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Die Herrin von Rosecliffe

Die Herrin von Rosecliffe

Titel: Die Herrin von Rosecliffe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rexanne Becnel
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dreiste, triumphierende, je nachdem, ob es sich um die ständigen Bewohner von Rosecliffe oder um die walisischen Rebellen handelte. Und am arrogantesten sah natürlich Rhys ap Owain aus, der auf dem Platz ihres Vaters saß.
    Sie ignorierte ihn, ging zwischen den Tischen hin und her, begutachtete die Speisen, gab den Pagen ein Zeichen, Bier und Wein einzuschenken, lächelte den Dienstmädchen ermutigend zu und tat so, als wäre das ein ganz normales Mittagessen. Diese von Rhys vorgeschlagene Taktik erwies sich als erfolgreich. die Menschen entspannten sich, aßen und tranken. Unterhaltungen kamen allmählich wieder in Gang, und hier und dort wurde sogar gelacht.
    Als Isolde sich dem Familientisch näherte, stand Rhys höflich auf und rückte ihren Stuhl zurecht. »Danke«, murmelte sie widerwillig.
    »Das hast du ausgezeichnet gemacht«, lobte er und füllte ihren Becher mit Wein.
    »Ich benehme mich so, wie meine Eltern es von mir erwarten würden«, erwiderte sie würdevoll. »Ob dir das gefällt oder nicht ist mir ganz egal.«
    »Trotzdem finde ich dein Benehmen sehr lobenswert.« Rhys winkte einen Pagen herbei. »Bediene deine Herrin mit der besten Portion Geflügel, mit einem besonders zarten Stück.«
    »Ich habe keinen Hunger.«
    Der Page schaute mit großen Augen von Rhys zu ihr und zurück, sichtlich verwirrt und besorgt.
    »Trotzdem wirst du etwas essen«, sagte Rhys ruhig, während er sich selbst bediente.
    »Wird das in Zukunft immer deine Antwort sein, wenn ich irgendetwas nicht will?«, rief sie wütend. »>Trotzdem wirst du es tun.< Ich denke nicht daran, nach deiner Pfeife zu tanzen!«
    Rhys schickte den Pagen weg, stützte einen Ellbogen auf die Armlehne seines Stuhls und beugte sich zu ihr hinüber. »Es steht dir natürlich frei, widerspenstig zu sein, Isolde. Zweifellos wirst du das bei jeder Gelegenheit versuchen. Doch am Ende wirst du mir gehorchen, ob es sich nun um Bagatellen oder um wichtige Dinge handelt. Kämpf gegen mich, so viel du willst. Aber merk dir eines - ich werde jeden dieser Kämpfe gewinnen!« Er spießte ein Stück Fleisch mit dem Messer auf und begann zu essen.
    Isolde vergaß den guten Vorsatz, ihre wahren Gefühle zu verbergen. Das ging einfach zu weit! Empört sprang sie auf. »Du wirst diesen Tag für den Rest deines sehr kurzen Lebens bereuen«, schwor sie.
    Rhys grinste. »Glaubst du? Eines werde ich jedenfalls nie bereuen - die vergangene Nacht.« Er packte ihren Arm und zwang sie, wieder Platz zu nehmen. In der Halle war es sehr still geworden. Rhys senkte deshalb die Stimme, bevor er hinzufügte: »Und auch die kommenden Nächte mit dir werde ich nie bereuen.«
     

Kapitel 12
     
    Rhys behielt Isolde am Nachmittag im Auge, obwohl er sich selbst sagte, dass das eine übertriebene Vorsichtsmaßnahme sein dürfte. Doch ihm war nicht entgangen, dass Dafydd sie mit grollenden und zugleich lüsternen Blicken verfolgte, und deshalb beauftragte er Linus und Gandy, auf Isolde aufzupassen und dafür zu sorgen, dass niemand sie belästigte. Dann befahl er, dass Osborn und Odo aus dem Verlies geholt werden sollten. Mit dem Haushofmeister wollte er die Bücher durchsehen, und der Hauptmann sollte sehen, wie gut Rhys mit seiner neuen Rolle als Herr von Rosecliffe zurechtkam, wie perfekt er alles im Griff hatte.
    Durch die offene Bürotür beobachtete er die beiden Männer, die - von drei Wächtern umringt - in die Halle geführt wurden. Er sah auch, dass Isolde die Nadelarbeit mit der sie beschäftigt gewesen war, hastig weglegte und ihren Freunden entgegenrannte. Osborn breitete die Arme aus, und sie warf sich an seine Brust als wäre sie ein kleines Kind.
    Rhys rieb sich das Kinn und betrachtete nachdenklich die drei Gefangenen. Niemand konnte Isolde vorwerfen, dass das Schicksal der ihr anvertrauten Menschen sie nicht berührte. Es gab nicht den geringsten Zweifel daran, dass sie für den alten Ritter und auch für den nervösen Haushofmeister eine tiefe Zuneigung hegte, die von ihnen erwidert wurde.
    Sie war kein kaltes englisches Luder, das musste Rhys zugeben. Offenbar hatte sie das Temperament ihrer walisischen Mutter geerbt. Aber sie war wie eine englische Adlige erzogen worden, und ihre beiden Freunde waren englische Invasoren, die Wales unterjocht hatten. Isolde Fitz Hugh mochte Drachenblut in den Adern haben, doch sie interessierte sich nicht für das Schicksal der Waliser und wäre überglücklich, wenn Rhys im Kampf gegen ihren Vater und Onkel unterliegen würde. Das

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