Die Herrschaft der Drachen 01 - Bitterholz
aufgeregt.
»Lasst sie frei«, sagte der Fremde mit fester, befehlender Stimme. »Der Krieg ist vorbei. Ich bin der, den Ihr sucht. Ich bin Bitterholz.«
Kapitel Vierzehn
Masken
B rüllend vor Wut und so schnell, wie seine Verletzung es zuließ, stapfte Zanzeroth auf den Mann auf dem weißen Pferd zu. Das Pferd scheute und bockte, und der Mann sprang ab, indem er einen vollendeten Salto hinlegte; dann wandte er seinen unbeugsamen Blick dem angreifenden Zanzeroth zu.
»Haltet ihn auf!«, brüllte Kanst.
Pertalon, ein Himmelsdrache, der halb so groß war wie Zanzeroth, rannte los und stellte sich dem Jäger in den Weg. Beide stolperten gegen die versammelten Menschen, die vor Furcht das Weite suchen wollten. Soldaten stürzten hinzu, schlugen die Leute mit ihren Speerenden nieder und hinderten sie daran zu fliehen. Eine Reihe von Erddrachen eilte zu dem Mann in dem Samtumhang und bildete einen großen Kreis um ihn. Die meisten hielten respektvoll Abstand zu dem sagenhaften Drachentöter, aber zwei der mutigeren – oder vielleicht auch dümmeren – Wachen rannten nach vorn und packten seine Arme.
Pertalon und Zanzeroth rollten über die aufgerissene
Erde, und jeder von ihnen versuchte, den anderen zu besiegen. Zanzeroth besaß den Vorteil der Größe, aber seine Verletzungen minderten seine Stärke. Pertalon erwies sich als geübter Raufbold. In wenigen Augenblicken gelang es dem kleineren Drachen, seinen deutlich größeren Gegner auf den Boden zu drücken.
»Verflucht!«, heulte Zanzeroth auf. »Wieso verweigert Ihr mir Gerechtigkeit?«
»Es ist allein an Albekizan, Gerechtigkeit zu üben«, erwiderte Kanst. »Sagt mir, seid Ihr derjenige, der bereit ist, sich dem König entgegenzustellen? Ihm zu sagen, dass wir Bitterholz gefangen hatten und ihn getötet haben, statt ihn dem König zu seiner freien Verfügung zu übergeben?«
»Ich will meine Rache!«, schrie Zanzeroth.
»Ich gebe sie Euch nicht«, sagte Kanst.
Kanst wandte sich wieder seinem Gefangenen zu, dem blonden Held der Menschen, der sich gelassen im Griff der zwei Erddrachen befand. Borlon, der Hauptmann, stand in der Nähe. Er packte ein zweihändiges Schwert mit seinen klobigen grünen Fäusten. Seine wachsamen Augen waren weit geöffnet, und seine Miene verriet, dass er nervös war. »Kettet den Mann an«, sagte Kanst, »und dann bringt ihn in mein Zelt. Er braucht ständige Bewachung. Auf gar keinen Fall darf Zanzeroth sich ihm nähern. Benutzt jede Waffe, die Ihr für brauchbar haltet.«
»Ja, Herr«, sagte Borlon. Dann ließ er seinen Blick über die versammelte Menge schweifen. »Was ist mit den Dorfbewohnern, die wir hier zusammengetrieben haben? Sollen wir sie gehen lassen?«
»Wozu die Mühe?« Kanst zuckte mit den Schultern. »In
weniger als einem Monat hätten wir sie ohnehin zur Freien Stadt bringen sollen. Wir können sie auch gleich jetzt mitnehmen, wenn wir mit Bitterholz zum Palast zurückkehren. «
Kanst wandte sich an Zanzeroth. Seine Rüstung klirrte und klapperte, als er sich auf alle viere niederließ, um mit dem festgehaltenen Jäger zu sprechen. »Alter Freund, eigentlich bin ich geneigt, Euch in Ketten legen zu lassen, um sicherzustellen, dass Bitterholz überlebt. Andererseits, in all den Jahren, die ich Euch nun kenne, habe ich begonnen, Euch als einen Drachen von unvergleichlicher Integrität zu respektieren. Wenn Ihr mir Euer Wort unter uns Sonnendrachen gebt, dass Ihr nicht versuchen werdet, Euch an Bitterholz zu rächen, bis er Albekizan vorgeführt wird, werde ich Euch die Fesseln ersparen.«
»Dann sei es so«, knurrte Zanzeroth. »Unser kostbarer König mag seine Beute bekommen. Aber Ihr müsst ihm sagen, dass es mein Plan war, mit dem er ergriffen wurde. Sprecht für mich, sagt ihm, dass ich es verdient habe, zum Henker von Bitterholz ernannt zu werden.«
»Das werde ich Euch gewähren«, entgegnete Kanst und erhob sich wieder auf die Hinterklauen. »Lass ihn los«, sagte er zu Pertalon.
»Entschuldigung«, sagte Pertalon, während er Zanzeroth auf die Füße half.
»Du hattest deine Befehle«, erwiderte Zanzeroth. Er strich sich Erde von der Haut und sah an seinem mitgenommenen Körper hinunter. Dieses unerwartete Ringen hatte nicht nur einige seiner Wunden wieder aufgerissen, sondern ihn auch weitere Schuppen gekostet. Verblasste,
rostfarbene Flocken bedeckten den Boden wie Blätter. Er seufzte, hob dann den Kopf und wandte sich noch einmal an Kanst. »Eines noch, Kanst. Wir müssen die Burg einnehmen.
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