Die Herrschaft der Drachen 03 - Blasphet
Schwein.
»Kannst du nicht dafür sorgen, dass er still sitzen bleibt?«, murmelte Bitterholz.
Zeeky zuckte mit den Schultern. »Dies ist die Scheune, in der er mit den anderen Tieren eingesperrt gewesen ist, als wir damals in der Freien Stadt waren. Er erinnert sich an den Geruch dieses Ortes. Der Geruch regt ihn auf.«
Ferkelchen sah sie an und grunzte.
»Zum Beispiel«, sagte sie, »riecht er hier einen Sonnendrachen. «
Bitterholz sah Hex an, der den deutlichen Drachengeruch nach verrottendem Fisch verströmte.
»Ich meine, er riecht einen zweiten Sonnendrachen«, sagte Zeeky.
Bevor sie weiter darüber reden konnten, betrat eine Gruppe von jungen Frauen die Scheune; die Frauen trugen weiße Gewänder, hatten die Köpfe in Kapuzen verborgen und nahmen rasch entlang der Wände Position ein.
Bitterholz schätzte noch ihr Bedrohungspotenzial ab, als Vance, Burke und Dorny hörbar nach Luft schnappten. Dann stellten sich die Schuppen von Hex plötzlich auf. Ferkelchen quiekte. Bitterholz wandte den Blick zu der Plattform und sah Blasphet vor sich sitzen, keine zwanzig Fuß von ihm entfernt. Ein paar Zoll über seiner ebenholzschwarzen Stirn schwebte ein glühender Ring aus Silber, den er nur zu gut kannte: Jandras Stirnreif.
Blasphet musterte ihn mit festem Blick, ohne zu zwinkern. Dann öffnete die große Bestie den Mund und sagte: »Das Licht ist hier besser als damals, als wir uns das erste Mal getroffen haben, oh Geist-der-tötet.« Er zog die Augen zusammen. »Du bist kleiner, als ich dachte.«
Bitterholz sank vor Blasphet auf ein Knie, beugte sich vor und legte Jeremiah vorsichtig auf den strohbedeckten Boden.
Er strich dem Jungen die Haare aus dem Gesicht, dann warf er einen Blick auf Hex, den Blasphets plötzliches Auftauchen vollkommen sprachlos zu machen schien. Auch Vance stand mit offenem Mund da und schien Burke und Dorny gar nicht zu bemerken, die noch dabei waren, aufzustehen.
Die Einzigen in der Nähe, die noch ihren Verstand behielten, waren Zeeky und Ferkelchen. Ferkelchens Borsten stellten sich wie kleine Speere an seinem Rückgrat auf, und er neigte den Kopf nach vorn, so dass seine kleinen Hauer wie Waffen wirkten. Ferkelchen sah eindeutig kampfbereit aus.
»Beschützt den Jungen«, sagte Bitterholz.
Als er sich erhob, waren sämtliche sanften und väterlichen Instinkte verschwunden. Er hielt seinen Bogen mit einer Selbstverständlichkeit in der Hand, als wäre er die ganze Zeit dort gewesen, und den Pfeil zog er mit ebenso wenigen Gedanken aus seinem Köcher, wie er dem Schlagen seines Herzens widmete.
Blasphet erhob sich. Sein gewundener Hals schlängelte sich nach oben zu den Dachbalken. Das Licht, das von dem Stirnreif abstrahlte, warf Schatten über seinen Körper. »Leg den Bogen hin. Es gibt keinen Grund …«
Bevor er den Satz beenden konnte, ließ Bitterholz den Pfeil von der Sehne schnellen. Er zischte geradewegs auf Blasphets Auge zu, aber einen ganzen Fuß vom Ziel entfernt kreuzte ein Kriegsbeil mit einem Aufblitzen seinen Pfad und schlug ihn zur Seite. Bitterholz nahm sich nicht die Zeit, über die genaueren Umstände nachzudenken. Er hatte schon einen neuen Pfeil an die Sehne gelegt und schoss ihn mit einem ZZZZMMMM geradewegs auf die Eingeweide der schwarzen Bestie ab.
Mit einer Schnelligkeit, der selbst Bitterholz kaum mit den Augen folgen konnte, sprang eine der weißgewandeten Gläubigen vor, ließ ihren Arm vorschnellen und fing den Pfeil mitten
im Flug ab. Als ihre Kapuze nach hinten rutschte, kam das Gesicht einer dunkelhäutigen Frau mit kohlrabenschwarzen Haaren zum Vorschein.
»Aufhören!«, rief Burke. »Sofort!«
Bitterholz dachte gar nicht daran aufzuhören. Die beeindruckenden Reflexe von Blasphets Beschützerin hatten ihn überrascht, aber jetzt, da er die Frau sah, konnte sie auch ausgeschaltet werden. Mit dem dritten Pfeil zielte er auf sie, nicht auf Blasphet. Wie erwartet sprang sie dem Pfeil aus dem Weg und landete mit einer Rolle auf dem Boden, die sie wieder auf die Beine brachte. Bitterholz hatte bereits einen weiteren Pfeil angelegt. Sie kam gerade auf die Füße, als er den Pfeil abschoss, der auf Blasphets Herz gerichtet war.
Ein Schwert tauchte plötzlich wie durch Zauberei in der Hand der Frau auf, dessen scharfe Schneide die Pfeilspitze zerteilte. Die herumfliegenden Pfeilstücke zischten an Blasphets Schuppen vorbei, ohne irgendwelchen Schaden anzurichten. Die Frau machte vor der Plattform einen Purzelbaum vorwärts, und als sie
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