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Die Herrschaft Der Drachen 02 - Jandra

Titel: Die Herrschaft Der Drachen 02 - Jandra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Maxey
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Bekenntnis eine Lüge gewesen war. Oder würde das nur alles noch schlimmer machen?
    Bevor er antworten konnte, stand Shandrazel von seinem goldenen Kissen auf. Er schritt in die Mitte des Raumes und stellte sich mitten auf die Weltkarte. Einen Moment lang schwieg er, als würde er seine Gedanken sammeln, während er auf die Edelsteine unter seinen Klauen sah. Es wurde still im Raum, als alle darauf warteten, dass er sprach.
    Shandrazel hob den Kopf. »Verehrte Gäste«, begann er mit bedächtiger Stimme. »Ich habe Euch wegen eines edlen Zieles in diesen Saal eingeladen. Vier intelligente Rassen leben gemeinsam auf dieser Welt.« Er deutete mit einer Bewegung seiner Schwingen auf die Karte unter ihm. »Dies ist unser Gemeinwesen. Wir jagen in den gleichen Wäldern, wir trinken von den gleichen Flüssen. Ich wurde in eine Familie hineingeboren, die dieses Land als unseren Besitz betrachtete, und nur als unseren. Alles auf dieser Karte war das Eigentum meines Vaters; dem Gesetz nach gehört es jetzt mir. Die Erfolge der Menschen, der Erddrachen und auch der Himmelsdrachen sind nie
wirklich ihre eigenen gewesen. Wenn ein Mensch Korn säte, konnte mein Vater die Ernte beanspruchen. Wenn ein Erddrache Gold roch, konnte mein Vater den Schatz verlangen. Jedes Buch, das von einem Biologen geschrieben wurde, wurde sofort als Eigentum der Bibliothek des Königs betrachtet. Dies ist die Geschichte, die uns verbindet.«
    Pet sah sich im Raum um. Alle standen in gespannter Erwartung da, während sie Shandrazels Worten lauschten. Sogar Zorasta wirkte aufmerksam.
    »Am heutigen Tag wird das Buch dieser alten Welt geschlossen«, sagte Shandrazel. »Wir, die wir in diesem Raum versammelt sind, müssen eine neue Seite aufschlagen und die Geschichte einer neuen Welt schreiben. Einer Welt, die sich an mich erinnern soll als an den König, der die Könige abgeschafft hat. Nach diesen Gesprächen werden Drachen und Menschen nicht mehr in einem Königreich leben, sondern wir werden zusammen ein Gemeinwesen bewohnen.«
    Pet bemerkte, dass Graxen der Graue während Shandrazels Worten der Walküre mit der Tränenschuppe auf der Wange zunickte. Die Walküre reagierte darauf mit einem schwachen eigenen Nicken.
    »Vor uns liegt eine goldene Zukunft«, sagte Shandrazel weiter. »Jeder von uns kann den Friedenssaal in dem Wissen verlassen, dass wir die Welt ein bisschen gerechter gemacht haben. Um dies zu tun, müssen wir uns von unserem alten Hass und Groll befreien. Ich weiß, dass jede Rasse hier auf eine bestimmte Weise gelitten hat; ich möchte die Ungerechtigkeiten nicht kleinreden, die in der Vergangenheit geschehen sind. In diesem Moment jedoch müssen wir unseren Blick abwenden vom Gestern und uns dem Morgen zuwenden. Um eine wahrhaft freie Welt zu erschaffen, müssen wir uns von den Fesseln der Erinnerung befreien.

    Seid Ihr dazu bereit? Werdet Ihr dabei mitmachen, die Zukunft zu gestalten? Kann ich auf Eure harte Arbeit und Hingabe zählen, um die Geburt dieses Gemeinwesens zu sichern?«
    Shandrazels bewegende Worte hallten durch den Saal. Er hatte mit einer Stimme gesprochen, in der Zuversicht und Führungsfähigkeit lag. Pet applaudierte leidenschaftlich, wie es seit langem seine Angewohnheit war, wenn ein Sonnendrache eine Rede hielt. Die Menschen um ihn herum klatschten auf etwas mürrischere Weise.
    Charkon und seine Wachen schlugen die in Kettenpanzern steckenden Klauen gegen die Brustplatten, dann stieß er eine einzige, jubelnde Silbe aus: »Yiiiip!«, was in Pets Ohren wie Unterstützung klang.
    Selbst die Biologen brachen in vereinzelten Applaus aus.
    Nur die Walküren blieben stumm. Zorasta sah Shandrazel finster an, mit Augen, die Steine hätten zerschmettern können.
     
    Zwölf Stunden später verließ Pet den Friedenssaal wieder. Er zog ernsthaft in Erwägung, sich ein schnelles Pferd zu beschaffen und bis zum Morgengrauen in weiter Ferne zu sein. Shandrazel hatte die Forderung nach seiner Hinrichtung mit seiner Rede abgewehrt, aber das war auch das einzig Positive, das an diesem Tag zustande gekommen war. Nachdem alle Repräsentanten eingetroffen waren, waren in dem Saal rasch Streitereien ausgebrochen über so banale Dinge wie die Frage, in welchem Teil des Saales welche Delegation stehen sollte. Kein besonders vielversprechender Anfang.
    Obwohl Pet als Erster in den Genuss von Shandrazels hartnäckiger Entscheidung gekommen war, dass die Gespräche nicht um die Vergangenheit kreisen sollten, störte ihn die Logik,

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