Die Herrschaft der Drachen 01 - Bitterholz
kämpfend.«
»Ich bin kein Krieger«, erwiderte Pet. »Wir wissen das beide. Ich bin nur ein Schauspieler, einer, der so tut als ob. Ich habe dir gesagt, wenn ich den Leuten durch Schauspielerei helfen könnte, würde ich es tun. Wer wusste schon, dass ich meine Chance so schnell bekommen würde? Ich weiß, dass Albekizan mich töten wird, wenn sie mich zu ihm bringen. Vielleicht wird mein Tod seine Wut lindern. Es wäre möglich, dass er von dem Völkermord ablässt.«
»Oder du wirst umsonst gestorben sein.«
»Deine ermutigenden Worte sind ein großer Trost für mich«, sagte Pet.
»Es tut mir leid. Aber du darfst nicht sterben. Ich arbeite an einem Plan, Albekizan aufzuhalten.«
»Wie?«
»Der erste Schritt ist, dich zu retten. Und dann …« Jandra
hoffte auf eine Eingebung. Es kam keine. »Um ehrlich zu sein, den Rest des Plans muss ich noch ausarbeiten.«
»Wenn du hier bist, muss Vendevorex sich dein Denken zu eigen gemacht haben«, sagte Pet. »Welche Hilfe kann ich verglichen mit ihm sein?«
»Ven ist nicht bei mir«, erklärte Jandra.
»Oh. Hat er es nicht geschafft?«
»Ich möchte lieber nicht darüber reden.«
»Aber, wenn Vendevorex …«
»Genug«, sagte Jandra und hob eine Hand. »Ich bin nicht hier, um über Vendevorex zu sprechen. Ich bin hier, um dich zu retten, weil du mir in meinem Kampf um die Rettung der Menschheit helfen kannst.«
»In Gestalt einer zweiköpfigen Armee?«, fragte Pet. »Ich glaube, ich habe derzeit den besseren Plan.«
»Wann bist du plötzlich so mutig geworden? Ich habe dich mehr gemocht, als du ein …«
»Als ich ein Feigling war?«, unterbrach Pet sie.
Jandra zuckte mit den Schultern. »Sagen wir eher, als du auf den eigenen Schutz aus gewesen bist.«
»Ich habe das hier nicht für dich getan. Ich habe dir gesagt, dass die Dorfbewohner für mich keine Fremden sind. Ich habe im Laufe der Jahre getan, was mir möglich war, um ihnen zu helfen. Und sie … nun, einige von ihnen … einige der jungen Frauen … Sie haben sich, nun, dankbar gezeigt.«
»Was willst du damit sagen?«
»Chakthalla hätte niemals zugelassen, dass ich eine dauerhafte Partnerin aus dem Dorf bekomme, aber sie wusste nicht alles, was ich getan habe. Wenn ich zugelassen hätte,
dass Kanst die Dorfkinder tötet, hätte es sein können, dass er meine eigenen Nachkommen umbringt.«
Jandras Herz verkrampfte sich. Natürlich, sie hätte es wissen müssen, dass er seine Vorrechte und Fähigkeiten nutzen würde, um die Dorfmädchen zu verführen. Er hatte versucht, sie selbst nach nur einer Viertelstunde Unterhaltung ins Bett zu kriegen. Sie war schockiert, als sie einen eisigen Strom von Eifersucht durch ihren Körper laufen spürte. Wieso? Sie hatte keine romantischen Gefühle für ihn, oder doch?
Pet schien ihre Enttäuschung zu spüren. »Es tut mir leid. Ich bin kein Heiliger gewesen. Vielleicht wird das, was ich tue, ein bisschen die selbstsüchtige Art ausgleichen, in der ich gelebt habe. Mach dir keine Sorgen um mich. Dies ist nur eine weitere Vorstellung, ein letzter Auftritt auf der Bühne. Du weißt, dass ich es liebe, im Mittelpunkt zu stehen.«
Jandra nickte. Ihr Blick war verschwommen von Tränen. »Tu, was du tun musst«, sagte sie mit zitternder Stimme.
»Weine nicht.«
»Es tut mir leid«, flüsterte sie.
»Es ist in Ordnung«, sagte Pet. »Aber du musst jetzt gehen. Kanst könnte jeden Augenblick zurückkommen.«
»Auf Wiedersehen«, sagte Jandra, beugte sich hinunter und drückte Pet einen Kuss auf die Wange.
»Viel Glück mit deinem Plan«, sagte Pet.
Pet sah Jandra weggehen. Ein Wirbel aus winzigen Sternen umgab sie in der Dunkelheit, und als sie sich auflösten, war sie verschwunden. Er wandte den Blick zur Tür und sah schließlich die Zeltklappe schwanken, ehe sie wieder
zufiel. Erst jetzt ließ er Tränen in seine Augen steigen. Er hatte gut gespielt, als er sich ihr gegenüber mutig gezeigt hatte. Er betete, dass er die Vorstellung wiederholen konnte, wenn er schließlich Albekizan gegenüberstand.
Jandra kniete sich neben die schlafende Gestalt des echten Bitterholz. Er hatte den ganzen Tag geschwiegen, war mit mürrischer Miene marschiert und hatte den Eindruck erweckt, als hätte er jeden Lebenswillen verloren. Zuerst hatte Pet beschlossen, ein Held zu sein, und dann hatte Bitterholz seinen Willen zu kämpfen verloren. Waren alle Menschenmänner so anfällig für Launen? Ven hatte seine Fehler, aber zumindest war er vorhersehbar.
Bitterholz
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