Die Herrschaft der Drachen 03 - Blasphet
seine Nase und seine aufgeplatzte Unterlippe bluteten. Er war sich nur vage bewusst, dass Hex seinen Schwanz zurückschwingen ließ. Er sprang, doch er war zu langsam und wurde daher vom gepanzerten Schwanz an der Hüfte getroffen und quer durch den Raum geschleudert, als wäre er kaum mehr als eine Puppe. Er krachte gegen einen Stalagmiten.
Während er an der Felssäule herunterrutschte, starrte er zu den unzähligen Steinzapfen über ihm hinauf. Die Welt drehte sich in einem Übelkeit erregenden Wirbel. Ein sehr ferner Teil seines Bewusstseins wartete darauf, dass Hex’ Kiefer sich um seinen Rumpf schlossen.
Stattdessen hörte er von dort, wo sich die Feuerstelle befand, ein Brüllen, das die Höhle zum Erzittern brachte. Bitterholz wandte den Kopf zur Quelle des Lärms. Der Boden erzitterte, als Rorg von seinem Podest herunterstapfte und Hex angriff, zwei Tonnen reptilischen Zorns. Hex wirbelte zu ihm herum und schlug seine mächtige Axt tief in den fetten Hals des Drachen. Der Schwung und die enorme Masse des Patriarchen rissen Hex die Waffe aus der Hand. Er stolperte zurück und stürzte, und Rorg trampelte über ihn hinweg. Rorgs Kopf schwankte; das Gift, das die anderen lähmte, machte ihn offensichtlich nur trunken. So, wie ein großer Mann mehr Alkohol vertrug als ein dünner, erwies sich die korpulente Bestie als widerstandsfähiger gegenüber dem gasförmigen Gift.
Rorg riss den Kopf zurück, als Hex versuchte, wieder auf die Beine zu kommen, dann verbiss er sich in dem Kettengewebe, das Hex’ Hals schützte. Hex traten die Augen hervor, während er ein beinahe tonloses Kreischen von sich gab. Obwohl Rorgs Zähne die Kettenglieder nicht durchdringen konnten, drückten
seine mächtigen Kiefer Hex’ Luftröhre wie einen Schraubstock zu.
Bitterholz rollte sich auf Hände und Knie und schüttelte den Kopf. Die Mordlust, die ihn angetrieben hatte, begann zu verebben. Schon seit langem wurde er von den Kräften in seinem Innern förmlich zerrissen. Da war einerseits der blutrünstige Rächer, der die Drachen töten wollte, ohne Rücksicht auf irgendwelche Konsequenzen, und da war andererseits der kühle, vernünftige Jäger, der vorsichtig jeden Schritt plante und erprobten Strategien folgte, mit deren Hilfe man Jagdbeute töten konnte, ohne sich selbst in Gefahr zu bringen. Jetzt hatte der zweite, der vernünftige Bitterholz wieder die Kontrolle übernommen. Er erhob sich und griff über die Schulter nach dem Köcher, in dem ein halbes Dutzend frischer Pfeile waren. Ruhig ging er dorthin, wo sein Bogen hingefallen war. Er hob ihn auf und wandte sich den zwei Drachen zu. Rorg hatte ihm den Rücken zugewandt. Hex, dessen Hals noch immer zwischen Rorgs Kiefern eingeklemmt war, starrte Bitterholz an. Seine Augen baten um Gnade.
Bitterholz wollte Hex nur zu gern den Wunsch erfüllen, aus seiner misslichen Lage befreit zu werden. Er zielte sorgfältig auf Hex’ linkes Auge. Noch nie hatte er eine bessere Schussmöglichkeit gehabt.
Als der Pfeil jedoch durch die Luft zischte, riss Hex seinen Kopf mit einer scharfen Bewegung zurück und zog Rorg dabei mit. Der Pfeil grub sich einige Zoll tief in Rorgs Schädeldach. Die Bestie ächzte, und sein Maul erschlaffte. Er sank vor Hex auf den Boden. Sein Kopf rutschte dabei auf Thaks blutigen Bauch, als hätte er ihn sich als Kissen ausgesucht.
Bitterholz griff nach einem weiteren Pfeil. Hex öffnete das Maul weit und holte Luft, so tief, als wäre er ein Blasebalg.
Bitterholz legte den Pfeil an die Bogensehne.
Hex machte einen Satz auf Bitterholz zu, mit weit aufgerissenem Maul, und streckte den Hals vor.
Bitterholz zielte in Hex’ Rachen und ließ die Bogensehne los. Der Pfeil zischte geradewegs auf sein Ziel zu.
Doch einmal mehr hatte Hex Bitterholz’ Angriff vorausgeahnt. Sein Kopf zuckte nach rechts, als der Pfeil die Sehne verließ, und statt das anvisierte Ziel zu treffen, durchbohrte er den hinteren Teil seiner Wange und blieb stecken. Hex stürmte weiter vorwärts. Bitterholz machte einen Satz nach hinten und versuchte, zur Seite hin auszuweichen, aber der Sonnendrache hatte auch darauf eine Antwort. Sein Kopf schnellte auf die Stelle zu, an der Bitterholz landete. Seine Kiefer schlossen sich um Bitterholz’ Bogenhand.
Bitterholz ließ den Bogen los und zog die Finger zurück. Das lebende Holz des Bogens zersplitterte, als es von Hex’ Maul zermalmt wurde. Bitterholz tänzelte zurück und rutschte im Blut eines toten Drachen aus. Seine Füße
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