Die Herrin von Sainte Claire
Hände abzuwehren, die sie niederdrückten.
Schon hatte einer seine wollene Hose bis zu den Fesseln heruntergezogen. Lange, knorrige Beine und noch viel mehr, auf das Alaine gar nicht erpicht war, traten zum Vorschein. Er kniete sich hin und ohne ihren verzweifelten Kampf zu beachten, streifte er ihr die Röcke bis zur Taille hoch. Ohne viel Umschweife zwang er ihre Beine auseinander und machte sich bereit, seinen inneren Druck loszuwerden, und zwar mit der gleichen Lässigkeit, wie wenn er sich gegen einen Baum erleichtern würde. Alaine biß sich auf die Lippen, um einen Schrei zu unterdrücken. Diesen glitschigen Kröten täte sie nicht den Gefallen, ihren Schmerz zu hören!
»Halt!« Die Stimme erklang gerade noch rechtzeitig.
»Was soll das heißen, halt?« Der Mann, der zwischen ihren Beinen kniete, blickte verärgert hoch.
»Das ist die Herrin von Ste. Claire. Weißt du denn, was der Drachenritter mit uns anstellt, wenn wir mit seiner Dame Unsinn treiben?«
»Und wer soll ihm das erzählen, Alan? Wir werfen sie einfach in eine Grube im Wald. Oder schmeißen sie den Wölfen zum Fraß vor. Er wird das dumme Ding niemals finden. Laß mich jetzt in Ruhe! Sonst platz’ ich noch!«
»Du Hornochse! Was glaubst du wohl, würde er geben, um sie zurückzubekommen? Du warst doch eben noch am Jammern weil sie kein Gold bei sich hatte. Ihr Lösegeld wird uns alle zu reichen Männern machen!«
Erland ging in die Hocke und warf einen Blick voller Bedauern auf die Köstlichkeit, die vor ihm hingestreckt lag. Dann zog er widerstrebend ihr Untergewand über die Knie.
»Zieht sie hoch!« befahl Alan.
Rauhe Hände zogen sie auf, bis sie auf den Füßen stand und schubsten sie vor ihren merkwürdigen Erretter. Alan zeigte ihr ein höhnisches Lächeln. Er war ein stämmiger Mann und stand breit und bedrohlich vor ihr in der Dunkelheit.
»Euer Gemahl täte gut daran, kräftig zu zahlen, Mylady. Denn ich wäre auch nicht abgeneigt, ein bißchen was von dem zu bekommen, was ich da unten gesehen habe. Und es würde mir nicht das Herz brechen, dieses hübsche Hälschen aufzuschlitzen und Euch den Wölfen zu überlassen. Ich habe all die feinen Barone und ihre Damen satt.«
Die Reise zum Räuberlager war ein Alptraum, den Alaine nicht zu überleben glaubte. Jemand hatte ihr ein schmutziges Tuch übers Gesicht gebunden, das das Atmen beinahe unmöglich machte. Man fesselte ihre Hände, und sie wurde mit dem Gesicht nach unten über jemandes knochige Schulter geworfen. Der Marsch war lang. Sie meinte, ihr Bauch würde ihr dort, wo die spitze Schulter ihr in die Eingeweide drang, auseinanderreißen. Und immer wieder schlüpfte im Laufe der Reise eine Hand unter ihre Röcke und tätschelte grobschlächtig ihre Hinterbacken.
Endlich hatte die Tortur ein Ende. Sie wurde jäh auf den Boden abgesetzt. Jemand schnitt das Seil um ihre Hände durch und riß den schmuddeligen Fetzen von ihrem Gesicht herunter. Sie befand sich auf einer kleinen Lichtung. Inmitten eines behelfsmäßig zusammengestellten Kreises aus Baumstämmen hütete eine schlampig gekleidete Frau ein Feuer und rührte hie und da in einem Kessel, der auf glühenden Scheiten stand. Eine jüngere Frau mit ausgeblichenen Haaren und einem mürrischen Mund, briet gerade Vögel auf dem Spieß.
Alaine erhob sich mit steifen Beinen und ging auf das Feuer zu. Die schlampig gekleidete Frau betrachtete sie mit etwas Mitleid in den Augen. Sie schob ihr einen Becher mit irgend etwas Warmen in die Hände. Die Flüssigkeit schwappte beinahe auf den Boden, als Alan und einer der anderen Männer auf sie zutraten und sie näher ins Licht des Feuers stießen.
»Sie ist es, ich sag’s dir doch!« Alans Kumpane starrten ihr ins Gesicht. »Ich war dort. Er wollte sie unbedingt haben, das kann man wohl sagen! Vielleicht zahlt er mehr als Sir Rorik!«
Alaine sah den Mann an, ohne ihn zu erkennen. Eine dunkle Vorahnung vernebelte ihren schon erschöpften Geist. Schwebte sie in größerer Gefahr, als sie es sich vorgestellt hatte?
»Ich war dort, als Prestot Ste. Claire eingenommen hat. Und ich sag’ euch, er war drauf und dran zu heiraten und mit diesem Mädchen ins Bett zu steigen, als Rorik angedonnert kommt. Ich sag’ euch, der zahlt.«
»Na gut!« erwiderte Alan. »Wir geben beiden, Gilbert und Rorik, Bescheid. Dann werden wir ja sehen, wer sie am meisten haben will!«
Alaine erzitterte. Sie schwebte tatsächlich in viel größerer Gefahr!
Alan wandte sich mit einem boshaften
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