Die Herrschaft der Drachen 03 - Blasphet
Abgesehen von den Stiefeln und ihrer silbernen Schädelkappe war sie nackt. Silber, dachte er, steht ihr einfach nicht.
»Ich habe ihn für dich aufgehoben«, flüsterte er. Aber als er versuchte, ihr den Umhang zu reichen, wurde er ohnmächtig und stürzte mit dem Gesicht voran in seine eigene Blutlache.
Jandra trug die Schädelkappe nicht mehr, als er die Augen wieder öffnete. Sie hatte ihre Haare offenbar frisch gewaschen und trug ein enganliegendes, grünes Samtkleid mit einer Borte aus gelber Spitze, in die kunstvolle Muster eingearbeitet worden waren. Sie lächelte ihn voller Wärme an. Dem Licht nach zu urteilen musste es Mittag sein.
»Wie lange habe ich geschlafen?«, fragte er und machte sich daran, sich die Augen zu reiben. Mitten in der Bewegung hielt er inne. Er öffnete die Augen wieder und starrte auf die beiden unversehrten Hände.
»Du bist wirklich gut in diesen magischen Dingen«, sagte er.
Sie schüttelte den Kopf. »Dafür kannst du dich bei Vendevorex bedanken. Ich habe ihm die Schädelkappe zurückgegeben. Sie hat ihm sehr viel länger gehört als mir. Er ist auch viel erfahrener. Ich bin ganz gut darin, aber er ist wirklich ein Zauberer. Er hat dir deine Hand angenäht, ohne dass irgendwelche Narben zurückgeblieben wären.«
Shay setzte sich auf. Er befand sich in einem großen Bett mit
weißen Baumwolltüchern. Durchsichtige Gardinen wehten in der Brise, die durch die großen Fenster hereinwehte. In der Ferne hörte er Wellen ans Ufer donnern. Die Luft roch salzig.
»Ich bin froh, dass er nicht tot war«, sagte Shay.
»Nur eine Zeitlang ausgeschaltet«, sagte Jandra. »Ich wäre Jazz nie entkommen, wenn er nicht meinen Flaschengeist wieder mit meinem Nervensystem verbunden hätte.« Sie beugte sich zu ihm herunter und gab ihm einen kurzen, sanften Kuss auf die Stirn. »Und ganz sicher wäre ich nicht entkommen, wenn du nicht da gewesen wärst und für mich gekämpft hättest. «
»Ein paar verärgerte Geister haben geholfen«, sagte Shay. »Bitterholz hat auch eine nicht unbedeutende Rolle gespielt.«
Jandra lächelte schelmisch. »Wenn wir diese Geschichte eines Tages unseren Kindern erzählen, können wir die Teile betonen, in denen du eine gute Figur machst.«
»Unsere Kinder?«, fragte Shay. »Heißt das, du bist … ähm …?«
»Nein, du Dummer«, sagte sie und verdrehte die Augen. »Aber irgendwann einmal. Du bist der erste Mann, der mir das Gefühl gibt, dass es schön ist, ein Mensch zu sein. Du bist derjenige, mit dem ich mein Leben verbringen möchte.«
»Bist du sicher?«, fragte er.
»Du hast zu mir gehalten, als ich dich gebeten habe, mich loszulassen«, sagte sie. »Wie könnte es jemals jemand anderen geben?«
Sie wollten sich gerade küssen, als sich ganz in ihrer Nähe jemand räusperte, und sie brachen ab.
Neben dem Bett stand Vendevorex, Meister der Unsichtbarkeit.
»Tut mir leid, dass ich störe«, sagte er. »Ich wollte mich nur nach dem Befinden des Patienten erkundigen.«
Shay hielt seine Hand hoch. »So gut wie neu.« Er fühlte seinen
Puls. »Ich schätze, du hast auch mein ganzes Blut gefunden. «
»Es war leichter, neues herzustellen«, sagte Vendevorex. »Dein Mark ist ziemlich gesund.«
»War da nicht ein Weltraumloch, um das du dich kümmern musst?«, fragte Jandra.
»Schon geschehen«, sagte Vendevorex.
»Du weißt, wie man Unterraumtore öffnet und schließt?«, wollte Shay wissen.
»Noch nicht«, sagte Vendevorex mit einem Kopfschütteln. »Aber ich weiß, wie man die Moleküle eines Marmortempels zu einer Kugel umgestaltet, deren Radius größer ist als der des Tores. Diese Kugel stellt einen wirkungsvollen Pfropfen dar. Die Erde befindet sich nicht mehr in Gefahr, dass ihre Atmosphäre in den Orbit eines anderen Sterns gesaugt werden könnte.«
»Das sind gute Neuigkeiten«, sagte Shay, obwohl er bis zu diesem Zeitpunkt gar nicht gewusst hatte, dass eine solche Gefahr bestanden hatte.
»Wolltest du nicht nach dem Jungen sehen, den Zeeky gerettet hat?«
Vendevorex neigte den Kopf etwas zur Seite. »Tochter, versuchst du, mich loszuwerden?«
Sie lächelte süffisant. »Möglicherweise.«
»Dann gehe ich«, sagte er. »Du kannst das Geschenk später öffnen.« Die Luft schimmerte, und er verschwand.
»Ist er weg?«
»Das weiß ich nicht«, sagte Jandra. »Er ist wirklich gut darin, sich unsichtbar zu machen.«
»Ich bin weg«, sagte Vendevorex vom Korridor aus.
»Und jetzt zu diesem Kuss«, sagte Jandra.
Shay beugte sich
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