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Die Herrin von Sainte Claire

Die Herrin von Sainte Claire

Titel: Die Herrin von Sainte Claire Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emily Carmichael
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Stück Knochen schnappt, wenn der edle Jagdhund verwundet am Boden liegt und sich nicht verteidigen kann.«
    Er sah sie mit herablassender Miene an. »Mir dünkt, Fräulein Rebellin, Eure Lage erlaubt es nicht, Eure scharfe Zunge an mir zu wetzen.«
    »Hätte ich eine Waffe in der Hand, würdet Ihr mehr als meine scharfe Zunge zu spüren bekommen!«
    Er schüttelte ungläubig den Kopf und lächelte. »Für ein verwundetes kleines Huhn plustert Ihr Euch ganz gelungen wie ein Kampfhahn auf.«
    Sie warf ihm einen bitterbösen Blick zu. »Gebt mir ein Schwert und seht, ob Euch dann noch zum Lachen zumute ist, Schurke!«
    Er brach in Gelächter aus, und der verächtliche Ton darin brachte ihre Wut zum Überkochen. »Wir haben einiges zu erledigen, ehe Ihr es noch soweit bringt, Euch töten zu lassen. Es handelt sich um Eure Gefolgsmänner.«
    »Meine Gefolgsmänner?« fragte sie ihn mit sinkendem Mut. »Was habt Ihr mit ihnen getan? Ihr könnt sie nicht dafür bestrafen, daß sie ihrer rechtmäßigen Lehnsherrin gefolgt sind.«
    »Selbstverständlich kann ich das«, antwortete er mit engelhafter Geduld. »Ich kann tun und lassen, was ich will. Je früher Ihr dies begreift, um so eher werdet Ihr überleben.« Er hielt inne, um die Wirkung seiner Worte auszukosten. Als sie fassungslos genug dreinsah, fuhr er fort. »Ich verabscheue es aber nun einmal, sinnlos Leben zu vergeuden. Die Männer und Frauen, die wir aus Eurem Lager geholt haben, werden in einem Stall im Burghof festgehalten und harren meinem Befehl. Die machen mir keine Sorgen. Mir machen jene Sorgen, die unserem Netz entwischt sind.«
    »Bravo!« rief Alaine triumphierend. »Es sind also einige entkommen!«
    »Herzlich wenige«, entgegnete er. Er trat näher ans Bett. Sogar seine bedrohliche Nähe konnte ihre Freude nicht trüben, daß einige aus ihrer Truppe noch frei waren.
    »Genug, um Euch Schwierigkeiten zu bereiten! Und ihre Zahl wird sich vermehren. Diese Männer halten nur mir die Treue – und die Dorfbewohner ebenso. Sie werden weiter kämpfen, auch wenn sie mich oben auf dem Wehrturm am Galgen baumeln sehen.«
    Er setzte ein Totenkopflächeln auf. »In diesem Falle wäre der Kampf für Euch ohne Belang, nicht wahr?«
    Der Gedanke, der Lump könnte sie tatsächlich an den Galgen knüpfen, dämpfte Alaines Triumph etwas. »Das würdet Ihr nicht wagen!«
    Er lehnte sich gegen den Bettpfosten und sah sie aus schmalen Augen an. »Im allgemeinen sind die Frauen den Galgen nicht wert, mein Fräulein Rebellin. Aber ich mache Euch folgenden Vorschlag. Ruft Eure Männer zurück. Ruft sie zurück, daß sie sich ergeben und mir ihren Treueschwur leisten, oder, bei Gott, ich jage jedem einzelnen hinterher und sehe zu, daß die Dummköpfe so lange am Galgen hängen, bis ihr Fleisch verrottet. Und jeder der gefangenen Männer im Stall wird ihnen folgen.«
    Alaines Augen weiteten sich vor Entsetzen. Das Gesicht Draches war hart wie ein Stein, die Jadeaugen durchbohrten sie. Sie ahnte nicht, daß seine Drohung nur vorgetäuscht war.
    »Mörderischer Lump«, spuckte sie. »Wenn Ihr jemanden bestrafen müßt, dann bestraft mich!«
    »Seid beruhigt, Eure Strafe wird um keinen Deut milder ausfallen als die ihre.« Seine Stimme war eisig. »Nun. Was hält Ihr davon? Ruft Ihr Eure Männer, sich zu ergeben und in meine Dienste zu treten, oder wollt Ihr sie baumeln sehen?«
    Alaine knirschte mit den Zähnen und ballte die Fäuste. Sie wünschte, sie könnte sie in sein Gesicht aus Granit hineinschlagen, das so höhnisch auf sie herabsah. »Ich werde sie zurückrufen«, gab sie knirschend bei.
    »Ein kluger Schritt.« Das Lächeln seiner fein geschwungenen Lippen machte seine Miene keine Spur freundlicher. »Die Einsicht, mein Fräulein, daß Ihr in Zukunft ganz unten seid und ich oben bin, kommt zur rechten Zeit.«
    Das klare Blau ihrer Augen verfärbte sich violett. »In der Tat.« Sie lächelte ihn maliziös an. »Wie jedermann in einem stillen Waldteich im Sommer beobachten kann – Abschaum schwimmt oben.«
    Er kam noch näher, bis sein Gesicht nur eine Handbreit von ihrem entfernt war. »Haltet Eure scharfe Zunge im Zaum, Fräulein Widerspenstig, oder ich ändere meine Meinung darüber, ob Frauen es wert sind, am Galgen zu hängen.«
    »Von einem gesetzlosen Schuft wie Ihr es seid, hätte ich auch nichts anderes erwartet«, gab sie hämisch zurück.
    Er richtete sich auf und sah sie stillschweigend an, sein Gesicht eine undurchdringliche Maske. »Hat Euch Eure Dienerin

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