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Die Herrin von Sainte Claire

Die Herrin von Sainte Claire

Titel: Die Herrin von Sainte Claire Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emily Carmichael
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beeilte sich, den Neuankömmling zu bewirten, neugierig, was wohl jetzt geschehen würde. Ein steinerner Blick Roriks machte ihm Beine, und er verkroch sich so schnell wie möglich hinter dem sicheren Schanktisch.
    »Ich hab’ eine Nachricht für Euch.« Der Mann grinste selbstgefällig. Er war nicht klug genug, um sich zu fürchten.
    »In der Tat«, erwiderte Rorik mit einem vorgetäuschten Lächeln.
    »Seid Ihr allein gekommen?«
    »Hast du denn keine Augen im Kopf?« erwiderte Rorik. »Steht denn eine Truppe draußen?«
    »Man weiß ja nie, Mylord.« Der Mann grinste hämisch, als er den Titel aussprach. »Wenn Ihr aber ein paar Burschen in den Bäumen versteckt haltet, wird die Dame als erste die Messerklinge zu spüren bekommen.«
    »Und deine Kumpanen vertrauen dir das Gold alleine an?« fragte ihn Rorik, obwohl ihm die Antwort von vornherein bekannt war.
    Der Gauner lachte schallend. »Meine Kumpanen trauen niemanden etwas an. Falls Ihr irgendwas im Schilde führt, Mylord, überlegt es Euch noch mal und schaut Euch die zwei Kerle dort an der Tür an.«
    Rorik warf einen Blick auf die zwei, die eben die Stube betreten hatten. Sie waren stämmig gebaut und unrasiert, das fettige Haar hing ihnen bis über die Schulter. Einer von ihnen hatte eine imposante Narbe vom Kopf bis zum Hals quer über die eine Gesichtshälfte. Wie bedauerlich, dachte Rorik bei sich, daß der gute Mann, der ihm die Narbe verpaßt hatte, nicht besser getroffen hatte.
    »Habt Ihr das Gold?«, erkundigte sich Roriks übler Tischgenosse, begierig darauf, das glitzernde Zeug in die Hand zu bekommen.
    »Ich habe das Gold«, erwiderte Rorik. »Du bekommst es, wenn meine Frau hier bei mir am Tisch sitzt.«
    Der Mann wieherte und sprühte kleine Speicheltröpfchen in Roriks Gesicht. »Haltet Ihr uns für so blöde, Mylord? Eure Dame ist in unserem kleinen Versteck gut aufgehoben. Rückt das Gold raus. Sie kann ihren Weg auch ohne Begleitung nach Hause finden. Was ist sie doch für ein quirliges Ding«, fügte er lüstern hinzu. »Jedenfalls findet sie schon ihren Weg.«
    »Du befindest dich in einer Zwickmühle, guter Mann.« Er lächelte vernichtend. »Denn solange meine Frau nicht sicher in meinen Händen ist, bekommst du nicht das Gold.«
    Dem Geächteten wurde es etwas unbehaglich durch das angriffslustige Funkeln in Roriks Augen, trotz der zwei robusten Kerle an der Tür.
    »Ihr seid es, der in einer Zwickmühle ist, Sir Rorik«, höhnte er. »Wenn wir nicht mit dem Gold ins Lager zurückkehren, wird Eure Dame Krähenfutter, natürlich nachdem die Burschen sich ausgiebig mit ihr vergnügt haben.«
    Rorik schien völlig ungerührt von der Drohung des Geächteten. »Dann laßt uns doch das Gold zum Lager bringen.« Ohne die geringste Vorwarnung ließ er seine riesige Faust in das Gesicht des Mannes niedersausen, was ein hörbares Knirschen erzeugte. Dem Kerl blieb nicht einmal Zeit, überrascht zu sein, denn unverzüglich verrutschten ihm die Augen nach oben, und er fiel krachend mit der gesamten Sitzbank auf den heubestreuten Lehmboden, stumm und taub für diese Welt.
    John, der sich hinter dem Schanktisch betätigte, durchzuckte es wie ein Blitz. Zur Salzsäule erstarrt sah er Roriks Tischgenossen zu Boden sinken. Die zwei gemeinen Burschen an der Tür, stürzten sich frohgemut in die Schlägerei, endlich konnten sie ein wenig Blut vergießen. Rorik begegnete ihnen mit dem Schwert in einer und dem Messer in der anderen Hand. Sein Totenkopflächeln entsprach ihren blutrünstigen Grimassen. Beide sprangen auf ihn mit schwingenden Messern los.
    Aber Rorik machte mit den beiden Schurken kurzen Prozeß, die so begierig seinen Hals aufschlitzen wollten. In der Zeit, während der Wirt seine anderen Gäste hastig hinausexpedierte und wieder eiligst in die Schankstube zurückgekehrte, hatte er die beiden neben ihren Kumpanen auf den Boden geworfen. Ihr Blut sickerte durch das ausgestreute Stroh. Einer der Männer spuckte und hustete, dann setzte er sich wacklig auf und spie. Zwei Zähne kollerten über das feuchte Stroh.
    »Nun, mein Freund« – Rorik hob den Mann unsanft auf und drückte ihn gegen den Schanktisch – »laßt uns hören, wo sich euer Lager befindet.«
    Der Mann öffnete seinen blutverschmierten Mund, doch kam nur ein Krächzen heraus.
    »Heraus damit, du Schurke, sonst verspreche ich dir, du wirst den Tag noch bereuen, an dem du meine Frau erblickt hast.«
    Der Gauner raffte all seinen Mut zusammen und mit seinem ganzen Haß spie er

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