Die Herrschaft Der Drachen 02 - Jandra
drückte nur noch fester zu.
»Mach schon, schlauer Mann«, höhnte er. »Nenn mir einen Grund, warum die Menschheit weiter hoffen sollte!«
Burke reckte das Kinn nach oben, als er das Quietschen der oberen Käfigtür hörte. Diese Bewegung brachte ihm zumindest ein bisschen Luft. Dennoch waren seine Worte kaum hörbar, als er flüsterte: » Wir … essen … unsere … Jungen … nicht!«
Anza fiel vom Himmel, das Schwert vorgestreckt. Die Spitze kam mit dem vollen Gewicht ihres Körpers auf Charkons Schädel auf. Es war die schärfste Klinge, die Burke jemals geschmiedet hatte, und als sie jetzt in Charkons Kopf drang, versank sie bis zum Heft darin. Anza machte einen Salto zur Seite und landete auf den Füßen. Wenn Burke sich nicht irrte, was die Anatomie der Erddrachen betraf, steckte ihre Schwertspitze jetzt mitten in Charkons Leber. Der Erddrache verdrehte das Auge, und sein Griff lockerte sich.
Burke fiel auf die Erde; er blieb ganze drei Herzschläge lang auf den Beinen, ehe er vor Schmerz zusammenbrach. Oh, ja. Der rechte Oberschenkelknochen ist eindeutig gebrochen. Er kam hart auf dem Boden auf, und Blut spritzte auf den weißen Schnee. Seine Brille landete mit einem unangenehmen Klirren, das auf zerspringendes Glas hindeutete, ganz in der Nähe. Von nun an würde er alles, was weiter als eine Armeslänge weg war, nur noch verschwommen sehen können.
Er hörte Ragnars Männer jubeln. Den Rufen der Leute nach zu schließen war der letzte Erddrache getötet worden, und Shandrazels Armee befand sich auf dem Rückzug. An diesem Tag hatten die Menschen gesiegt. Wenn seine inneren Blutungen nicht sein Ende bedeuteten und er wieder aufwachen sollte, würde er vielleicht selbst einen Jubelruf ausstoßen.
Im Augenblick gab er sich damit zufrieden, den Hauch eines Lächelns um seine Lippen spielen zu lassen. Er schloss die Augen, als der Jubel verklang. Nur vage nahm er wahr, dass
Anza ihre Hände auf sein Gesicht legte, denn er spürte bereits kaum noch etwas, abgesehen von den kühlen, sanften Küssen der Schneeflocken, die auf seinen Wangen schmolzen.
Jandra hielt sich an Hex fest, als sie über die Schneelandschaft glitten. Der winterliche Sturm hatte gegen Mittag aufgehört und die Welt unter einer weißen Decke zurückgelassen. Es war ein so friedlicher Anblick, dass sie beinahe vergaß, dass sie über ein Gebiet flogen, in dem gekämpft wurde.
Nachdem sie Jazz’ Königreich über den langen unterirdischen Weg wieder verlassen hatten, den sie hergekommen waren, hatte sie Hex überredet, erst einmal zum Nest zurückzukehren. Bitterholz hatte es abgelehnt, sie zu begleiten. Er war bei Zeeky und Jeremiah geblieben, da die Kinder, wie er gesagt hatte, nicht gezwungen sein sollten, es allein mit der Welt aufzunehmen. Obwohl Zeeky darauf beharrt hatte, dass sie gar nicht allein war … ihre Eltern sprachen durch die Kristallkugel immer noch mit ihr.
Als sie das Nest erreichten, erfuhren sie von der Eroberung von Drachenschmiede und Shandrazels Plan, die Festung zurückzugewinnen. Jetzt waren sie auf dem Weg zur Stadt, oder besser, zu Shandrazels Lager.
Jandra befand sich in besinnlicher Stimmung. Es war, als würde die Welt unter ihr aus Baumwolle bestehen, eine durch und durch weiche Welt mit weichen Kanten. Das einzig Unangenehme an dieser Welt war der Gestank – obwohl die Schmieden in der Ferne noch nicht zu sehen waren, erfüllte ihr Geruch bereits die Luft.
»Da werden Leichen verbrannt«, sagte Hex, als er den Rauch roch. »Ich vermute, dass Shandrazel die Schmiede bereits zurückerobert hat.«
Jandra vermutete das ebenfalls.
»Damit wird es ein Problem weniger geben, um das man sich Gedanken machen muss«, sagte sie. »Als ich den Palast verlassen habe, hatte ich drei große Sorgen: Wer hat Vendevorex’ Leiche genommen, wo könnte ich Bitterholz und Zeeky finden, und was hat Blasphet vor?«
»Und jetzt kennst du immerhin auf zwei dieser Fragen die Antworten. Das ist nicht so schlecht.«
»Aber ich muss mir immer noch Gedanken um zwei fehlende Leichen machen. Da sie Blasphet nicht gefunden haben, vermute ich, dass die Schwestern der Schlange sie mitgenommen haben. Ob sie seiner Leiche huldigen wollen?«
»Ich kenne mich mit Religionen nicht aus, aber ist es möglich, dass selbst Menschen so irrational sind, dass sie einer verstümmelten Leiche huldigen?«
»Vielleicht. Und da Vens Leiche etwa zur gleichen Zeit verschwunden ist, als Blasphet von seinen Anhängern befreit wurde, kann
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