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Die Herrschaft Der Drachen 02 - Jandra

Titel: Die Herrschaft Der Drachen 02 - Jandra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Maxey
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Vernunft zu führen.«
    Shandrazel runzelte die Stirn; er wirkte recht verwirrt angesichts der aggressiven Haltung eines Wesens, das nur halb so groß war wie er.
    Kamon warf Pet einen Blick von der Seite zu und flüsterte: »Ist das ihre Diplomatin?«
    »Zumindest werden die Gespräche nicht langweilig werden«, sagte Pet.
    Pet sah Androkom an und versuchte, dessen Reaktion zu deuten. Immerhin war er einer jener Biologen, die am meisten für Shandrazels »ungesunde Philosophien« verantwortlich waren. Der neue Hohebiologe wirkte ganz und gar nicht beunruhigt. Er konnte zwar nicht lächeln oder die Stirn runzeln – kein Drache konnte das –, aber da war eine leichte Neigung seines Kopfes und ein Funkeln in seinen Augen, die Pet verrieten, dass ihn Zorastas Einstellung erheiterte.
    Aber was Pets Blick wirklich auf sich zog, war der Himmelsdrache,
der hinter Androkom stand – Graxen der Graue. Graxens Augen leuchteten eindeutig, als er Zorasta ansah. Nein, nicht Zorasta. Graxen heftete seinen Blick auf eine andere Walküre, die gleich rechts hinter der Diplomatin stand. Zuerst konnte Pet nichts Besonderes an ihr erkennen; sie stand starr wie eine Statue da, eine lebendige Stütze, die Zorastas Autorität unterstreichen sollte. Aber Pets Wahrnehmungsfähigkeit war äußerst feinsinnig, was sexuelle Anziehungskraft betraf, und es entging ihm nicht, dass in den Augen dieser Walküre etwas aufflackerte und ihre Atemzüge sich leicht veränderten. Sie war sich der Gegenwart von Graxen nur zu sehr bewusst. Kannten die beiden sich? Oder handelte es sich um so etwas wie Liebe auf den ersten Blick? Pet war Experte, wenn es um menschliche Romanzen ging, und er wusste mehr, als ihm lieb war, über die Affären von Sonnendrachen, aber er hatte keinerlei Ahnung, was die Flammen der Leidenschaft von Himmelsdrachen entzünden mochte.
    Er spürte, wie er sich angesichts dieser unausgesprochenen Gefühle zwischen den beiden Drachen etwas entspannte. Er hörte auf, sich Sorgen um Ragnar zu machen, und spürte Hoffnung aufkeimen. Drachen unterschieden sich nicht so sehr von Menschen. Sie hatten die gleichen grundsätzlichen Bedürfnisse – Essen, Kleidung, ein Dach über dem Kopf – und ein alles verzehrendes Verlangen, sich zu paaren. Wenn er dabei helfen konnte, dass eine Welt existierte, in der diese grundlegenden Bedürfnisse gesichert waren, war es vielleicht möglich, dass alle Arten harmonisch zusammenlebten.
    »Was mich zu meiner nächsten Frage bringt«, sagte Zorasta. Sie hatte die ganze Zeit geredet, wie Pet jetzt erkannte, er hatte nur nicht darauf geachtet, weil er damit beschäftigt gewesen war, Graxens Körpersprache zu entschlüsseln. Plötzlich wünschte er sich jedoch, er hätte zugehört, denn Zorasta drehte
sich heftig zu ihm um und streckte ihre Schwingen auf anklagende Weise aus.
    »Bitterholz kann kein Repräsentant der Menschen sein. Kein Drache wird Frieden finden, solange dieser Mann nicht für seine Verbrechen zur Rechenschaft gezogen worden ist. Wenn diese ›Gespräche‹ überhaupt stattfinden sollen, muss er eingesperrt und ohne Verzögerung dem Henker überantwortet werden!«
     
    Der Mördergott Blasphet ruhte auf einem riesigen Kissen, das aus der Haut eines Himmelsdrachen genäht worden war. Die Schwestern der Schlange zeigten bemerkenswerte Fähigkeiten im Gerben und Präparieren. Der einzige Nachteil war, dass Blasphets Tempel nach den Gerberlösungen stank. Riesige Bottiche mit Laugen und Urin und verschiedenen Baumsäften verströmten ihre Düfte.
    Vielleicht hätte ein anderer Gott Anstoß daran genommen, dass sein Tempel so übel roch, aber Blasphet war zu beeindruckt vom Einfallsreichtum seiner Anhänger, um allzu hart über sie urteilen zu wollen. Von der Luft aus war Blasphets Tempel nicht von den anderen tausend verlassenen und verfallenen Gebäuden zu unterscheiden, die überall im Königreich zu finden waren, denn es war seit Jahrhunderten ein Lagergebäude gewesen. Jetzt verschwand es beinahe völlig unter einem Gewirr von Reben und Gebüsch, und niedriger, knorriger Hartriegel wuchs unter dem Dach. Irgendwie jedoch hatte das Lagergebäude den Ansturm der Pflanzen überstanden und war größtenteils noch intakt. Der riesige freie Platz im Innern erwies sich als angenehm für ein Wesen von seiner Statur. Die Schwestern der Schlange hatten die Mauern des Gebäudes schwarz bemalt. Der Boden war mit den Fellen verschiedener Tiere ausgelegt – auch mit der Haut von Sonnendrachen.

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