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Die Herrin von Sainte Claire

Die Herrin von Sainte Claire

Titel: Die Herrin von Sainte Claire Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emily Carmichael
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Grinsen auf. »Ich ohne Lanze, um das Kettenhemd zu durchstechen, pack’ mir also einen großen Stein und ziele. Kling! tönt es wie ein Glöcklein! Mein wackerer Stein prallt von seinem Helm ab und der mächtige Ritter landet als ein Haufen Blech auf dem Erdboden.«
    Alaine warf einen verstohlenen Blick auf Sir Rorik. Sein zorniger Blick ging ihr durch Mark und Bein.
    »Der Große kommt im Galopp seinem Herrn zu Hilfe!« fuhr Garin mit seiner Geschichte fort und kostete dabei genüßlich den Ausdruck auf den Gesichtern seiner Gefangenen aus. »Jedoch Gurney, ein einfacher Schweinehirt, schlägt ihm mit einem dicken Ast mit aller Wucht ins Gesicht.«
    »So kracht also der Große wie ein gefällter Baum zu Boden!« Gurney wieherte. »Die Erde selbst hat bei seinem Aufprall erbebt. Drei Mann waren nötig, um ihn auf sein Roß zu hieven.«
    Alaine fiel ins Gelächter der anderen mit ein, aber sie wurde das unbehagliche Gefühl nicht los, daß die prüfenden Augen Draches beständig auf ihr ruhten.
    »Mylady, Alaine.« Robbie der Steinschleuderer machte eine tiefe Verbeugung vor ihr. Alaine sah, daß er schon einiges gebechert hatte. »Wenn Ihr mir die Erlaubnis gewährt, Mylady, bringe ich die Sache zu Ende.« Blitzschnell zog er ein gefährlich blitzendes Messer aus seinem Gürtel hervor. »Meine brave Klinge hier wird schleunigst dafür sorgen, den Kopf vom Rumpf zu trennen.«
    »Ja!« johlte einer der Bauern. »Und dann reiten wir zurück nach Ste. Claire mit ihren aufgespießten Köpfen!«
    »Ja! Ja!« Eine Woge der Zustimmung schlug ihr entgegen.
    »Nein!« schrie Alaine sie nieder. Einen bangen Augenblick lang, fürchtete sie, sie könne ihre aufgebrachte Truppe nicht im Zaun halten. »Das wäre kein Vorteil für uns. Im Augenblick verfolgen uns Sir Roriks Krieger nur halbherzig, wie ein Pferd, das mit seinem Schweif die Fliegen vertreibt. Töten wir aber den Herrn, folgt ihre Rache auf dem Fuß. Sie würden nicht ruhen, bis jeder einzelne von uns am Galgen hängt. Außerdem sind wir keine Geächteten und Diebesleute, die leichtsinnig mit dem Leben spielen.«
    Alaine sah, wie Rorik eine seiner dichten Brauen belustigt
    – oder war es argwöhnisch? – hob. »Erheitert es Euch, Herr Ritter? Oder findet Ihr es gar lustig?«
    Sir Roriks Augen durchbohrten die Menge, dann heftete er sie wieder mit prüfendem Ausdruck auf Alaine. »Ja«, gestand er. Seine Stimme klang ebenso tief und volltönend wie in ihrer Erinnerung.
    Alaine bemühte sich, ihn keck und verächtlich zu mustern. »Was soll ich mit Euch anstellen, Herr Usurpator?«
    Wieder lächelte er. »Ich schlage vor, Ihr ergebt Euch.«
    Diesmal gelang es ihr nicht, das brüllende Gelächter und die Zwischenrufe niederzuhalten. Sie mußte abwarten, bis es von alleine verstummte.
    »Ich will nicht, daß Euer Tod mir auf der Seele lastet«, erklärte sie, als sie endlich wieder zu Wort kam. »Ich wünsche nur, daß Ihr und Euer Heer Ste. Claire und mein Land verläßt.«
    »Ihr besitzt kein Land«, erklärte Drache geduldig wie zu einem schwachsinnigen Kind. »Ste. Claire gehört mir. Ihr und Euer Haufen hier befinden sich in einer widerrechtlichen Rebellion. Ich schlage vor, Ihr ergebt Euch sofort oder Ihr müßt mit dem Galgen rechnen.«
    »Ste. Claire ist also Euer? Das werden wir ja sehen, mein hochmütiger Freund! Seid Ihr Eurer Sache als Krieger so sicher, das halten zu können, was Ihr Euren Besitz nennt?«
    Spöttisch verzog er den Lippen. »Das bin ich.«
    »Dann schlage ich einen Wettkampf vor.« Sie lächelte boshaft. »Einen Wettkampf im Bogenschießen. Gewinnt Ihr, dann könnt Ihr und Euer Ungetüm von Gefolgsmann dort unversehrt ziehen. Und wir stellen uns Euch nicht mehr in den Weg. Gewinne ich, brecht Ihr Eure Zelte auf Ste. Claire ab.«
    Er lachte ungläubig. »Einen Wettkampf im Bogenschießen, sagt Ihr? Der Bogen ist die Waffe des Bauern und nicht die eines Ritters!«
    »Und ich, mein Herr, bin kein Ritter.«
    »Dann erwählt einen Kämpen, der sich für Eure Sache schlägt. Wir werden den Kampf unter Männern austragen, um den Streit zu entscheiden.«
    Trotzig hob Alaine das Kinn. »Ste. Claire gehört mir. Ich bin zwar kein Mann, aber ich brauche niemanden, der sich für mich schlägt. Der Wettkampf findet zwischen Euch und mir statt, und zwar mit dem Kurzbogen!«
    Rorik preßte die Kinnladen zusammen. »Und wenn ich mich weigere?«
    Einen Augenblick lang bekam es Alaine mit der Angst zu tun. Sie wäre am Ende ihrer Weisheit, wenn er es täte.

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