Die Herrschaft der Drachen 01 - Bitterholz
Seite des Bündels.
»Der König möchte, dass der Frieden in der Stadt gewahrt bleibt. Ihr werdet die Axt auf dem Wagen lassen müssen und mir Euer Bündel geben, damit ich es durchsuchen kann.«
Hezekiah wandte ihm seinen verschatteten Blick zu. Mit strenger Stimme sagte er: »Ich erkenne die Autorität Eures Königs nicht an. Ich diene einer höheren Macht. In meinem Bündel befindet sich ein Heiliges Buch, das die Worte des einzig wahren Herrn enthält. Ich lasse nicht zu, dass Ihr einen Blick darauf werft.«
Torgoz biss die Zähne zusammen; er stand kurz davor, den Speer zu senken und ihn in den unverschämten Kerl zu stoßen. Ein zweiter Blick auf dessen breite Hände, und er hielt sich zurück. Hezekiah sah aus, als könnte er einen Speer zerbrechen wie einen Zahnstocher. Mehr noch, er hatte einen Ochsenhund bei sich. Wenn das Tier seinen Herrn verteidigte, würde Torgoz einen richtigen Kampf am Hals haben. Er beschloss so zu tun, als hätte er die Axt nicht gesehen.
»Meinetwegen«, brummte Torgoz und öffnete das Tor. »Geht hinein.« Der Mensch schritt durch den Eingang. Torgoz schloss das Tor hinter ihm wieder und zischte leise
lachend. Das Schicksal, das Hezekiah erwartete, würde die Schuld, die der Narr mit seiner Zunge angerichtet hatte, mehr als ausgleichen. Und was die Axt betraf, sah Torgoz keine echte Bedrohung darin. Wie viel Schaden konnte ein einzelner Mann schon anrichten?
Kapitel Neunzehn
Abrechnung
D ie Morgensonne sickerte durch das offene Fenster, berührte Jandras Gesicht mit rosigen Fingern. Sie setzte sich auf, streckte ihre Arme und blinzelte sich den Schlaf aus den Augen. Etwas an dem kleinen, beinahe leeren Zimmer wirkte falsch.
»Zeeky?«, fragte sie, als sie begriff, wie reglos das Mädchen unter ihrer Decke lag.
Zeeky rührte sich nicht. Jandra zog die Decke hoch, brachte eine zweite Decke zum Vorschein, die zu der Form eines schlafenden Kindes zusammengerollt worden war.
Jandra stand auf und kleidete sich rasch an. Sie wusste, dass es für die Furcht, die sie verspürte, wenig echten Grund gab. Zeeky war halb so alt wie sie, aber sie hatte mehr Zeit damit verbracht, sich um sich selbst zu kümmern, als Jandra. Dennoch konnte sie nicht verhindern, dass sie sich Gedanken darüber machte, was mit dem Kind geschehen war.
Sie lief die Treppe des kleinen Hauses nach unten und
stellte überrascht fest, dass Bitterholz draußen auf den Stufen saß. Er wirkte noch mitgenommener als sonst, und sie fragte sich, ob er die ganze Nacht aufgeblieben war.
»Habt Ihr Zeeky gesehen?«, fragte sie.
»Wann?«, fragte Bitterholz.
»Heute Morgen. Sie war weg, als ich wach geworden bin.«
»Nein«, sagte Bitterholz. »Ich sitze hier seit der Morgendämmerung. «
»Wo könnte sie sein?«, fragte Jandra und blickte die Straße hinunter.
»Mach dir keine Sorgen«, sagte Bitterholz. »Sie kann nicht weit gekommen sein.«
»Seit wir hier sind, hat sie immer wieder von den Tieren gesprochen. Vielleicht ist sie zu den Pferchen gegangen.«
»Wir können dort nachsehen.«
»In Ordnung«, sagte Jandra. Dann wurde ihr die Eigenartigkeit ihrer Unterhaltung bewusst. Bitterholz sprach tatsächlich mit ihr, ohne dass man ihm die Worte einzeln aus der Nase ziehen musste, und jetzt hatte er ihr auch noch angeboten zu helfen.
»Was ist los?«, fragte sie. »Wieso habt Ihr auf mich gewartet? «
»Wir können uns im Gehen unterhalten«, sagte Bitterholz. Er marschierte los, ohne sich umzudrehen und nachzusehen, ob sie ihm folgte. »Die Pferche sind ein paar Straßen entfernt von hier.«
Jandra eilte ihm nach. »Ihr müsst in besserer Stimmung sein. Oder zumindest in einer anderen Stimmung.«
Bitterholz nickte. »Ich habe viel über deine Worte nachgedacht. Über deine Bitte, dir beim Kampf gegen die Drachen
zu helfen. Ich bin hergekommen, um dir meine Entscheidung mitzuteilen.«
»Dann werdet Ihr mir helfen? Es ist noch nicht zu spät. Aus welchem Grund auch immer, es sieht so aus, als wollten sie die Leute erst hier versammeln, bevor sie sie töten. Dies ist mein Plan: Wir schleichen uns unsichtbar nach draußen und besorgen uns Waffen. Albekizans Burg ist nicht weit weg. Ich kenne sie in- und auswendig. Wir können direkt in den Thronsaal gehen, und Ihr könnt ihn erschießen. «
Bitterholz antwortete nicht sofort, während sie die beinahe leeren Straßen entlanggingen. Dann schüttelte er den Kopf. »Das ist nicht die Entscheidung, die ich getroffen habe. Albekizan zu töten ist sinnlos. Alle
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