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Die Herrschaft Der Drachen 02 - Jandra

Titel: Die Herrschaft Der Drachen 02 - Jandra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Maxey
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herzustellen. Bei dem Gedanken daran schwamm ein einzelnes Molekül in ihr Blickfeld – um ein Vielfaches vergrößert. Jetzt erwiesen sich all die Jahre, die Vendevorex sie gezwungen hatte, Chemie zu lernen, als sehr nützlich. Sie sah, dass es sich bei dem Molekül um ein Alkaloid handelte. Die lange Kette der Atome war eingerollt wie eine zum Zuschlagen bereite Schlange. Das Gift bestand aus Dutzenden von Kohlenstoff- und Wasserstoffatomen, die mit wenigen Sauerstoff- und Stickstoffatomen verbunden waren. Zwei Stickstoffatomen, um genau zu sein. Die Moleküle würden an diesen Stellen leicht aufzubrechen sein. Vor ihrem geistigen Auge schoss eine der winzigen Maschinen herbei, die
in ihrem Blut schwammen, und riss das Molekül mit ihren winzig kleinen Klauen auseinander. Jandra stellte sich vor, wie sich dies überall in ihrem Körper wiederholte.
    Einen Augenblick später schlug ihr Herz wieder. Zuerst war es nur ein schwaches Flattern, aber dann wurde es stärker. Luft drang zischend zurück in ihre Lunge. Die Finger ihrer linken Hand krümmten sich. Ihre rechte Hand, die den Messerstich abbekommen hatte, blieb schlaff und nutzlos. Sie setzte sich benommen auf und stellte fest, dass sie auf Ledax’ leblosen Körper starrte.
    War er wirklich leblos? Oder war er so gelähmt wie sie und erstickte langsam? Sie sah die Wunde in seiner Schulter und drückte zwei Finger in das Loch. Es war, als wären ihre Fingerspitzen mit einer Million winziger Augen versehen. Sie fand in seinem Blut das gleiche Gift; es lag reglos in ihm. Sie zwang die mikroskopischen Maschinen in ihrem Innern, von ihren Poren auf ihn überzugehen und das Gift in ihm anzugreifen. Nichts geschah, während die Zeit verging. Ihr eigenes Blut war angefüllt mit den entsprechenden Vorrichtungen, die zur Bekämpfung des Giftes nötig waren; ein Vorteil, den der Erddrache nicht besaß. Sie wusste, dass sie aufgeben sollte, dass sie ihn zurücklassen und sich auf die Suche nach der Attentäterin machen sollte. Und doch, da war etwas in seinen verzweifelten Augen, das ihr sagte, dass da noch ein Lebensfunke in ihm brannte. Ihr Herz machte einen Satz, als die Augen zwinkerten. Dann, als seine Lunge wieder zum Leben erwachte, keuchte Ledax.
    Im Vertrauen darauf, dass ihre Vorrichtungen damit beschäftigt waren, Ledax zu retten, arbeitete Jandra sich auf die Füße. Ihre Benommenheit ließ nach, aber ihre rechte Hand war noch immer schlaff. Sie musterte die Wunde. Ihre Augen konzentrierten sich so sehr auf die Einzelheiten, dass sie das Gefühl
hatte, ihre Hand unter einem Vergrößerungsglas zu untersuchen. Sie konnte sehen, wie jede Seite der Stichwunde zusammenpasste, Hautzelle an Hautzelle, Nerven an Nerven, wie jedes zerfetzte Blutgefäß eine vollkommene Entsprechung auf der anderen Seite der Lücke hatte. Sie zwang die passenden Zellen dazu, sich wieder zu verbinden, und die Wunde schloss sich in weniger als einer Minute. Zurück blieb nur eine zackige Narbe. Sie bewegte die kribbelnden Finger. Dieser neue Helm gefiel ihr!
    Doch angesichts einer Mörderin im Palast hatte sie keine Zeit, sich über die neugefundenen Kräfte zu freuen. Sie jagte den Korridor entlang und horchte auf irgendwelche Hinweise. Als sie um die Ecke bog, fand sie die leblosen Körper von zwei Erddrachen-Wachen. Vielleicht hatte sie noch die Zeit, sie zu retten, aber wenn sie zögerte, wie viele weitere Drachen würde die Attentäterin erreichen? Sie ballte die Fäuste und fällte die bittere Entscheidung, dass es wichtiger war, die Attentäterin aufzuhalten, als die Sterbenden zu heilen. Sie lief jetzt schneller, da ihre Kraft vollends zurückgekehrt war und sämtliche Spuren des Giftes verschwunden waren.
    Als sie um eine weitere Ecke rannte, fand sie die Attentäterin; sie war umgeben von den Leichen dreier weiterer Wachen. Es sah aus, als hätte einer ihr einen Hieb versetzen können, da das tätowierte Mädchen heftig aus einer Wunde an den Rippen blutete. Während Jandra auf das Mädchen zurannte, sah es auf. In den Augen stand immer noch der gleiche dunkle Hass, aber jetzt blitzte darin auch noch etwas anderes auf: Verwirrung.
    »Iiih aaahh uuuh iih ooo«, murmelte das Mädchen.
    »Du dachtest, ich wäre tot?«, fragte Jandra und kam näher. Ihre Augen richteten sich auf die tödliche Klinge. Jandra hatte keine Angst mehr vor dem Gift, aber sie war nicht wild darauf, sich erneut einen Messerstich einzufangen. Es war Zeit, etwas
zu versuchen, das sie häufig bei Vendevorex

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