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Die Herrschaft Der Drachen 02 - Jandra

Titel: Die Herrschaft Der Drachen 02 - Jandra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Maxey
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In der Handfläche lagen einige blasse Klumpen aus zerrissenem Fleisch. Pet trat näher, dann zuckte er zurück, als seine Augen schließlich das Rätsel dessen, was er sah, lösten. Der Drache hielt abgeschnittene Zungen in der Klaue.
    »Sie haben sich selbst die Zungen herausgeschnitten, um nicht reden zu können, wenn sie gefangen genommen werden«, sagte Androkom.
    Pet sah in makabrer Faszination wieder zu den hellen Fleischfetzen hin. Viele Zungen waren im Laufe der letzten Jahre in seinem Mund gewesen. Er bezweifelte, dass er jemals wieder jemanden würde küssen können, ohne hieran erinnert zu werden. Dann begriff er, dass die stummen Zungen eine kleine Nachricht überbrachten, als er sie zählte. »Da ist noch eine weitere Attentäterin«, sagte er. »Wir haben vier getötet, aber es sind fünf Zungen.«
    Ein großer Schatten senkte sich über den Hof. Pet blickte auf und sah, wie ein Sonnendrache sich im Mondlicht herunterließ. Er hatte die Schwingen weit ausgebreitet, damit die Luft sich in ihnen fing, als er in den Hof glitt. Pet kannte diesen Drachen nicht, aber er erkannte sofort das, was er in seinen Hinterklauen trug. Ein menschliches Mädchen, nackt und tätowiert … die letzte Attentäterin.
    Einen Fuß vom Steinboden entfernt ließ der Drache das bewusstlose Mädchen fallen. Er breitete die Klauen aus, um zu landen. Kaum stand er sicher auf dem Boden, platzierte er eine Klaue über ihre reglose Gestalt und nagelte sie fest.
    »Hex!«, rief Shandrazel aufgeregt.
    »Hex?«, fragte Pet und sah Jandra an.
    Jandra zuckte mit den Schultern; sie konnte mit dem Namen genauso wenig anfangen.
    »Ich hatte gehört, dass du jetzt König bist«, sagte Hex. Er
nickte zu der Frau hin, die er festhielt. »Sieht so aus, als hätte unser Onkel dir zur Krönung ein Geschenk geschickt. Ich habe sie auf dem Dach gefunden. Ich habe sie lebend gefangen, für den Fall, dass du sie noch befragen möchtest.«
    »Das ist zwecklos«, sagte Androkom, dessen Blicke über den Hof schossen und in den Schatten nach weiteren Attentätern suchten. »Sie haben sich die Zungen abgeschnitten.«
    Jandra nahm ihre Hand von Shandrazels Kehle und trat zu dem Erddrachen, der die Zungen hielt. Sie nahm eine und ging zu Hex und seiner Gefangenen, ließ sich auf die Knie sinken und öffnete den schlaffen Kiefer des Mädchens. Mit entschiedener Miene führte sie die Finger in den Mund des Mädchens und suchte. Dann schüttelte sie den Kopf.
    »Das ist nicht ihre«, sagte sie und warf die Zunge weg. »Gebt mir die nächste. Sie wird eine ziemliche Überraschung erleben, wenn sie aufwacht.«

Kapitel Fünf
Hex
    P et holte seine Hose vom Teich, während Jandra dem Mädchen die dritte Zunge in den Mund stopfte. Seine Sachen lagen in der Nähe des Dolches, den er jenem Mädchen weggenommen hatte, das er in den Teich geworfen hatte. Nachdem er Hose und Stiefel angezogen hatte, hob er vorsichtig den Dolch auf. Die Klinge war mit Poren übersät, aus denen schwarzes Gift heraussickerte. Er schüttelte die Waffe leicht und hörte im Heft eine Flüssigkeit schwappen. So aus der Nähe stank das Gift wie eine Mischung aus saurer Milch und verkochtem Kohl.
    Er zuckte zusammen, als Androkom sich neben ihm niederließ. In den Vorderklauen hielt er einen leeren Blumentopf.
    »Hier«, sagte er und bedeutete Pet, die Waffe hineinzulegen. »Wenn Graxen zurückkehrt, trage ich ihm auf, die Klinge zum Kolleg der Türme zu bringen. Man wird dort das Gift untersuchen wollen.«
    Pet ließ die Klinge in den Topf fallen. Er sah über Androkoms schuppige blaue Schulter hinweg zu dem neuen Sonnendrachen. Die meisten Menschen dachten zweifellos, dass alle Sonnendrachen gleich aussahen.
    Sie waren alle riesig, hatten alle Flügelspannbreiten von
vierzig Fuß und Kiefer, die beinahe einen Schritt breit waren. Alle waren rot wie eine reife Paprika, hatten grüne Augen und schwarze Klauen. Pet allerdings hatte lange genug unter Sonnendrachen gelebt, um ihre Unterschiede erkennen zu können. Was ihm besonders ungewöhnlich vorkam, war die Ähnlichkeit mit Shandrazel. Dieser Drache war älter und auch etwas schwerer, aber die Gesichtsform, die gewöhnlich einzigartigen Erhebungen und Vertiefungen entlang der Schnauze, zwischen den Augen und den Nüstern waren fast die gleichen wie bei Shandrazel.
    Er beugte sich näher zu Androkom hin und fragte leise: »Wer ist das?«
    Der neue Sonnendrache hatte, wie sich herausstellte, ein exzellentes Gehör. Er drehte sich in Pets Richtung

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