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Die Herrin von Sainte Claire

Die Herrin von Sainte Claire

Titel: Die Herrin von Sainte Claire Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emily Carmichael
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gemacht, um diese Schmach über ihre Untertanen zu bringen? Schon beim Anblick von Gilberts Heer, der Ritter, Pikeniere und Bogenschützen in Linie vor den Burgmauern, wußte sie, die Festung war verloren. Der klägliche Widerstand ihrer Krieger hatte den Feind nur noch mehr zum Sieg angestachelt. Gilberts Mannen standen vor den Toren der Burg, ehe man sich noch hinter Barrikaden verschanzen konnte. Daraufhin hatte Alaine einem verzweifelten Sir Oliver den Befehl gegeben, die Waffen zu strecken. Jeder weitere Kampf hätte nur noch sinnlos Leben gekostet, und sie war nicht gewillt, ihre Gefolgsmänner einer verlorenen Sache zu opfern.
    Auf Joannas Rat hin, war sie in ihr Gemach geeilt und hatte Hadwisa angewiesen, ihr sorgfältig die schönsten Gewänder anzulegen. Das Untergewand hatte Zierborten an Halsabschnitt, Saum sowie an beiden Ärmelrändern aus kostbarer Silber- und Goldstickerei. Das Obergewand war nach der neuesten Mode am Rücken fest mit Bändern zugebunden und hob ihre schlanke Taille und hohen Brüste hervor. Während Hadwisa hier und dort an ihrer fertigen Frisur zupfte und die anmutigen Falten ihres Gewandes drapierte, fühlte sich Alaine jeden Zoll ein stolzes Ritterfräulein. Irgendwie mußte sie einen Ausweg finden, Gilbert seinen Triumph zu nehmen. Niemals würde sie ihr Erbe an diesen gemeinen prahlerischen Ritter verlieren.
    Erhobenen Hauptes hatte sie den Sieger im großen Saal empfangen, stolz aufgerichtet zwischen ihrer Stiefmutter zur Rechten und ihren drei Stiefschwestern zur Linken. Ihr Zorn ließ kein Gefühl der Angst zu, als Gilbert festen Schrittes den großen Saal durchmaß und mit Besitzerstolz um sich blickte. Sein verächtlicher Blick musterte Joanna und ihre drei Töchter und ruhte schließlich auf Alaine.
    Ihr selbstbewußtes Auftreten und der Hochmut in ihren Augen entlockten ihm ein böses Lächeln. »Ihr wißt die Niederlage zu tragen, Mylady. Es freut mich, dies zu sehen. Eine beherzte Frau entspricht mehr meinem Geschmack, als eine zimperliche Jungfrau, die beim ersten Windstoß in Ohnmacht sinkt.«
    Sie warf ihm einen frostigen Blick zu. Gilbert war ein gutaussehender Mann von hoher, kräftiger Gestalt, einem schmalen Adlergesicht und dichtem, silbergrauem Haar. Die meisten Frauen hätten ihn wohl anziehend gefunden, doch ein grausamer Zug um die schmalen Lippen und ein Schatten von Mitleidlosigkeit in seinen Augen, hatten ihr schon früher einen Angstschauder über den Rücken gejagt. Er erinnerte sie an eine Giftschlange, die sich an einem hilflosen Karnickel weidet – an ihr.
    »Dann werdet Ihr wohl feststellen müssen, daß diese Jungfrau unerschrockener ist, als Euch lieb ist, Herr Ritter. Ste. Claire mag sich durch Euren widerrechtlichen Einfall geschlagen geben, aber ich nicht.«
    Gilbert hob gebieterisch die Hand um Ruhe. »Hütet Eure Zunge, Weib! Ich war gekommen, um erneut mit Sir Geoffrey zu verhandeln, aber nachdem ich einigen Eurer ehemaligen Krieger auf der Landstraße begegnet bin und von seinem Tode vernahm, beschloß ich einfach zu nehmen, statt zu verhandeln.«
    »Dazu habt Ihr kein Recht!« schleuderte ihm Alaine mit wuterstickter Stimme entgegen.
    Gilbert hielt ihr sein blutiges Schwert unter die Augen. »Das hier gibt mir das Recht dazu, Mylady. Hört auf mit dem Geschwätz über Recht oder Unrecht. Ihr seid gezwungen, Euch einen Mann zum Gemahl zu nehmen, und ich werde derjenige sein.«
    Alaine öffnete den Mund zum Protest, schloß ihn aber sofort wieder, als Gilbert sie unterm Kinn packte und sein Gesicht ganz nahe an ihres heranführte. Sie roch den Schweiß an seinem Körper und das frische Blut an seiner Kleidung. Seinem Mund entströmte ein abscheulicher Geruch. Sie versuchte ihr Gesicht abzuwenden, aber sein Griff wurde immer fester, bis sie meinte, ihr würde der Kiefer brechen.
    »Schickt nach Eurem Priester, Lady Alaine«, sagte er mit gespielter Ruhe. »Schickt nach Eurem Priester, der uns auf der Stelle vermählen soll, oder ich strecke jeden Ritter, Sklaven und Leibeigenen mit dem Schwert nieder.«
    Nun kniete sie denn auf dem kalten Steinboden mit Gilbert an ihrer Seite. Von Anbeginn der Zeremonie war der kleine Priester bestrebt, das Unabwendbare hinauszuzögern, doch auch kein frommer Gottesmann konnte die Zeit und die Ereignisse aufhalten.
    »Beeilt Euch, Pater«, unterbrach Gilbert schließlich den kleinen Priester. »Bringt die Sache zu Ende, sonst vollziehe ich die Ehe hier an Ort und Stelle auch ohne Euren Segen.«
    Pater

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