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Die Herrschaft der Drachen 03 - Blasphet

Die Herrschaft der Drachen 03 - Blasphet

Titel: Die Herrschaft der Drachen 03 - Blasphet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Maxey
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Quarantäne-Unterkunft gegangen war, war Bohrer ein großer, dicklicher Bursche mit gerötetem Gesicht gewesen. Jetzt waren seine Wangen blass und eingefallen. Konnte die Sorge allein eine solche Veränderung bewirkt haben?
    »Jeder kehrt jetzt zu seiner Arbeit zurück, wenn die Versammlung aufgelöst ist«, sagte Ragnar. »Sollen die Drachen erzittern, wenn sie wieder Rauch von Drachenschmiede aufsteigen sehen. Die Bogenschützen auf den Mauern berichten, dass sie Bewegungen bei den Katapulten gesehen haben. Ihre armseligen Maschinen sind nichts verglichen mit unseren Kanonen! Heute Nacht werden wir unsere Macht zeigen! Ich möchte, dass alle Kanonen, die im Augenblick bereit sind, auf den Mauern stehen. Wir beginnen heute Nacht mit dem Sturm auf die Blockade!«
    Steinmauer räusperte sich. Er beugte sich zu Ragnar hinüber und flüsterte: »Es gibt nur fünf Stellen auf der Mauer, die die größten Kanonen aushalten. Wir haben daran gearbeitet, die Mauer zu verstärken, aber …«
    Ragnar antwortete, indem er sich an die Menge richtete. »Bei Einbruch der Nacht werden fünfzig große Kanonen auf der
Mauer stehen! Jeder Einzelne hier ist ausgeruht und bereit. Unsere Aufgabe ist klar, unsere Sache gerecht. Denkt an die Freie Stadt!«
    Bei diesen heiligen Worten jubelte die Menge.
    »Denkt an die Freie Stadt!«
    Wieder brüllten die Leute.
    »Denkt an die Freie Stadt!«
    Jetzt reckten sogar die armselig aussehenden Männer aus den Quarantäne-Unterkünften die Fäuste in die Luft und schrien.
    Abgesehen von Bohrer. Der ohnehin bereits bleiche Junge wurde noch bleicher. Er verdrehte die Augen und brach vor Ragnar auf den Backsteinstufen zusammen.
    Die Männer dicht bei Ragnar, die den Jungen hatten fallen sehen, hörten auf zu rufen. Wie eine Welle verklangen die Kriegsrufe, und verwirrte, gezischte Worte verbreiteten sich flüsternd von vorne nach hinten.
    »Der Junge ist von Aufregung überwältigt!«, rief Ragnar. »Es gibt in Drachenschmiede keine Seuche!«
    Alle wichen noch mehr von dem bewusstlosen Bohrer zurück, drängten stärker in die Menge hinein, wo sie stehen blieben, als gäbe es eine unsichtbare Mauer, die es ihnen nicht gestattete, sich dem Jungen mehr als auf zwanzig Schritt zu nähern.
    Steinmauer trat die Stufen hinunter und drehte den Jungen herum. Er fühlte sich so heiß an wie ein Gewehrlauf, aus dem gerade gefeuert worden war. Sich innerlich auf alles gefasst machend, schob er die Lippen des Jungen zurück. Das Zahnfleisch war eitergelb.
    »Gelbmund!«, flüsterte der Mann, der am nächsten stand.
    Zehn Sekunden später brach Panik in der Menge aus. Die Männer schrien. Ein schriller Schmerzensschrei erklang weiter hinten, als einer von ihnen niedergetrampelt wurde.

    »Seid still!«, rief Ragnar. »Habt Vertrauen! Denkt an die Freie Stadt! Denkt an die Freie Stadt!«
    Die Schreie wurden nur noch lauter, als die Leute wegströmten.
    »Es gibt … es gibt keine Seuche in …« Ragnars Stimme versagte, als er zum Himmel hochsah. Seine Finger wurden schlaff, und das Eisenkreuz fiel ihm aus der Hand.
    Steinmauer sah ebenfalls hoch, als der strahlende Himmel dunkler wurde.
    Der Himmel war voller verwesender Menschenleichen, die in langen, anmutigen Bögen über die Mauern von Drachenschmiede flogen.

Kapitel Achtundzwanzig
Der Pfad der Narben
    O bwohl es draußen noch hell war, flackerten Kerzen im Innern der Scheune und verbreiteten den Geruch von Talg und Bienenwachs. Bitterholz und seine Freunde warteten schweigend, während die Frau, die sie dorthin geführt hatte, vor einer mit Segeltuch bedeckten Plattform niederkniete.
    Das lange Beten der Frau machte Bitterholz ungeduldig. Jeremiah war schwer in seinen Armen, aber er wagte es nicht, ihn hinzulegen. Er spürte, dass der Junge, solange er ihn festhielt, sich an den letzten Lebensfunken klammerte, der in seinem Innern noch glühte.
    Hex hatte sich hingehockt. Bitterholz bemerkte die Schwäche in den Gliedmaßen des riesigen Drachen. Gewöhnlich, wenn er so etwas bei einem Drachen sah, weckte es den gleichen Instinkt, den ein Hund haben mochte, der einen verwundeten Hasen sah. Jetzt aber empfand er fast so etwas wie Sympathie für den Sonnendrachen. Nachdem er Jeremiah so lange in den Armen getragen hatte, zog er kein Vergnügen mehr daraus, irgendjemanden leiden zu sehen, nicht einmal einen Drachen.
    Burke ließ sich neben Hex auf dem Boden nieder, und auch Dorny. Vance und Zeeky standen noch, zusammen mit dem unruhig hin und her gehenden

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