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Die Herrschaft Der Drachen 02 - Jandra

Titel: Die Herrschaft Der Drachen 02 - Jandra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Maxey
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gefangene Attentäterin zu foltern. Aber jetzt, in diesem Augenblick, wusste er einfach nicht, was er tun sollte, und so beschloss er, erst einmal gar nichts zu tun.
    Bevor er sich weiter mit Kamon besprechen konnte, schwangen die Türen zum Friedenssaal auf, und sechs Erddrachen traten klirrend und klappernd zu Shandrazel. Die meisten Erddrachen-Soldaten trugen leichte Rüstungen, aber diese hier waren von Kopf bis Fuß in kunstvolle Stahlrüstungen gekleidet, deren einzelne Teile poliert worden waren, bis sie spiegelglatt waren und die lebhaften Farben des Raumes widerspiegelten. Die Erddrachen blieben mit einem Ruck vor Shandrazel stehen, salutierten zackig und nahmen alle gleichzeitig die Helme ab.
    Pet starrte den Erddrachen in der Mitte an. Sein Gesicht war schrecklich verunstaltet; ein Spalt war in seinem Schnabel, der groß genug war, dass Pet seine Zunge selbst bei geschlossenem Mund erkennen konnte. Von dem Auge oberhalb dieses Spalts war nichts geblieben als schreckliches Narbengewebe.
    »Mylord Shandrazel«, sagte der Erddrache mit einer Stimme, die tief und befehlend klang; sie klang auch ein bisschen feucht von seinem zerstörten Schnabel. »Ich bin Charkon, Befehlshaber von Drachenschmiede und seit sechzig Jahren ein loyaler Diener Eures Vaters. Ich habe Euren Ruf vernommen und bin hier, um Euch zu dienen.«
    »Danke, hochgeschätzter Gast«, sagte Shandrazel. »Aber es ist nicht Euer Dienst, um den ich heute ersuche, sondern Eure Weisheit und Euren Rat.«
    »Herr«, sagte Charkon, »die Grundlage meiner Weisheit ist mein Dienst. Für einen Erddrachen gibt es keinen größeren Zweck, als sein Leben seinen Oberen zu widmen.«

    »Mir gefällt das Wort ›Oberen‹ nicht«, sagte Shandrazel. »Es beinhaltet, dass Eure Rasse minderwertig ist, während diese Gespräche die Gleichheit aller Rassen vorantreiben sollen.«
    »Ja, Herr. Das habe ich gehört. Lasst mich offen sprechen: Wir Erddrachen sind den Sonnendrachen nicht ebenbürtig. Ihr geflügelten Drachen seht die Welt von hoch oben. Ihr seid Träumer und Planer und Führer, weil ihr diese erhöhte Sicht habt. Wir Erddrachen sind schlichte Geschöpfe. Wir denken an wenig anderes im Leben als daran, was wir als Nächstes essen werden. Selten denken wir über die Welt nach, die außerhalb unserer direkten Reichweite liegt. Unsere größte Freude haben wir, wenn wir auf etwas einschlagen. Wir sind gute Soldaten und gute Schmiede; wir haben keine Begabung für Politik.«
    »Die Beredtheit Eurer Worte zeugt vom Gegenteil, edler Charkon«, sagte Shandrazel.
    Charkon wollte schon antworten, aber seine Stimme wurde durch das Geräusch von Schwingen erstickt. Pet sah zum Balkon hin, wo gerade eine kleine Armee von Himmelsdrachen auf dem Marmorgeländer landete. Er begriff sofort, dass es sich um Walküren handelte, obwohl er nie zuvor in der Gegenwart dieser sagenhaften Kriegerinnen gewesen war. Als Schauspieler jedoch kannte er die Balladen, kannte die Loblieder auf ihre Taten, und die Walküren waren beliebte Objekte der Malerei und Bildhauerkunst in Chakthallas Palast gewesen.
    Die Walküren bezogen rasch Formation hinter der größten ihrer Repräsentantinnen. Ihre Rüstungen und Speere funkelten im warmen Morgenlicht. Die größte Walküre war unbewaffnet und trug auch keine Rüstung, aber etwas an ihren Augen verriet Pet, dass sie die gefährlichste von allen war. Ihre Klauen wirkten besonders scharf, als sie mit ihnen auf den Boden klackerte, während sie den Raum durchschritt.
    »Herr«, sagte sie – eine einzige, kurze, abgehackte Silbe. Im
Unterschied zu dem ehrerbietigen Charkon gab diese Walküre keinerlei Hinweis auf Unterwürfigkeit oder auch nur Achtung, als sie Shandrazel ins Gesicht sah. »Ich bin Zorasta, Befehlshaberin der Walküren-Legion, die von der Matriarchin ernannte Repräsentantin für diese sogenannten ›Gespräche‹.«
    »Die sogenannten?«, fragte Shandrazel, der über Zorastas ungestümes Verhalten einigermaßen verblüfft zu sein schien. »Ich versichere Euch, dass diese Gespräche aufrichtig sind. Ich hoffe, dass wir alle zusammenarbeiten und so eine vollkommene Verbindung erschaffen werden.«
    »Herr, Ihr seid noch sehr jung«, sagte Zorasta in herablassendem Ton. »Ihr habt ein geschütztes Leben geführt. Die Biologen, die Euch ausgebildet haben, haben Euch getäuscht, indem sie Euren Kopf mit ungesunden Philosophien gefüllt haben. Ich bin geschickt worden, um Euch zurück zu geistiger Gesundheit und auf den Weg der

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