrte ihn wütend -an.
»Sobald sie mir Treue geschworen haben.«
»Ha! Das wird nie geschehen!« Isolde versuchte sich loszureißen, aber er hielt sie unerbittlich fest.
»O doch! Wenn die Leute sehen, dass du mich als neuen Besitzer dieser Burg anerkannt hast, werden sie sich ebenfalls damit abfinden und ruhig ihre Arbeiten verrichten.«
»Das wird nie geschehen«, wiederholte Isolde, »denn ich werde deine Ansprüche nie anerkennen.«
Rhys grinste zuversichtlich- »Das behauptest du jetzt aber ich habe mit dir andere Erfahrungen gesammelt und glaube, dass du zu allem überredet werden kannst. Oder hast du die letzte Nacht vergessen?«
Sie hätte ihn umbringen können! Musste er sie daran erinnern? Als ob es nicht schlimm genug wäre, dass sie selbst ständig daran dachte!
Obwohl ihr Gesicht von Schamröte überflutet war, hielt sie seinem spöttischen Blick stand. »Letzte Nacht habe ich einen fatalen Fehler begangen, als ich dich nur nach dem äußeren Schein beurteilte. Das war töricht von mir, doch jetzt kenne ich deine schwarze Seele und werde mich nie, nie wieder zu etwas hinreißen lassen! «
Einen Moment lang glaubte sie, ihn mit ihren Worten getroffen zu haben, denn seine Finger gruben sich tiefer in ihre Arme, und in seinen dunklen Augen flackerte etwas auf, das sie nicht richtig deuten konnte. Aber gleich darauf war sein Gesicht wieder eine kalte grinsende Maske, und sie wusste, dass sie sich geirrt hatte. Worte konnten Männer wie ihn nicht verwunden. Er war ein Krieger, der von früher Kindheit an alle Engländer hasste und ihnen Rache geschworen hatte.
Rhys ließ ihre Arme los, doch bevor sie zurückweichen konnte, nahm er ihr Kinn zwischen Daumen und Zeigefinger gefangen. »Beurteile dich selbst nicht zu hart Isolde. Du würdest mich gern hassen, das weiß ich. Aber es wird der Tag kommen, an dem deine natürliche Leidenschaft den Sieg über diesen Hass davontragen wird.«
»Niemals!« Isolde befreite sich aus seinem sanften Griff.
»Bald«, rief er ihr nach, während sie über den Hof rannte.
Bald ...
Im Augenblick war sie ihm entkommen. Doch dieses kleine Wort - bald - verfolgte sie.
Er irrte sich ... Er irrte sich gewaltig, wenn er glaubte, sie würde noch einmal seinem Charme erliegen!
Rhys beobachtete die schlanke Gestalt deren lange wirre Haare im Wind flatterten, und runzelte die Stirn.
Er genoss das viel zu sehr.
Eine Fitz Hugh zu verführen und es zu genießen eigentlich war nichts falsch daran. Das gehörte nun einmal zu den Vorrechten des Siegers. Doch sie erregte ihn mehr, als ihm lieb war. Er rieb sich nachdenklich das Kinn und vermisste einen Augenblick lang seinen Bart. Weiber wurden in jedem Krieg zum Freiwild, rechtfertigte er sein Verhalten, das war von jeher so gewesen und würde immer so bleiben. In den letzten zehn Jahren hatte er sich mit vielen Engländerinnen vergnügt und nie Gewissensbisse gehabt. Vergewaltigungen waren allerdings nicht nach seinem Geschmack und er hatte es auch nie nötig gehabt seine Lust auf so primitive Weise zu befriedigen. Nach jedem Turniersieg buhlten Frauen - vornehme adlige Damen! - um seine Gunst und er hatte immer tiefe Genugtuung verspürt wenn sie in seinen Armen stöhnten! Auch Isolde war eine leichte Beute gewesen, und er konnte sich selbst nicht
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