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Die Herrschaft der Drachen 03 - Blasphet

Die Herrschaft der Drachen 03 - Blasphet

Titel: Die Herrschaft der Drachen 03 - Blasphet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Maxey
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sie auf der Straße waren, warf Bitterholz sich den Bogen über die Schulter und nahm Jeremiah hoch. Jeremiah schlang seine Arme um den Hals des alten Mannes und ließ sich zu den Stadttoren tragen. Sein Kopf ruhte an Bitterholz’ Schulter.
    »Ist Zeeky hier?«, flüsterte er.
    »In der Nähe«, sagte Bitterholz. »Und auch Ferkelchen.«
    »Werde ich sie mit Gelbmund anstecken?«
    »Das weiß ich nicht«, sagte Bitterholz.
    »Dieser Mann hat gesagt, dass ich sterben würde.«
    Bitterholz ging weiter, ohne noch etwas zu sagen.
     
    Shays Füße waren wund. Er hatte aufgehört, die Tage zu zählen, die sie jetzt unter der Erde marschierten. Er wusste auch nicht, wie viele Meilen sie bereits zurückgelegt hatten. Seit er an diesem Morgen Jandra seine Zuneigung gestanden hatte, gingen sie schweigend dahin. Sie und Echs gingen voran; er folgte ihnen dicht auf den Fersen. Der kleine Drache hatte einen seltsamen Gang. Er war ein Zweifüßer, aber er stand nicht richtig aufrecht wie ein Mensch. Sein Rumpf war nach vorn gebeugt, während der Schwanz nach hinten abstand. Er hüpfte auf eine Weise, dass er ihn an einen Vogel erinnerte, der nicht flog, sondern hopste.
    Von Zeit zu Zeit warf Echs einen Blick über die Schulter zu Shay; dann blitzte in seinen Augen etwas auf, das ihm wie eine neue Feindseligkeit vorkam. Hatte Echs verstanden, worüber er und Jandra sich unterhalten hatten? War die kleine Bestie eifersüchtig? Oder spiegelte seine stumme Feindseligkeit nur Jandras eigene Reaktion? Sie war eindeutig bestrebt gewesen,
das Thema zu wechseln. Versuchte sie, ihn auf die sanfte Art abzuweisen? Er war ein Narr gewesen, dass er etwas davon gesagt hatte. Er nahm sich vor, es nie wieder zu erwähnen.
    Oder war er jetzt einfach nur feige? Als er Jandra wegen ihres Mutes gepriesen hatte, hatte er damit auch indirekt seine eigene Feigheit zugegeben. Er war von Chapelion weggelaufen, während der gerade nicht anwesend gewesen war. Ein mutigerer Mann hätte auf Chapelions Rückkehr gewartet und ihn getötet. Der Biologe hätte ganz sicher nicht damit gerechnet. Zweifellos wäre Shay danach selbst getötet worden, aber taktisch gesehen hätte er der Moral der Himmelsdrachen einen ernsthaften Schlag versetzt, wenn er den Leiter des Kollegs der Türme getötet hätte. Aber bemaß sich Mut nur daran, ob man bereit war zu töten oder sich töten zu lassen? Lag nicht auch eine Form von Mut darin, Bücher zu stehlen und mit ihnen wegzulaufen, um anderen das Lesen beizubringen?
    Er hatte tausend Bücher über das Thema Mut gelesen, und er hatte tausend verschiedene Antworten erhalten. Dasselbe galt für die Liebe. Er hatte unzählige Gedichte und Abhandlungen darüber gelesen, hatte zahlreiche Stücke studiert und konnte aus dem Gedächtnis hundert Zeilen aufsagen, in denen ein Mann seine Gefühle zusammenfasste und wie eine vergoldete Rose einer Frau anbot. Und jetzt, da sein Augenblick des romantischen Bekenntnisses gekommen und verstrichen war – was hatte er zustande gebracht? Es ist eine Art Hunger? Aber es ist kein gewöhnlicher Hunger? Nachdem er sich sein ganzes Leben lang mit Worten beschäftigt hatte, waren ihm doch nur diese Albernheiten geblieben. Vielleicht hatte Bitterholz recht, und Bücher hatten der Welt noch nie einen guten Dienst erwiesen.
    Seine Aufmerksamkeit wurde von diesen Gedanken abgelenkt, doch schließlich bemerkte er, dass sich der Geruch in der
Mine veränderte. Die feuchte, nach faulen Eiern riechende Luft wurde salziger und erinnerte an das Meer, als würden sie sich dem Ozean nähern. Es roch wie das Salzwasser bei Ebbe, eine Art sumpfige, methanreiche Fäulnis.
    Jandra blieb stehen und musterte den Tunnel vor sich. Der Gang weitete sich. Der Minenschacht führte zu einer Klippe, aber was dahinter war, konnte er nicht sehen. Jandra nahm ihr Visier ab, drehte sich um und nickte in Richtung Tunnelende. »Licht«, sagte sie.
    Er nahm sein Visier ebenfalls ab und blinzelte in die Dunkelheit, die ihn zu verschlucken schien. Aber es war nicht vollkommen schwarz. Ein mattes Glühen herrschte beim Tunnelausgang, erinnerte an den Schimmer über dem Horizont zur Zeit der Morgendämmerung. Jandra wirkte wie eine dunkle Silhouette vor dem schwachen Licht.
    »Etwas hat sich verändert«, sagte sie. »Damals war es hier vollkommen dunkel.«
    »Dann sind wir also da? Ist das hier das Königreich der Göttin? «
    »Ja«, sagte Jandra und ging rasch weiter. »Es ist eine Welt in einer Welt. Ich habe nur einen kleinen

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