Die Herrschaft der Drachen 03 - Blasphet
sagte Shay. »Ich … ja, natürlich. Ich werde hinter den Bäumen warten, während du badest.«
»Das kannst du tun, wenn du willst«, sagte sie etwas verlegen. »Aber wir können auch beide zusammen ins Wasser gehen. Platz genug ist ja da.«
Shays Mund wurde trocken. »Natürlich«, sagte er heiser, während Jandra ihren Umhang abnahm.
Hinter ihnen platschte Echs ans Ufer; sein Mund und alle vier Klauen wimmelten nur so vor leuchtenden Elritzen. »Großer Fang!«, sagte er, während ein paar Fische zappelnd auf den Steinen landeten.
Jandra kniete sich hin und holte den Zinntopf heraus, den sie bei sich trug. »Gut gemacht! Pack die Fische in den Topf. Sie sind klein, deshalb wirst du noch viele fangen müssen. Kannst du das?«
»Guter Jäger«, sagte Echs, während er seinen Fang in den Topf warf. Er drehte sich um und sprang wieder ins Wasser. Er verschwand so anmutig wie eine Otter unter der Wasseroberfläche;
sein langer Schwanz peitschte herum wie ein Ruder.
»Das sollte ihn einige Zeit beschäftigen«, sagte Jandra und machte sich weiter an ihrem Rucksack zu schaffen. Sie zog ein walnussgroßes Stück Seife hervor, das einzige und letzte Stück, das von dem faustgroßen Riegel übrig geblieben war, den sie mit auf die Reise genommen hatten.
Shay hatte inzwischen seinen Umhang, seine Stiefel und die Socken ausgezogen und fummelte an den Knöpfen seines Hemdes herum. Er zog es aus und legte die Hand an seine Gürtelschnalle. Dann blickte er auf, um zu sehen, ob Jandra ihn ansah. Sie tat es. Sie hatte die Hände an ihrer eigenen Gürtelschnalle. Gleichzeitig nahmen sie ihre Gürtel ab. Ein paar Sekunden später standen sie sich in ihren langen Unterzieh-Einteilern gegenüber. Die Kohle, die ihre Haut schmutzig gemacht hatte, war inzwischen in den einst weißen Baumwollstoff eingedrungen und verlieh ihm einen grauen Schimmer. Jandra kehrte Shay den Rücken zu, als sie ihren Einteiler aufknöpfte.
Sie schälte sich langsam aus dem grauen Baumwollstoff heraus, der von ihren Schultern hing, und enthüllte ihren nackten Rücken. Sie war schlank, aber nicht knochig. Ihre blasse Haut schimmerte im sanften Licht. Der Einteiler blieb einen Moment auf ihrer Hüfte hängen. Sie atmete langsam und tief ein und schob den Einteiler dann über die Hüfte hinunter, bis er ihr um die Knöchel fiel. Dann trat sie aus ihm heraus. Jetzt war sie bis auf das Silberarmband an ihrem Handgelenk nackt. Sie kreuzte die Hände vor den Brüsten und warf einen Blick über die Schulter.
»Nun«, sagte sie. »Das bin ich. Schuppenlos, schwanzlos, flügellos, blass und behaart.«
»Ich danke den Göttern dafür – welchen auch immer –, dass du schuppenlos, schwanzlos, flügellos, blass und behaart bist.
Du bist atemberaubend. Die wunderschönste Frau, die ich jemals gesehen habe.«
»Hast du viele nackte Frauen gesehen?«
»Keine einzige.«
Jandra grinste. »Dann ist der Vergleichsmaßstab ziemlich niedrig.«
»Hast du viele nackte Männer gesehen?«
»Ragnar, natürlich. Bitterholz, als ich seine Wunden versorgt habe. Und ich habe einen ziemlich guten Blick auf Pet werfen können«, sagte sie. Sie machte eine Pause, und er fragte sich, ob sie in ihrer geistigen Liste nach weiteren suchte. Aber sie war in Gedanken offenbar noch immer bei dem letzten Mann, der darauf stand. »Pet war … nun ja, ehrlich gesagt war er eine Art Kunstwerk. Nach Ansicht der Drachen hatte sein Lebenszweck darin bestanden, einen vollkommenen Körper zu haben. Es war alles andere an ihm, das mir eine Gänsehaut bereitet hat.«
»Ich vermute, großartig ist nicht gerade das Wort, das dir in den Sinn kommt«, sagte Shay. Er spannte den Kiefer an. Jandra war vollkommen nackt. Es war Zeit, dass er den Sprung ebenfalls wagte. Da sie ihm den Rücken zugewandt hatte, um den Mut aufzubringen, tat er jetzt das Gleiche. Er knöpfte seinen Einteiler auf und streifte ihn ab. Der Stoff blieb nicht an der Hüfte hängen. Im Gegensatz zu Jandras Figur, die an eine Sanduhr erinnerte, war er wie ein Brett geformt. Seine Gliedmaßen waren schlaksig und mager. Sein Rumpf war so dünn, dass man seine Rippen zählen konnte. Wenn es irgendwo an seinem Körper ein Gramm Fett gab, so hatte er es noch nicht gefunden.
Seine Haut war so weiß wie die Seife, die Jandra in den Händen hielt, abgesehen von Sommersprossenstreifen auf den Schultern. Sein Rumpf war so gut wie unbehaart, aber seine
Beine waren von dichten orangefarbenen Haaren bedeckt. Jandra sagte nichts. Er fragte
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