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Die Herrschaft Der Drachen 02 - Jandra

Titel: Die Herrschaft Der Drachen 02 - Jandra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Maxey
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Männer, aber es erwies sich schon als Herausforderung, auch nur fünfzig zu finden, deren Sehkraft scharf genug war. Burke schickte Anza auf einen Schrotthaufen etwa siebenhundert Schritt von ihnen entfernt. Sie stellte sich oben hin und hielt einen Essteller über ihren Kopf. Ein großer Buchstabe war auf den Teller gemalt. Der Teller war beinahe einen Fuß hoch, aber Pet konnte den Buchstaben nur als verschwommenen Fleck sehen. Er war froh, dass Burke mit seiner Leistung in der Nacht zuvor offenbar zufrieden genug gewesen war, dass er ihn nicht bat, den Buchstaben vorzulesen.
    Nachdem sie einhundert Mann überprüft hatten und nur zwei gefunden hatten, deren Augen scharf waren, sagte Pet: »Burke, ich weiß, dass Ihr um einiges schlauer seid als ich. Aber ist dieser Test nicht unnötig schwer? Wir kämpfen gegen Drachen und keine Essteller.«
    »Stimmt«, sagte Burke. »Aber deine Pfeile werden in der Kampfzone nichts als Flecken sein. Drachen sind vielleicht große Ziele, aber sie haben nur wenige Stellen am Körper, die so verletzlich sind, dass ein einziger Pfeilschuss sie vom Himmel
holt. Wenn du nicht erkennen kannst, wohin dein Pfeil geht, kannst du dein Ziel nicht anvisieren.«
    Pet nickte. »Das klingt nachvollziehbar.«
    Ein anderer Kandidat trat vor, ein junger Mann, der bis auf den dünnen blonden Schnurrbart noch jungenhaft wirkte. Er war höchstens fünf Fuß groß, aber er wirkte drahtig und kräftig. Pet hatte das Gefühl, als wäre irgendetwas Vertrautes an dem Jungen. Der Junge grüßte Burke knapp.
    »Wie heißt du, Sohn?«, fragte Burke.
    »Vance«, antwortete der junge Mann.
    »Woher kommst du?«
    »Von Steinfurd, Herr.«
    »Noch nie davon gehört. Ist das eine der Städte, in denen Ragnar seine ›Mach mit oder stirb‹-Rede gehalten hat?«
    »Nein, Herr«, sagte Vance. »Es liegt ein Stück flussabwärts. Mein Bruder und ich haben von der Rebellion gehört und sind hergekommen, um Widerstand zu leisten.«
    Burke deutete auf Anza in der Ferne. »Kannst du meine Tochter da vorn sehen?«
    Vance beschattete die Augen vor der Sonne. »Ja, Herr.«
    »Was hält sie in der Hand?«
    »Sieht aus wie ein Teller, Herr.«
    Burke nickte zustimmend. »Und siehst du auch, dass da was auf den Teller gemalt ist?«
    »Ja, Herr. Irgendein Zeichen.«
    »Gut. Es ist ein Buchstabe. Kannst du mir sagen, welcher?«
    Der Junge schüttelte den Kopf. Burke sah enttäuscht aus.
    Der Junge sagte entschuldigend: »Ich kann die Buchstaben nicht voneinander unterscheiden. Aber es sieht so aus.« Er ahmte eine Serpentine in der Luft nach.
    Burke lächelte. »Das ist ein ›S‹, Junge. Und du bist jetzt ein Bogenschütze.«

    Der Junge lächelte breit.
    »Ihr werdet es nicht bereuen, Herr. Mein Bruder und ich waren die besten Schützen im Umkreis von einigen Meilen.«
    »Hervorragend. Wo ist dein Bruder? Wie heißt er? Er soll vorn in der Reihe stehen.«
    Vance blickte ernst drein, als er berichtete. »Er hieß Vinton, und er ist tot, Herr. Vinton hatte die Aufgabe, die treulosen Sammler zu töten, in der Nacht, als wir die Festung besetzt haben. Wir haben ihn tot aufgefunden. Ein Pfeil steckte in seinem Körper. Die beiden anderen Jungen, mit denen er unterwegs war, waren ebenfalls tot. Einem war der Kopf abgetrennt worden.«
    Pet fühlte einen kalten Schauer über sein Rückgrat laufen. Jetzt wusste er, warum der Junge ihm vertraut vorgekommen war. Der Vergewaltiger mit der zerkratzten Wange war ein Doppelgänger dieses Jungen, wenn man bei ihm noch einmal fünf Jahre und dreißig Pfund hinzurechnete.
    »Tut mir leid, das zu hören«, sagte Burke. »Ich bin sicher, Vinton war ein guter Mann.«
    »Ja, Herr«, sagte Vance. »Einer der besten.«
    Burke nickte in Richtung einer Leiter, die die Mauer hinunterführte. »Geh runter zu den anderen. Du bekommst einen Bogen. Später fangen wir mit den praktischen Übungen an. Willkommen bei der Himmelsmauer.«
    Vance lächelte breit, als er die Leiter hinunterkletterte.
    Pet verspürte das Bedürfnis, sich zu dem Bruder dieses Jungen zu äußern.
    »Sag nichts«, sagte Burke, der Pets Gedanken offenbar gelesen hatte.
    »Aber – «
    »Was vergangen ist, ist vergangen. Im Augenblick ist Vance dein Waffenbruder. Was vorher geschehen ist, hat keine Bedeutung. «

    Pet wusste, dass Burke recht hatte, aber er konnte die Szene nicht aus seinem Kopf bekommen. Was hätte er anders machen können? Wäre die Welt besser dran, wenn er sich einfach umgedreht hätte? Wenn ein Drache es durch die

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