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Die Herrschaft der Drachen 01 - Bitterholz

Titel: Die Herrschaft der Drachen 01 - Bitterholz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Maxey
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schließlich auch eine besonders begrüßenswerte Stimme heraus.
    »Shandrazel!« Es war Chapelion. Der Meisterbiologe, der sich jetzt aus der Menge löste, trug grüne Seidenschals als Zeichen seines Ranges. »Ihr seid zurückgekehrt!«
    »Eine interessante Aussage«, sagte Shandrazel, indem er sich auf die zwischen ihnen übliche Neckerei bezog, die ihn mit seinem früheren Lehrer verband. »Ich gebe zu, dass es auf Einzelheiten beruhendes Wissen gibt, das Eure Behauptung stützen könnte, aber verfügt Ihr auch über einen grundsätzlichen Beweis?«
    Statt zu antworten versetzte Chapelion ihm einen Schlag auf den Oberschenkel.
    »Au«, sagte Shandrazel.
    »In der Tat, au«, sagte Chapelion. »Wieso seid Ihr hergekommen?
Wo habt Ihr Euren Verstand gelassen? Wie konntet Ihr nur so gedankenlos sein?«
    »Gedankenlos?«
    »Die Nacht hat beinahe eingesetzt«, sagte Chapelion mit einem Blick zum roten Himmel. »In wenigen Momenten werden ich und alle in dieser Menge durch das Gesetz verpflichtet sein, Euch zu töten. Dies ist ein gefährliches Spiel, das Ihr da gewählt habt, Shandrazel.«
    »Ihr, mein Lehrer, seid der Drache, der mir beigebracht hat, dass ein ungerechtes Gesetz guten Gewissens missachtet werden darf. Dies ist kein Spiel. Ich bin hergekommen, um Zuflucht und Rat zu erbitten.«
    »Und beides werdet Ihr nicht erhalten«, sagte Chapelion.
    »Bitte«, sagte Shandrazel. »Wenn Ihr mir nur zuhören wollt, ich …«
    »Nein!«, entgegnete Chapelion schroff. Seine schuppige Stirn zog sich zusammen, bis seine Augen nur noch Schlitze waren. »Mit Eurer Anwesenheit hier verdammt Ihr uns alle! Wir sind Gelehrte und keine Krieger. Wenn Albekizans Armeen hierherkommen, werden uns weder Mauern schützen, noch können wir uns von irgendwelchen Toren aus verteidigen.«
    »Er muss doch gar nicht erfahren, dass ich hier bin«, sagte Shandrazel. »Gibt es irgendeinen Drachen in dieser Menge, der mich verraten würde? Ich weiß, dass ich auf Eure Loyalität zählen kann. Wir Angehörigen des Kollegs sind durch eine Kameradschaft miteinander verbunden, die jede Prüfung übersteht.«
    »Narr!«, sagte Chapelion. »Habe ich Euch in all den Jahren denn gar nichts beigebracht? Ihr wagt es, von Kameradschaft
zu sprechen, während Ihr mit Eurem rücksichtslosen Handeln den Tod jedes einzelnen Studenten hier riskiert? Ihr sprecht von Loyalität und schert Euch zugleich nicht darum, dass Albekizan diese geheiligten Türme anzünden und das gesammelte Wissen von dreihundert Generationen zu Asche verbrennen könnte. Verlasst diesen Ort!«
    »Aber …« Shandrazels Stimme verklang, als Chapelion sich von ihm abwandte. Vom Turm her ertönte die Abendglocke und kennzeichnete den Beginn des Sonnenuntergangs.
    »Tötet ihn«, bellte Chapelion, als die Menge sich teilte, um ihn durchzulassen.
    Die Menge schloss sich hinter ihm wieder. Die Himmelsdrachen krochen gesammelt auf Shandrazel zu, die Augen voller Furcht.
    »Bleibt zurück!«, rief Shandrazel, senkte den Kopf und riss den Kiefer weit auf, um seine vollkommenen, messerähnlichen Zähne zu zeigen. »Ich will niemandem wehtun!«
    Dann prallte von hinten ein Stein gegen seine Schulter. Shandrazel wirbelte herum, streckte die Krallen aus. Er war vollkommen umzingelt. Die Himmelsdrachen nahmen sich die größeren Steine von den Kieswegen. Ein zweiter Stein flog auf ihn zu, streifte seinen Flügel. Er zog sich in das flache Wasser des Springbrunnens zurück. Es regnete weitere Steine. Er hatte Glück, dass nur wenige auf dem Weg lagen, die größer als Kieselsteine waren. Aber obwohl die Steingeschosse wenig körperlichen Schmerz verursachten, hämmerte jeder einzelne die schreckliche Wahrheit in Shandrazel hinein: Er war allein. Es gab hier keine Zuflucht für ihn.

    Ein Platschen hinter ihm im Springbrunnen verriet, dass sich einer der kühneren Schüler näherte. Shandrazel schlug in einem Bogen mit dem Schwanz und traf so den unsichtbaren Angreifer am Hals. Es gab ein lauteres Platschen, als der Drache stürzte. Shandrazel knurrte, dann preschte er zum Rand des Springbrunnens und ließ seine Kiefer nur wenige Zoll vor dem nächsten Schüler zuschnappen. Die Menge wogte, als Drachen gegeneinanderstolperten, während sie versuchten, Shandrazel auszuweichen. Er ließ die Schwingen über den vorderen Teil der Menge streichen, riss einige Schüler um und verursachte Panikrufe, die die Luft erfüllten.
    Ein Sonnendrache war immer ein schrecklicher Gegner, selbst wenn er im Verhältnis eins

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