Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Herrschaft der Drachen 01 - Bitterholz

Titel: Die Herrschaft der Drachen 01 - Bitterholz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Maxey
Vom Netzwerk:
zurückgekehrt war. Aus irgendeinem Grund, den sie nicht erraten konnte, hatte der Anblick dieses Drachen seiner Verzweiflung ein Ende gemacht.
     
    Wyvernoth gähnte, während er die Unterkünfte verließ und zu seinem Posten eilte. Es war immer noch dunkel, obwohl bereits ein schwaches Rot den rasch heraufziehenden Tag ankündigte. Wyvernoth war noch müde, weil er gerade erst aufgestanden war. Er freute sich an diesem Tag tatsächlich auf den Dienst – er musste die Tiergehege bewachen. Es gab dort nicht viel zu tun. Er würde Gelegenheit haben, noch ein bisschen mehr Schlaf zu bekommen.
    Es war heller geworden, als er schließlich seinen Posten bei den Pferchen erreichte. Borlon stand am Tor zu dem Schweinehof. Seine Augen waren weit aufgerissen und wachsam, die Schultern zurückgezogen, als wäre er bereit, gegen die ganze Welt zu kämpfen.
    »Mir kannst du nichts vormachen«, sagte Wyvernoth.
    Borlon riss den Kopf zu Wyvernoths Stimme herum und
brüllte: »Achtung!« Dann entspannte er sich. »Oh. Du bist es.«
    »So gut war ich damals«, sagte Wyvernoth. »Aber jetzt, da ich älter bin, stelle ich fest, dass meine Augen die Neigung haben, sich ständig zu schließen.«
    »Ich habe nicht geschlafen … Ach, wen kümmert’s? Natürlich habe ich geschlafen. Bei den Knochen, wenn ich jemals einen Beweis bräuchte, dass Drachen mit Flügeln verrückt sind, würde diese Aufgabe hier es beweisen. Schweine! Wir bewachen Schweine!«
    »Wir hätten sie selbst essen sollen, wenn es nach mir gegangen wäre«, sagte Wyvernoth. »Die Tatsache, dass ich bei all meiner Führungserfahrung kein Hauptmann bin, ist der einzige Beweis, den ich brauche, um zu wissen, dass unsere Befehlshaber verrückt sind.«
    »Führungserfahrung?«
    »Es ist zwanzig Jahre her. Das erste Mal, dass ich auswärts zu tun hatte. Ich sollte in der südlichen Provinz Steuern eintreiben. Wir sind auf einigen Widerstand gestoßen. Sie haben die Befehlshaber getötet. Aber ich habe die Überlebenden zum Sieg geführt und den Auftrag beendet.«
    »Ah«, sagte Borlon und nickte. »Ich habe davon gehört. Nur, so wie ich es gehört habe, bist du mit den anderen blindlings aus der Schlacht geflohen, und ihr habt durch schieres Glück das Dorf gefunden, um das es ging. Nur Frauen und Kinder und Holzhütten waren da. Leicht zu verbrennen. Was für eine Führung …«
    »Hmmm«, brummte Wyvernoth. »Du warst nicht dabei. Du hast nicht die Schrecken gesehen, die ich gesehen habe.«

    »Vermutlich Alpträume«, erwiderte Borlon. »Wieso verschwinde ich nicht, damit du etwas Schlaf kriegst?«
    »Tu das«, sagte Wyvernoth mürrisch und winkte den jüngeren Drachen weg.
    Borlon eilte davon und ließ Wyvernoth allein zurück.
    Wyvernoth murmelte Flüche, als er seine Position einnahm. Er stemmte den Schwanz gegen den Boden und machte sich zu einem kleinen Nickerchen bereit. Als er sich zurechtgerückt hatte und die Augen schloss, hörte er jemanden niesen.
    Er sah sich um. Niemand war da. Hatte er es sich eingebildet?
    Er ging in die große Scheune. Das Gebäude war lang und öffnete sich zu mehreren Pferchen mit Schweinen darin. Konnten Schweine niesen? Er glaubte, dass sie es konnten, aber er war sich nicht sicher. Er war ein Soldat und kein Bauer.
    Er schritt die Mitte der Scheune ab und blinzelte über die Türen hinweg in die Pferche. Schweine. Schweine. Schweine. Ein Mädchen. Schweine. Halt.
    Er trat zu dem vorhergehenden Pferch zurück und drückte die Tür auf.
    Ein Menschenkind war dort, ein kleines blondes Mädchen von etwa acht Jahren, das in der Ecke kauerte, die Arme um ein kleines, schwarzweißes Schwein geschlungen.
    »Äh, hallo«, sagte sie, dann wischte sie sich die Nase.
    Wyvernoth antwortete nicht.
    »Ich wollte ihn nur sehen. Ein Besuch«, sagte sie.
    »Wieso glaubst du, dass mich das kümmert?«, fragte
Wyvernoth, griff in den Pferch und packte das Mädchen am Arm.
    »Au!«, schrie sie.
    Sofort brach in den Pferchen und Ställen eine Kakophonie von Gekreische aus. Wenige Augenblicke später beteiligten sich auch die übrigen Tiere in den benachbarten Scheunen daran; ein chaotischer Chor aus Muhen, Blöken und Gackern erfüllte die Luft. Die Ochsenhunde in den nahen Hundezwingern begannen zu jaulen und zu heulen, erzeugten ein Geräusch, das in Wyvernoth schlechte Erinnerungen weckte.
    »Sieh nur, was du angerichtet hast«, sagte er. »Du hast sie alle aufgebracht. Jetzt steckst du ganz schön in Schwierigkeiten. «
    »Du tust mir weh!«, rief

Weitere Kostenlose Bücher