Die Herrin von Rosecliffe
die Pagen und Dienstmädchen, die verängstigt, mit eingezogenen Köpfen, ihre Arbeiten verrichteten. Ihr fiel auch auf, dass kein einziger männlicher Dienstbote zu sehen war. Rhys wollte offenbar keinerlei Risiko eingehen. Aber was hatte er mit ihnen gemacht? Im Verlies waren sie nicht - er musste sie an irgendeinem anderen Ort gefangen halten. Vielleicht waren sie verletzt und wurden nicht betreut ... Ihr Magen krampfte sich bei diesem Gedanken schmerzhaft zusammen.
Sie erspähte Magda, die den Walisern Bier einschenkte, und winkte das Mädchen zu sich heran. Einer der Männer machte irgendeine anzügliche Bemerkung, die Magda erröten und erschrocken zurückweichen ließ, worauf der Kerl in schallendes Gelächter ausbrach
Magdas Hände zitterten stark, als sie neben ihre junge Herrin trat. »Reg dich nicht auf«, flüsterte Isolde ihr
ZU. »Ich habe deinen George gesehen - er ist unverletzt. Man hat ihn zusammen mit den anderen Soldaten und Rittern im Kerker eingesperrt.«
»Seid Ihr ganz sicher, dass er nicht verletzt ist?«, fragte das verstörte Mädchen mit Tränen in den Augen.
»Ja. Glücklicherweise haben diese Banditen wenigstens kein Blutbad angerichtet.«
»Oh, danke glücklich.
Isolde schenkte ihr ein bittersüßes Lächeln. »Liebt George dich genauso sehr, wie du ihn liebst?« Die Frage war ihr gegen ihren Willen entschlüpft.
»0 ja.« Magda nickte eifrig. »Er wollte schon am nächsten Sonntag mit meinem Vater sprechen. Und gleich nach Lord Randulfs Rückkehr aus London wollte er ihn bitten, uns die Heirat zu erlauben.«
Es tat Isolde weh, in die leuchtenden braunen Augen des Mädchens zu schauen, das liebte und geliebt wurde. Kurze Zeit hatte auch sie geglaubt die große Liebe gefunden zu haben. Aber alles war nur Lug und Trug gewesen ...
»Ich weiß, dass unsere Lage im Moment hoffnungslos erscheint«, murmelte sie. »Doch sobald mein Vater erfährt, was passiert ist wird er uns zusammen mit meinem Onkel zu Hilfe eilen und retten.«
»Glaubt Ihr, dass es ihnen gelingen wird, dieses elende Lumpenpack zu vertreiben?« Ein Hoffnungsschimmer schwang in Magdas Stimme mit aber die Furcht überwog. »Was wird jetzt aus den Dorfbewohnern? Aus meinen Eltern und meinen kleinen Geschwistern?«
Isolde drückte beruhigend die zitternde Hand des Mädchens, obwohl sie selbst genauso viel Angst hatte. »Ich werde versuchen herauszufinden, wie es ihnen
danke, Miss«, stammelte Magda geht. Sei sehr vorsichtig und vermeide es, mit einem dieser Schurken allein zu ... « Sie verstummte, weil Rhys soeben die Halle betrat.
Auch Magda hatte ihn gesehen und zuckte vor Schreck zusammen. »Ihr müsst vorsichtig sein, Miss. Noch viel vorsichtiger als ich«, flüsterte sie und entfernte sich schnell.
Für den Bruchteil einer Sekunde trafen sich Isoldes Blicke mit denen ihres Feindes, doch sein Interesse galt nicht ihr, sondern seinen Kameraden. Triumphierend durchquerte er den großen Raum, schüttelte Hände, klopfte auf Schultern, spendete Lob und ließ sich beglückwünschen.
Der gewissenlose Schurke!
Isolde tat so, als würde sie frühstücken, und beobachtete ihn dabei aus dem Augenwinkel heraus. Sie würgte einige Löffel Haferflocken hinunter, die ihr fast im Hals stecken blieben, als sie Rhys prahlen hörte.
»Wir haben letzte Nacht gute Arbeit geleistet, Glyn. Wirklich. gute Arbeit! «
»Na ja, sie haben nicht viel Widerstand geleistet«, lachte Glyn.
Der Mann, der Magda belästigt hatte, mischte sich ein. »Und dabei hattest du uns einen tollen Kampf versprochen.«
Rhys zuckte grinsend mit den Schultern. »Stimmt ich hatte erwartet dass sie wenigstens kämpfen würden. -Aber Engländer sind nun mal feige, diese Erfahrung habe ich oft gemacht.«
Isoldes Nasenflügel blähten sich vor Empörung. Dieser verfluchte Bastard! Dieses Lügenmaul! Dieser Aufschneider! Wie konnte er es wagen, in ihrer Gegenwart solche Äußerungen zu machen?
Sie schob ihre Schüssel zurück und sprang auf. Sofort trat in der Halle eine Totenstille ein. Alle Augen waren auf sie gerichtet aber sie konzentrierte sich ausschließlich auf Rhys, der sie mit gerunzelter Stirn anstarrte.
»Setz dich wieder hin«, befahl er. »Ich werde mich gleich zu dir gesellen.«
Das war der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte. Isolde handelte, ohne zu überlegen. Sie stieß ihren Stahl heftig zurück, reckte ihre Schultern, warf den Kopf zurück und marschierte auf die Tür zu, wobei sie ihre Röcke raffte, um große Schritte
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