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Die Herrin von Rosecliffe

Die Herrin von Rosecliffe

Titel: Die Herrin von Rosecliffe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rexanne Becnel
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ihnen sein? Warum nur? Sie schüttelte hilflos den Kopf und kämpfte mit den Tränen. Ihre Finger berührten zögernd seine nackte muskulöse Brust. Die Haut war eiskalt doch irgendwo unter der Oberfläche war Wärme. Wenn sie nur die harte Schale durchstoßen und zu dem guten und mitleidigen Kern vordringen könnte!
    »Rhys ... «
    Seine Faust traf das Tor, direkt neben ihrem Kopf. Sie schrie vor Schreck auf.
    »Wenn dir etwas an deinem hübschen Hals liegt solltest du mich nicht weiter provozieren, Isolde.« Er stieß das Tor auf und schubste sie in den schmalen Gang zwischen den Mauern. »Geh ins Turmzimmer! Sofort.«
    Isolde tastete sich an einer Wand entlang durch den schwarzen Tunnel. Zurück ins Turmzimmer! Zurück in ihr Gefängnis! Zurück zu einer Situation, die noch hoffnungsloser als zuvor war!
    Rhys wartete, bis sie verschwunden war, und betete, dass sie seinen Befehl befolgen würde. Denn wenn er sie noch einmal suchen müsste, würde er sich nicht beherrschen können, befürchtete er.
    Nachdem er das Tor verschlossen hatte, lehnte er sich mit steifen Armen dagegen und atmete tief durch. Er war nahe daran gewesen, sie zu schlagen. Nur mit größter Mühe hatte er seinen Zorn beherrscht.
    Aber warum hatte er ihr wehtun wollen?
    Die Antwort lag auf der Hand: weil sie ihm wehgetan hatte!
    Es fiel ihm sehr schwer, das zuzugeben, aber die bittere Wahrheit ließ sich nicht leugnen: sie hatte ihm einen Schlag versetzt der schmerzhafter war als jede Verletzung, die er jemals im Kampf davongetragen hatte. Blut konnte man stillen, Knochen konnte man schienen, offene Wunden konnte man nähen. Aber jetzt hatte er ein Loch tief in der Brust - ein riesiges Loch. jedenfalls fühlte es sich so an. Und daran war Isolde schuld. Sie hatte etwas in seinem Innern zerrissen, und nun litt er Todesqualen.
    Man kann ihr nicht verübeln, dass sie ihre Familie verteidigen will.
    Rhys schloss die Augen. Es war schmerzhaft, sich diese Wahrheit einzugestehen. Noch schwerer war freilich das Eingeständnis, dass er sich wünschte, ihre Loyalität würde ihm - und nur ihm allein - gelten.
    »Verdammt!«, fluchte er. »Verdammt!« Er stieß sich von der Tür ab und durchquerte mit großen Schritten den dunklen Gang zwischen den massiven Steinmauern. In den langen Jahren seiner Verbannung hatte er oft befürchtet, dass es ihm niemals gelingen würde, Rosecliffe Castle einzunehmen. Aber er hatte es geschafft! Mit Beharrlichkeit, Entschlossenheit und Wagemut hatte er sein Ziel letztlich erreicht. Eigentlich müsste er jetzt eine tiefe Befriedigung empfinden. Doch das war nicht der Fall. Und sie war schuld daran!
    Die stolze Herrin von Rosecliffe zu erobern schien noch schwieriger zu sein als die Einnahme der Burg. Aber er würde auch das schaffen! Ihre leidenschaftliche Natur würde ihr irgendwann zum Verhängnis werden.
    Während er den stillen Innenhof betrat verdrängte er energisch den unangenehmen Gedanken, dass stattdessen Isolde Fitz Hugh ihn erobern könnte
     
    Josselyn und Rhonwen ritten Seite an Seite. Entgegen den Befürchtungen ihrer Männer wurde die kleine Armee, die Rand und Jasper um sich geschart hatten, durch die Frauen nicht am schnellen Vorwärtskommen gehindert denn sie hatten es genauso eilig wie die Männer, nach Rosecliffe zurückzukehren. Beide machten sich Sorgen um Isolde - und beide machten
    sich auch Sorgen um Rhys. Er mochte ein Rebell sein, der alles bedrohte, was sie liebten. Doch er war auch ihr Landsmann und kämpfte für die Freiheit ihrer gemeinsamen Heimat.
    Josselyn erinnerte sich an den kleinen mutterlosen Jungen, der von seinem Vater misshandelt und von keinem Menschen geliebt worden war. Rhonwen erinnerte sich an ihren Jugendfreund, einen idealistischen Burschen, der immer irgendwelche Außenseiter der Gesellschaft um sich geschart hatte.
    »Er hat keine eigene Familie«, sagte Rhonwen.
    »Aber viele Freunde«, erwiderte Josselyn, die sofort wusste, von wem Rhonwen sprach. »Er reiste mit einer Schar von Spielleuten.«
    » Ja, mit einem Zwerg, einem Riesen und einem alten Mann, wenn man dem Kurier Glauben schenken darf. Rhys hatte von jeher das Talent treue Freunde zu gewinnen, besonders unter jenen Menschen, um die sich niemand kümmert.«
    »Einsame Seelen - wie er selbst.«
    »Früher gehörte auch ich zu diesen einsamen Seelen«, fügte Rhonwen hinzu.
    Eine Weile ritten sie schweigend nebeneinander her. Als die Reiterkolonne sich einem Graben näherte, der sich durch die Landschaft

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