Die Herrschaft der Drachen 03 - Blasphet
falsche Spuren. Am letzten Ort haben wir Fässer mit Rauchöl gefunden. Wir haben auch Anweisungen gefunden, dass das vorherige Kauen von Ephedra-Stängeln das Gift neutralisiert. Im Tempel standen Töpfe mit diesen Blumen herum.«
»Ah«, sagte Bitterholz. »Das ist der süße Duft, den ich in deinem Atem gerochen habe.«
»Es riecht besser als es schmeckt, glaube mir.«
»Wo hast du Kansts Rüstung her? Und Hezekiahs Axt?«
»Hmm«, sagte Hex. »Ich wusste nicht, wer diese Axt früher geschwungen hat. Diese Sachen befanden sich bei den Schätzen im Tempel. Es scheint, als hätten die Schwestern der Schlange einiges geplündert, nachdem die Schlacht um die Freie Stadt vorbei war.«
Bitterholz sah sich in der Höhle um. »Etliche Drachen sind noch am Leben. Ich habe den Sklaven versprochen, dass niemand sie verfolgen würde. Kann ich die Axt nehmen, um mein Versprechen zu halten?«
»Nein«, sagte Hex. »Wenn die Bestien, die dein Gemetzel überlebt haben, wieder aufwachen, werden sie geneigt sein, die Dinge auf meine Weise zu sehen. Feinde im Schlaf zu töten ist unehrenhaft.«
»Ich habe nie über Ehre nachgedacht«, sagte Bitterholz.
»Ich habe viele Jahrzehnte über Ehre nachgedacht«, sagte Hex.
»War es ehrenhaft, Jandra niederzuschlagen, als sie am wenigsten damit gerechnet hat? War es ehrenhaft, eine Freundin zu verraten und ihren wertvollsten Besitz zu stehlen?«
»Ich habe getan, was ich für richtig hielt. Ich habe deine Fragen beantwortet. Jetzt beantworte du meine. Wirst du mir helfen, Jandra zu finden?«
»Nein«, sagte Bitterholz. »Ich kehre nach Drachenschmiede zurück. Mein vordringliches Ziel ist es, Jeremiah zu finden.«
»Zeekys Bruder? Was tut er da?«
»Ich glaube, Vulpinus benutzt ihn, um Gelbmund unter den Rebellen zu verbreiten.«
Hex sah ihn verblüfft an. Er schüttelte den Kopf. Eine Sekunde lang richtete er seine Aufmerksamkeit nicht auf Bitterholz. Bitterholz sah zur Axt. Er war überzeugt, dass er sie packen konnte, bevor Hex begriff, was geschah. Und doch rührte er sich nicht. Vielleicht nützte Hex ihm, zumindest im Augenblick, lebendig mehr.
»Das ist einfach ungeheuerlich. Ich habe Vulpinus nie gemocht. Also schön. Ich kann nicht bestreiten, dass deine Mission sehr wichtig ist. Du kannst Jeremiah suchen, während ich mich um Jandra kümmere.«
»Es freut mich, dass ich deine Genehmigung habe«, sagte Bitterholz. »Du hast mir allerdings noch nicht gesagt, was du mit Jandras Flaschengeist gemacht hast. Oder mit ihrem alten Stirnreif, den du, wie ich vermute, aus Vendevorex’ Turm gestohlen hast.«
Hex starrte ihn überrascht an. »Bei den Gebeinen. Das hatte ich ganz vergessen! Sie hatte erwähnt, dass sie einen zweiten Flaschengeist hatte. Im Eifer des Gefechts habe ich nicht ein einziges Mal daran gedacht, danach zu suchen. Wenn sie sich den Stirnreif wiederholt …«
»Er ist weg«, sagte Bitterholz. »Jemand hat ihn gestohlen.«
»Hoffen wir, dass dieser Jemand die wahre Macht nicht kennt, die in ihm verborgen liegt.«
»Und was ist mit dem Flaschengeist, den du gestohlen hast?«
Hex seufzte. »Das fragst du mich jetzt schon zum dritten Mal. Da ich bereits die ersten beiden Male das Thema gewechselt habe, könntest du auch von allein zu dem Schluss kommen, dass ich keinerlei Lust verspüre, darauf zu antworten. Es muss dir genügen zu wissen, dass ich ihn an einem Ort versteckt habe, an dem ein Mensch zuallerletzt danach suchen würde.«
Bitterholz nickte. Hatte Hex ihm das Versteck des Flaschengeists absichtlich mitgeteilt? Oder war er einfach nur unvorsichtig gewesen?
»Ich werde meinen Bogen nehmen und mich auf den Weg machen«, sagte Bitterholz.
Hex warf einen Blick auf die zersplitterten Bogenreste. »Wenn du meinst. Ich bezweifle, dass er dir noch viel nützen wird.«
»Zumindest die Bogensehne ist gut«, sagte Bitterholz, bückte sich und sammelte die Reste ein. Die zersplitterten Enden waren grün und feucht.
»Ich bin nicht dein Feind, Bitterholz«, sagte Hex. »In einer besseren Welt könnte ich mir gut vorstellen, dass wir beide Freunde wären – nach all den Abenteuern, die wir gemeinsam erlebt haben. Es gibt nicht viele Krieger, die sich Seite an Seite den Göttern entgegengestellt haben. Wir sind ein gutes Team.«
»In einer besseren Welt hätte ich mit meinem ersten Pfeil ein kleines Stück weiter nach links gezielt«, sagte Bitterholz. »Aber meine Welt ist keine bessere Welt. Sie ist …« Er hielt inne und suchte nach dem Wort,
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