Die Herrschaft der Drachen 01 - Bitterholz
besitzt eine jämmerliche Verteidigung«, sagte Vendevorex mit so ruhiger Stimme, als würde er über das Wetter sprechen. »Sie wird Albekizans Streitkräften anheimfallen, egal was wir tun. Besser, er bekommt eine Ruine in seinen Besitz als einen weiteren Standort, von dem aus er seine Armeen befehligen kann.«
»Ich kann das nicht glauben«, sagte Jandra. »Du räumst die Niederlage ein, ohne dass wir auch nur versucht haben zu kämpfen?«
Vendevorex seufzte. Er legte ihr eine Klaue auf die Schulter und sah ihr in die Augen. Dann sprach er mit ihr, als würde er mit einem Kind reden. »Wir werden nicht kämpfen. Wir werden weglaufen. Ich bin von Albekizans Burg geflohen, weil ich für deine Sicherheit sorgen wollte. Es wäre dumm, dein Leben jetzt in Gefahr zu bringen, um eine Schlacht zu kämpfen, die wir nicht gewinnen können.«
Jandra schob seine Klaue weg. Sie drückte einen Finger in seine Schuppenbrust und sagte: »Das ist nicht das Gleiche, wie vor Albekizan wegzulaufen! Er wollte dich töten! Chakthalla will dir helfen!«
»Du musst doch erkennen, dass ihre Mittel es nicht mit ihren Wünschen aufnehmen können«, sagte Vendevorex.
Jandra hätte ihn am liebsten geschlagen.
»Wenn Ihr mich fragt, Herr«, mischte Pet sich ein, »ich habe eine Kiste mit Juwelen in meinem Zimmer, die von großem Nutzen bei einem Standortwechsel sein könnten, sofern Ihr mich mitnehmen wollt, worum ich bitten möchte.«
»Was?«, fragte Jandra und warf ihm einen vernichtenden
Blick zu. »Du willst auch weglaufen? Dies ist dein Zuhause! «
Pet nickte. Er blickte dümmlich drein, als er sagte: »Denke bitte nicht schlecht von mir. Ich bin ein guter Mensch … wirklich. Aber was dein Herr sagt, klingt sehr vernünftig.«
»Wenn du ein guter Mensch wärst, würdest du bleiben und kämpfen!«
»Denk doch mal nach«, sagte Pet. »Wenn Chakthalla diese Schlacht gewinnt, was dann? Der König wird eine größere Armee schicken. Wir würden keine Chance haben. Dein Herr hat recht.«
»Hör endlich auf, ihn als meinen Herrn zu bezeichnen«, fauchte Jandra ihn an. »Meine Beziehung zu Ven ist vollkommen anders als die zwischen dir und Chakthalla. Sag es ihm, Ven.«
»Ich besitze nicht genügend Informationen, um den Zustand der Beziehung zwischen Pet und Chakthalla einzuschätzen«, sagte Vendevorex. »Wie auch immer, dies ist kein guter Zeitpunkt, so etwas zu diskutieren.«
»Also machst du dir nicht wirklich etwas aus Chakthalla?«, fragte sie Pet. »Wenn du sie mit deinen hübschen Augen anlächelst und Mutter nennst, ist das alles nur Schau?«
Pet zuckte mit den Schultern. »Ich bin ein guter Schauspieler. Ich weiß, wer mir die Butter aufs Brot streicht. Unglücklicherweise wird Chakthalla keine Butter mehr übrig haben, wenn das hier einmal alles niedergebrannt ist.«
»Gut gesprochen«, sagte Vendevorex. »Es klingt kalt, aber es ist die Wahrheit. Chakthalla ist verdammt. Wir verdammen uns nur selbst, indem wir bleiben.«
»Ihr seid beide Feiglinge!«, rief Jandra. »Ihr seid nur darauf
aus, eure eigene Haut zu retten, und denkt nicht einen Moment an die, die sterben werden. Sie werden deinetwegen sterben, Ven! Sie werden durch die Waffe sterben, die du erschaffen hast. Der König würde nicht angreifen, wenn du nicht hier wärst!«
»Jandra«, sagte Vendevorex und senkte die Stimme. »Wir werden nicht weiter darüber sprechen. Pack deine Sachen.«
»Was ist mit mir?«, fragte Pet.
»Hol deine Juwelen«, antwortete Vendevorex. »Du kannst dieses Gebäude mit uns im Schutz der Unsichtbarkeit verlassen. «
»Schön«, sagte Jandra. »Du hast ein neues Haustier, Ven. Du brauchst mich nicht mehr. Ich habe wichtigere Dinge zu tun.«
Jandra drehte sich um und rannte zu Chakthallas Gemächern, blinzelte die Tränen beiseite, die ihre Sicht verschwimmen ließen. Vendevorex rief ihren Namen, rief sie zurück, aber sie hatte keinen Grund, noch einem Wort zu lauschen, das er sagte.
Jandra fand Chakthalla im Thronsaal, einer kathedralenähnlichen Halle. Die Flammen draußen tanzten über die bemalten Glasfenster im oberen Bereich der Seitenwände, warfen bunte Schatten und bemalten den weißen Marmorboden mit Szenen aus rubinroten Drachen, die in Amethysthimmeln über Smaragdfeldern schwebten.
Chakthallas Thron war ein riesiges, vergoldetes Gestell, das mit blutrotem Satin ausgelegt war. Sie war auf ihrem Thron zusammengesackt; der Kopf berührte fast den Boden, und ihre Augen waren auf die Tür gerichtet, in
Weitere Kostenlose Bücher